Vettels neuer Teamkollege: "Einfach wird es nicht"

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost spricht im Interview über die (geringen) Chancen von Daniel Ricciardo, es 2014 bei Red Bull mit Sebastian Vettel aufzunehmen

(Motorsport-Total.com) - "Wenn du Franz außerhalb der normalen Formel-1-Umgebung kennenlernst, also vielleicht in seinem Büro in Faenza, ist er ein ganz anderer Typ, als der, den die Leute sehen", sagt Daniel Ricciardo und beschreibt seinen (inzwischen ehemaligen) Teamchef bei Toro Rosso, Franz Tost, als "witzigen Kerl. Er hat mir in den vergangenen zwei Jahren Geschichten erzählt, bei denen ich mich vor Lachen fast angepisst habe!"

Titel-Bild zur News: Franz Tost

Franz Tost war in den vergangenen beiden Jahren Daniel Ricciardos Teamchef Zoom

Die Professionalität sei dabei jedoch nicht auf der Strecke geblieben: "Er erklärt uns genau, was er von uns erwartet und was er haben will." Nur vielleicht auf etwas charmantere Art und Weise als "Jungbullen-Dompteur" Helmut Marko, der für sein knorriges Auftreten bekannt ist: "Von Helmut bekommst du etwas mehr Aggressionen ab, aber du weißt ja, wie du das zu nehmen hast. Am Ende des Tages sagen dir beide, was du zu tun hast, und ich denke, beide Arten funktionieren ganz gut. Der Mittelweg dürfte am besten sein."

Nach 30 WM-Punkten in 50 Rennen soll der 24-jährige Australier bereit sein für die vielleicht größte Herausforderung, der sich in jüngerer Vergangenheit ein Formel-1-Fahrer gestellt hat: Sebastian Vettel bei Red Bull zum Teamkollegen bekommen. "Daniel wird sein Bestes geben, aber einfach wird es nicht", sagt Tost im Interview mit 'Motorsport-Total.com' und rät dem Junior, der motorsportlich gesehen gerade dabei ist, ein Mann zu werden, dazu, künftig etwas mehr Zähne zu zeigen.

Und zwar weniger beim Dauerlächeln im Paddock, für das Ricciardo bekannt und äußerst beliebt ist, sondern eher mal in einer ersten Kurve, im beinharten Rad-an-Rad-Kampf gegen Vettel, Alonso & Co. Doch während Tost offenbar daran zweifelt, ob Ricciardo der Aufgabe Vettel schon gewachsen ist, warnt ein anderer davor, den "Milchgesicht-Killer" zu unterschätzen: Man dürfe sich vom netten Lächeln nicht täuschen lassen, denn "ihm wachsen Hörner, wenn er im Auto sitzt", meint etwa Landsmann Alan Jones.

"Milchgesicht-Killer": Nette Fahrer werden nicht Weltmeister

Und der Formel-1-Weltmeister von 1980 muss es wissen, schließlich hat er schon im A1GP-Auto mit Ricciardo zusammengearbeitet: "Wenn du glaubst, er tut dir nicht weh, weil er dir ins Gesicht lächelt, täuschst du dich. Im Auto wird er zu einem anderen Menschen, denn es stimmt, zu nette Fahrer können keine Champions sein."

Franz Tost erklärt im ausführlichen Interview, wie er den neuen Vettel-Herausforderer einschätzt.

Frage: "Herr Tost, Daniel Ricciardo sagt über Sie, dass sie eigentlich ganz anders sind, als man Sie kennt, viel lockerer. Daraus könnte man schlussfolgern, dass Sie sozusagen der 'good Cop' sind, Helmut Marko der 'bad Cop'."
Franz Tost: "Und wer ist dabei der 'bad Cop'?"

Frage: "Das können Sie sich jetzt aussuchen. Aber ganz im Ernst: Daniel meint, Sie sind der ideale Teamchef für einen Rookie, weil sie es verstehen, einerseits zwar durchaus Leistung unmissverständlich zu fordern, es aber trotzdem schaffen, dabei recht amikal zu bleiben."
Tost: "Das ist ganz einfach: Wenn junge Fahrer zu Toro Rosso in die Formel 1 kommen, muss ich die Fahrer zuerst einmal kennenlernen."

