• 10.05.2006 10:55

  • von Adrian Meier

Viel Lob für Sutil nach erstem Freitagseinsatz

Am Nürburgring hatte Adrian Sutil seinen ersten Einsatz als Freitagstestfahrer für MF1 Racing - Lob von Mercedes-Sportchef Norbert Haug

(Motorsport-Total.com) - An den ersten Rennwochenenden der Saison hatten sich bei MF1 Racing Markus Winkelhock und Giorgio Mondini bei der Freitagstestarbeit abgewechselt. Beim Grand Prix von Europa auf dem Nürburgring am vergangenen Wochenende hatte mit Adrian Sutil dann der dritte Freitagstester seinen ersten Einsatz. Der junge Deutsche schlug sich dabei mehr als beachtlich und erntete anschließend viel Lob.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil war bei seinem Debüt als Freitagstester gut unterwegs

Sutil hatte vor dem ersten Freien Training noch reichlich wenig Formel-1-Erfahrung vorzuweisen. Bislang hatte er zum Erhalt der Superlizenz lediglich 300 Kilometer in Valencia in einem Formel-1-Boliden absolviert. Anschließend sollte der Deutsche bei den Testfahrten von MF1 Racing in Silverstone zum Einsatz kommen, um weitere Erfahrungen zu sammeln, jedoch reichte es aufgrund von technischen Problemen nur zu wenigen Runden.#w1#

Beeindruckende Rundenzeit

Umso beachtlicher ist die Leistung, die Sutil bei seinem ersten offiziellen Einsatz an einem Grand-Prix-Wochenende ablieferte. Nach beiden Trainingssitzungen war der 23-Jährige auf Platz zehn zu finden, war damit jeweils der Schnellste seines Teams, vor den Stammpiloten Christijan Albers und Tiago Monteiro. Allerdings profitierte er als Freitagstestfahrer dabei davon, seinen Motor nicht schonen zu müssen und mehr Reifensätze zur Verfügung zu haben.

"Es war ganz speziell, all die Leute auf den Tribünen, die Fotografen, die ganzen Leute um mich herum." Adrian Sutil

Doch auch im Vergleich mit den Rundenzeiten der übrigen Freitagstestfahrer konnte Sutil gut mithalten. So war der Deutsche lediglich knapp zwei Zehntelsekunden langsamer als Robert Kubica, Testpilot des BMW Sauber F1 Teams und bislang bei seinen Freitagseinsätzen meist gut unterwegs. Auch auf Honda-Testpilot Anthony Davidson verlor der MF1-Racing-Fahrer lediglich drei Zehntel.

Anschließend zeigte sich Sutil begeistert von seinem ersten Einsatz: "Es war ganz speziell, all die Leute auf den Tribünen, die Fotografen, die ganzen Leute um mich herum", berichtete er über seine Erlebnisse. "Es war natürlich ganz anders als ein normaler Testtag. Es lief sehr gut." Nachdem er sich in den ersten Runden an sein Arbeitsgerät gewöhnt hatte, lief es dann "besser und besser. Wir haben uns Stück für Stück überall verbessert".

Reifenvorteil als Freitagstester

Seinen zehnten Rang in der ersten Trainingseinheit nahm Sutil zwar erfreut zur Kenntnis, blieb jedoch realistisch: "Es war sehr gut, aber schließlich sind eine Menge der Fahrer nicht auf die Strecke gegangen." Dass er seine Platzierung dann aber auch im zweiten Freien Training bestätigen konnte, wollte der Deutsche zunächst selbst nicht glauben: "Am Ende wurde die Strecke immer schneller, und mit meinem letzten Reifensatz, einem der weicheren Mischung, war ich sehr schnell und hatte eine gute Runde. Darum war ich dann Zehnter! Ich hatte eigentlich einen Platz um 17 oder 18 erwartet. Es war das erste Mal, dass Midland in den Top 10 war, und das, wo ich zum ersten Mal im Auto saß, das war unglaublich", erzählte er begeistert.

"Das war erst mein zweiter richtiger Test in einem Formel-1-Auto, daher hatte ich niemals erwartet, so schnell zu sein!" Adrian Sutil

Überhaupt sei die zweite Trainingseinheit deutlich besser gelaufen als der Vormittag, "wir haben das Auto verbessert und einige Probleme aus dem ersten Training behoben. Wir haben Reifen getestet und einige Modifikationen an der Traktionskontrolle vorgenommen." Dennoch habe er durch die vielen ihm zur Verfügung stehenden Reifensätze Vorteile gehabt.

"Christijan und Tiago hatten nur einen harten und einen weichen Reifen zum Testen, mehr nicht. Ich hatte die doppelte Anzahl und konnte mich zunächst daran gewöhnen." Dennoch habe er keine derart gute Platzierung erwartet: "Das war erst mein zweiter richtiger Test in einem Formel-1-Auto, daher hatte ich niemals erwartet, so schnell zu sein!"

Großes Lob von Norbert Haug

Anschließend bekam Sutil nicht nur von seinem Team, sondern auch von anderer Seite viel Lob: "Sicherlich haben seine Reifen sehr gut funktioniert, aber er musste diese Rundenzeit erst einmal fahren, und er hat noch nicht so viel Erfahrung", erklärte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Daher ist sein zehnter Platz im Feld sehr beeindruckend, auch wenn er mit wenig Sprit unterwegs war. Mein Kompliment."

"Sein zehnter Platz im Feld ist sehr beeindruckend, auch wenn er mit wenig Sprit unterwegs war. Mein Kompliment." Norbert Haug

Haug kennt Sutil dabei bereits aus den vergangenen Jahren. In der Formel-3-Euroserie war der Nachwuchspilot an der Seite des langjährigen Schützlings von McLaren-Mercedes, Lewis Hamilton, mit Mercedes-Motoren unterwegs. Dabei konnte Sutil erstaunlich gut mit dem anerkannt schnellen Briten mithalten, was auch Haug nicht entgangen ist.

"Jeder weiß, wie außergewöhnlich Lewis im vergangenen Jahr war, und er (Sutil; Anm. d. Red.) kam ihm sehr nahe. Wenn man im gleichen Auto nahe an Lewis herankommt, dann hat man großes Potenzial", so der Mercedes-Motorsportchef. "Aber wie gesagt, er war beeindruckend. Ich denke, Midland macht als kleines Team einen guten Job." Dabei ist Sutil nicht der einzige MF1-Racing-Pilot, der zuvor mit Mercedes unterwegs war: Auch Stammpilot Albers fuhr vor seinem Formel-1-Einstieg für die Stuttgarter in der DTM.

Nach seiner guten Leistung auf dem Nürburgring darf sich Sutil derweil auf seinen nächsten Einsatz als Freitagstester freuen, der beim Grand Prix von Frankreich in Magny-Cours im Juli ansteht. In der Zwischenzeit bestreitet der 23-Jährige die japanische Formel-3-Serie, in der er in dieser Saison bereits ein Rennen für sich entscheiden konnte.