Franz Tost und Christian Nimmervoll

Teamchef Franz Tost im Interview mit unserem Chefredakteur Christian Nimmervoll Zoom

"Bei Daniel war es so, dass wir mehrere Gespräche geführt haben. Dann haben wir einige Male zusammen trainiert, sind laufen gegangen - einfach um ein Gefühl zu bekommen, wie so ein Fahrer denkt, was er für Ziele hat, welche Arbeitsmethodiken er pflegt und wie sein Umfeld aussieht. Erst wenn man sich dann ein Bild von so einem Fahrer gemacht hat - das ist zumindest meine Meinung -, kann man mit ihm eine Zusammenarbeit starten."

"Das ist das Gleiche wie jetzt bei Daniil Kwjat. Wir haben uns vor drei Wochen getroffen, hatten ein längeres Gespräch und sind zusammen Mittagessen gegangen, in Faenza. So kriegt man ein gewisses Gefühl für einen Fahrer. Je nachdem, wie sich der Fahrer dann verhält, wird er dann auch von uns geführt."

Keine Probleme, wenn die Lernwilligkeit vorhanden ist

"Das heißt, wenn ein Fahrer motiviert ist, wenn ein Fahrer die Disziplin hat, wenn er den Drang hat, etwas zu lernen, wenn er das Bedürfnis hat, nach vorne zu kommen, wenn er aufnahmefähig ist, dann ist das natürlich eine ganz andere Zusammenarbeit als wenn er diesbezüglich nicht offen ist und eigentlich etwas nicht machen will, was man ihn bittet zu machen. Mit Daniel hat es in der Vergangenheit nie irgendwelche Probleme gegeben, weil er erstens ein sehr talentierter Fahrer ist."

"Zweitens bringt er die nötige Leidenschaft mit, was für mich ganz wichtig ist. Drittens ist er diszipliniert, und viertens will er auch weiterkommen. Dadurch hatte ich mit ihm eine gute Zusammenarbeit. Es hat aber schon Fahrer gegeben, wenn man die fragt, hat es keine gute Zusammenarbeit gegeben."

Frage: "Zum Beispiel?"
Tost: "Die Story kennt man ja. Speed und Liuzzi waren nicht unbedingt die Favourites."

Frage: "Die Geschichte mit der berühmten Ohrfeige."
Tost: "Das ist falsch, die hat es nie gegeben! Aber das Thema ist für mich abgeschlossen, darüber rede ich nicht. Aber wenn das Team merkt, dass ein Fahrer nicht mitzieht, dass sich ein Fahrer nicht steigert, dann gibt es Schwierigkeiten, ganz klar. Das war bei einem Daniel Ricciardo nicht der Fall, deshalb hatten wir beide ein sehr gutes Arbeitsverhältnis. Dasselbe gilt übrigens für Sebastian Vettel. Da hat es auch nie Probleme gegeben."

Frage: "Können Sie sich noch an Ihre allererste Begegnung mit Daniel Ricciardo erinnern?"
Tost: "Ja. Das war ein Rennen der Formel Renault 2.0. Er führte in der Europameisterschaft. Ich glaube, ich habe ihn in Monza zum ersten Mal getroffen. Damals war er schon im Red-Bull-Juniorteam."


Fotostrecke: Die Karriere von Daniel Ricciardo

"Wir haben uns gegenseitig vorgestellt, aber das war verhältnismäßig kurz, denn er ist anschließend in England Formel 3 gefahren. Da habe ich ihn eine Zeit lang nicht gesehen. Als er die Formel Renault 3.5 gefahren ist, sind wir wieder näher zusammengekommen. Er hat dann auch bei Red Bull einen Formel-1-Test gemacht und ist auch bei uns immer wieder vorbeigekommen."

"So haben wir uns unterhalten, über die Technik, über das, was das Auto macht, und so weiter. Ich schaue mir die Nachwuchsrennen immer an. Ich erinnere mich an ein Formel-Renault-3.5-Rennen in Paul Ricard, wo es einen Zweikampf zwischen ihm und Jean-Eric Vergne gab. Über solche Rennen redet man dann. So lernt man sich kennen."

Nicht immer der heutige Sonnyboy gewesen

Frage: "Heute kennt ihn jeder als Strahlemann, immer für einen lockeren Spruch gut. War er damals auch schon so? Die Begegnung mit einem Formel-1-Teamchef kann auf einen jungen Rennfahrer ja doch einschüchternd wirken."
Tost: "Er war damals etwas introvertierter als jetzt. Bei uns im Team hat er sich dann mehr geöffnet, ist lockerer geworden, lacht viel. Er ist immer für irgendeinen Schalk gut. Das war am Anfang nicht so, zumindest mir gegenüber. Es war mehr ein neutrales Beisammensein, nicht von überschwänglichen Emotionen begleitet. Eigentlich ganz normal."

Frage: "Wie war das dann, als entschieden wurde, dass er 2014 für Red Bull fahren wird? Kommt da ein Anruf von Helmut Marko, der sagt: 'Franz, du musst dir jetzt einen neuen Fahrer suchen!'"
Tost: "Helmut hat zu mir gesagt, dass Webber wahrscheinlich woanders hingehen wird und Daniel bei Red Bull im Gespräch ist, dass es gut wäre, wenn er zu Red Bull geht. Für mich war das klar, denn für Toro Rosso ist es ja auch gut, wenn einer aus dem Nachwuchsteam zu Red Bull aufsteigt."

"Ich habe das als sehr positiv empfunden, also gab es überhaupt keine Diskussionen darüber. Das ist nicht so, dass man darüber lange diskutiert oder man stundenlang in Meetings sitzt, sondern Red Bull hat das beschlossen und basta."

Helmut Marko und Franz Tost

Wenn's um die Junioren geht, ist Helmut Marko der Entscheider im Hause Red Bull Zoom

Frage: "War die Tendenz von Anfang an pro Ricciardo oder war der Ausgangspunkt Ricciardo oder Vergne?"
Tost: "Ich persönlich hatte eigentlich das Gefühl, dass es von Anfang an in Richtung Ricciardo gegangen ist. Ganz einfach deshalb, weil Ricciardo erfahrener ist."

"Jean-Eric Vergne hat da und dort schon noch mehr Lernbedarf, gerade was das Qualifying betrifft. Nicht vom reinen Speed her, da sind beide sehr schnell, aber wenn es dann wirklich zählt im Qualifying, dann sieht man einfach bei Ricciardo, dass ihm die Rennen, die er mehr absolviert hat, helfen. Das war sicherlich der ausschlaggebende Punkt für die Entscheidung von Red Bull. Ich finde das auch richtig so."

Vettel hatte mehr Erfahrung: Vergleich schwierig

Frage: "Der letzte Fahrer, den Sie an Red Bull abgegeben haben, war Sebastian Vettel. Können Sie die beiden Fahrer jeweils in dieser Phase Ihrer Karriere, vor dem Absprung von Toro Rosso, miteinander vergleichen?"
Tost: "Das ist schwierig, denn Sebastian Vettel hatte wesentlich mehr Erfahrung, als er zu uns gekommen ist. Sebastian hatte schon bei Williams-BMW getestet. Ich war damals dabei, weil ich für BMW gearbeitet habe."

"Er konnte den ganzen Herbst und Winter testen und hatte sicherlich ein paar tausend Kilometer mehr, als er zu uns gekommen ist. Als er Mitte 2007 zu Toro Rosso gestoßen ist, hat er am Anfang auch einige Zeit gebraucht, bis er sich richtig eingewöhnt hat. Ricciardo kam mehr oder weniger als Neuling zu uns, mit wesentlich weniger Erfahrung. Das ist dann schon ein anderes Arbeiten, denn man muss auf viel mehr Dinge achten, als das bei einem erfahrenen Fahrer der Fall ist."

Frage: "Fast jeder, der damals mit Sebastian Vettel gearbeitet hat, sagt heute, dass man damals schon erkennen konnte, dass der Junge etwas Besonderes ist. Ist das bei Daniel Ricciardo auch so?"
Tost: "Das sagt jetzt im Nachhinein jeder! Es kommt einmal drauf an, wie jemand in die Formel 1 kommt und wie er sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Das ist das Entscheidende."

"Wenn jetzt alle sagen, dass er damals schon etwas Spezielles war, dann muss ich sagen: Beim Einstieg, als er direkt zu uns kam, hat er ganz normal angefangen. Aber während der Saison hat man schon gesehen, dass seine Lernkurve einen extrem steilen Gradienten hat. Das ist der Unterschied zu anderen Fahrern. Wenn ich das jetzt mit Daniel Ricciardo vergleiche, dann hat der auch einen Gradienten. Ob der so steil wird wie der von Vettel, werden wir in Zukunft sehen, wenn er bei Red Bull ist."

Daniel Ricciardo, Franz Tost

Fühlte sich bei Toro Rosso gut aufgehoben: Daniel Ricciardo im Gespräch mit Franz Tost Zoom

Frage: "Zumindest von außen hat es so ausgesehen, dass Daniel förmlich explodiert ist, seit klar war, dass eine Chance auf das Red-Bull-Cockpit besteht. Das zeichnet die großen Fahrer aus, dass sie voll da sind, wenn sich eine Chance bietet. Habt ihr das bei Daniel teamintern so empfunden, wie es von außen ausgesehen hat?"
Tost: "Würde ich jetzt nicht unbedingt so sagen."

"Daniel hatte im Saisonverlauf ein sehr gutes Rennen in China, da wurde er Siebter. Dafür hat Jean-Eric in Kanada, wo er Sechster wurde, ein wirklich tolles Rennen gefahren. Daniel hat sich dann wieder zurückgemeldet, denn in Kanada war er nicht so gut. Ich glaube, dass das mehr damit zusammenhing, wie wir ihnen das Auto zur Verfügung gestellt haben."

"Aber: Daniel hat auf alle Fälle im Qualifying fast bei allen Rennen eine sehr, sehr gute Leistung gebracht. Ob mit Druck, bei Red Bull fahren zu können, oder weil es einfach das Qualifying ist - das ist für mich schwierig zu beurteilen. Tatsache ist, dass er sich mit solchen Leistungen für das Cockpit empfohlen hat."

Wie bewertet Tost die anderen Red-Bull-Junioren?

Frage: "Die andere Frage ist, was nun mit Jean-Eric Vergne passiert, der sich in einem Vakuum befindet. Red Bull ist auf absehbare Zeit zu, von hinten drängen Antonio Felix da Costa und Carlos Sainz jun. nach. Dazu kommt, dass die Chance für einen jungen Fahrer bei Toro Rosso traditionell nicht länger dauert als zwei, drei Jahre."
Tost: "Klar ist, dass nächstes Jahr für ihn ein ganz wichtiges Jahr ist."

"Wenn er sich weiter so entwickelt, wie das bisher der Fall war, dann kann ich mir nur schwer vorstellen, dass man ihn auf die Straße stellt. Ich denke, dass die Paarung Vergne/Kwjat eine gute sein wird. Kwjat wird noch brauchen, zumindest in der ersten Saisonhälfte. Aber er lernt schnell. Ich denke, dass wir da halbwegs gut aufgestellt sind."

"Jean-Eric Vergne hat es in seinen Händen, so wie jeder Fahrer. Wenn er permanent in die Punkte fährt und gute Platzierungen erreicht, dann sehe ich keinen Anlass, ihn auszutauschen. Es kann ja auch mal was passieren, und dann ist es immer gut, wenn man einen Topfahrer hat. Das Ziel ist, dass wir früher oder später vier Topfahrer haben, zwei bei Red Bull und zwei bei Toro Rosso. Wobei bei Toro Rosso natürlich immer ein Platz für den Nachwuchs frei ist."

"Bei Sainz weiß ich nicht genau - wenn ich mir diese Saison anschaue, wird es da noch länger dauern. Und zu Felix da Costa kann ich auch nicht viel sagen. Er hatte dieses Jahr zwei, drei gute Rennen, aber man hat sich letztendlich für Kwjat entschieden, weil der bessere Resultate eingefahren hat."

Daniel Ricciardo

Bereits 2009 absolvierte Daniel Ricciardo seine ersten Formel-1-Tests für Red Bull Zoom

Frage: "Kommen wir wieder zu Daniel Ricciardo. Er stößt jetzt neu ins Red-Bull-Team, wo Sebastian Vettel seit Jahren alles in Grund und Boden fährt, auch Mark Webber. Hat er als Neuling im Team realistisch betrachtet überhaupt eine Chance?"
Tost: "Schwierig. Neben einem vierfachen Weltmeister zu fahren, ist natürlich nicht einfach."

"Ich hoffe, dass der nächstjährige Red Bull so gut funktioniert, wie das in der Vergangenheit der Fall war, dann wird er auf alle Fälle in den ersten zwei Reihen stehen. Das ist schon mal gut. Alles andere werden wir sehen. Aber einen Sebastian Vettel zu schlagen, das wird schwierig."

Änderung des Reglements kein Vorteil für Ricciardo

Frage: "Glauben Sie, dass es für ihn ein Vorteil ist, dass das Reglement verändert wird? Denn Vettel fährt mit diesem Reglement seit Jahren souverän, aber jetzt kommt da doch zumindest ein kleiner möglicher Bruch rein..."
Tost: "Ich glaube nicht, dass Sebastian in irgendeiner Art und Weise gebremst wird. Im Gegenteil: Dadurch, dass er alles so gut unter Kontrolle hat, wird er sich innerhalb kürzester Zeit auf das neue Reglement und auf die neuen technischen Herausforderungen einstellen."

"Er wird wahrscheinlich vor allen anderen die passenden Antworten haben, um seinen Speed aufrechtzuerhalten. Gerade solche Reglementsänderungen helfen solchen Topfahrern, ihren Erfahrungsvorsprung noch mehr auszunutzen. Ich sehe da keinen Vorteil für Daniel."

Frage: "Mit der Erfahrung von Sebastian Vettel, den Sie auch von Toro Rosso zu Red Bull haben gehen sehen: Was ist Ihrer Meinung nach der Bereich, an dem Daniel Ricciardo noch am meisten arbeiten muss?"
Tost: "Er muss in der ersten Runde noch etwas aggressiver werden, wenn er da vorne mit einem Hamilton, mit einem Alonso, mit einem Rosberg kämpfen muss. Ich glaube, dass er da noch an sich arbeiten muss."

Daniel Ricciardo

Im A1GP-Auto arbeitete Daniel Ricciardo mit Landsmann Alan Jones zusammen Zoom

"Ansonsten kann er sehr gut verteidigen. Wenn Daniel vorne ist, überholst du ihn nicht, wenn nicht das Auto irgendwelche Defizite hat. Er macht keine Fehler. Das ist ein riesengroßer Pluspunkt für ihn. Sonst sehe ich eigentlich keine Schwachpunkte."

Frage: "Wenn Sie sagen, er muss aggressiver werden: Nach außen ist er der strahlende Sonnyboy, was vielleicht auch auf sein Image unter Fahrerkollegen abfärbt. Muss er vielleicht in der ersten Saisonhälfte in einer ersten Kurve einfach mal reinhalten, um sich Respekt zu verschaffen?"
Tost: "Möglich, ja. Diese Ratschläge kann man aber nicht geben, weil das alles mit einem Unfall verbunden ist."

Heute erteilt Tost keine Fahrer-Ratschläge mehr

"Ich habe früher den Fehler gemacht, den Fahrern für den Start und die erste Kurve irgendwelche Ratschläge zu geben. Das kannst du aber nicht. Wenn du sagst, er soll links bleiben, dann passiert hundertprozentig links etwas, und wenn du sagst, er soll innen bleiben, dann staut sich innen alles und außen fahren sie an ihm vorbei."

"Das ist alles eine Entscheidung von Hundertstelsekunden, und da darf man den Fahrer nicht beeinflussen. Das ist total falsch. Und es wäre auch völlig falsch, ihm zu sagen, er soll reinhalten und zeigen, wer er ist. Das muss von ihm selbst kommen, das muss sich aus der Rennsituation ergeben. Ich bin davon überzeugt, dass er sich da entsprechend verteidigen wird."

Frage: "Nach Buemi/Alguersuari scheint sich nun auch der Zyklus Ricciardo/Vergne dem Ende zuzuneigen. Wie fällt der Vergleich aus, wenn Sie die beiden Paarungen miteinander vergleichen?"
Tost: "Vergne und Ricciardo hatten einen höheren natürlichen Speed, wobei man sagen muss, dass Buemi vom Speed her auch sehr, sehr gut ist. Alguersuari war meines Erachtens ganz einfach etwas zu langsam."

Daniel Ricciardo, Sebastian Vettel

(Noch?) verstehen sich Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel ganz hervorragend... Zoom

"Ich glaube, dass die zwei Jungs jetzt das Potenzial haben, Rennen zu gewinnen. Ob es dann reicht, um Weltmeisterschaften zu gewinnen, ist ein anderes Kapitel, denn dafür brauchst du auch die Leute, das Umfeld, das Team dazu. Aber vom Speed her sind beide sehr gut."

Frage: "Gab es für Daniel Ricciardo eine Abschiedsparty oder erübrigt sich das, weil er ja im weitesten Sinne in der Familie bleibt?"
Tost: "Wir hatten in Sao Paulo ein Abschiedsessen zum Saisonfinale. Das passt. Wir sind nicht die großen Partytiger. Es ist ja nicht so, dass wir uns nicht mehr sehen, sondern er wurde dort verabschiedet und das war's dann. Ich glaube, dass Daniel seinen Weg machen wird, aber Vettel als Teamkollege ist natürlich ein ganz heißes Eisen, eine Riesenhürde. Er wird sein Bestes geben, aber einfach wird es nicht."