• 07.10.2007 15:21

Vettels Husarenritt in Shanghai

Sebastian Vettel lieferte in Shanghai einen tollen Husarenritt in "Schumi"-Manier ab und freute sich über den schönsten Tag seines Lebens

(Motorsport-Total.com/sid) - Als Sebastian Vettel nach seinem Husarenritt im Ziel war und ihm niemand mehr Platz vier nehmen konnte, da schrie er seine Freude heraus und trommelte mit den Fäusten aufs Lenkrad: "Ja, ja, ja - geschafft!" Damit feierte der 20-Jährige nicht nur sein bislang bestes Formel-1-Ergebnis, er krönte nach einer wahren Achterbahnfahrt der Gefühle auch seine China-Woche.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi und Sebastian Vettel

Sebastian Vettel und Vitantonio Liuzzi erlebten heute eine Sternstunde

Im Fahrerlager ging die Party erst richtig los. Immer wieder warfen ihn die Jungs aus seinem Team nach oben, als Vettel endlich wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stand, freute sich das Supertalent im verregneten Shanghai wie ein Schneekönig. "Das ist fantastisch, einer der schönsten Tage in meinem Leben. Ich habe gezeigt, was ich kann", sagte Vettel.#w1#

Jubel bis lange nach dem Rennen

"Aus dem wird mal was." Gerhard Berger

Völlig durchgeschwitzt stand er da und grinste auch nach einer halben Stunde immer noch über beide Ohren, wie ein Lausbub, der sich über einen gelungenen Streich freut. Das Mannschaftsfoto mit der Tafel "P4", auf dem er immer wieder den Daumen wie "Schumi" in besten Zeiten hochhält, bekommt bei ihm daheim einen Ehrenplatz. Teammitbesitzer Gerhard Berger gab Vettel einen väterlichen Klaps und grinste: "Aus dem wird mal was."

Dabei hing Vettels Coup bis zum Schluss am seidenen Faden, denn der Rookie musste damit rechnen, dass ihm jeden Moment das Benzin ausgeht. Mit dem letzten Tropfen rettete er sich ins Ziel. Für Berger kein Grund zur Panik. "Wir müssen halt sparen - bei diesen Spritpreisen", scherzte der Österreicher.

Er habe in den letzten sieben Tagen ein Wechselbad der Gefühle durchlebt, meinte Vettel. In der Tat: Erst war der Toro-Rosso-Pilot wegen seiner Fahrweise in Fuji um zehn Positionen nach hinten versetzt worden, dann wurde diese Strafe aufgehoben, schließlich musste der Neuling in Shanghai nach einem "Bock" doch fünf Plätze nach hinten. In bester "Schumi"-Manier raste er von Startplatz 17 aber beinahe noch aufs Treppchen.

Es sei einfach ein phänomenaler Moment gewesen, als er über die Ziellinie gefahren sei, meinte Vettel, deshalb habe er seine Freude auch sofort "wie ein Irrer" herausgeschrien. Hinterher war ihm das fast ein wenig peinlich: "Ich hoffe, ich habe die Leute vor dem Fernseher mit meinem lauten Brüllen nicht aufgeweckt."

Toro Rosso wie eine Familie

"Gerade deswegen ist es ein sehr süßer Tag für uns." Gerhard Berger

Toro Rosso habe zwar nicht so ein großes Budget, sagte Vettel, aber man sei eine große Familie. Und man hatte in China vor allem die richtige Strategie. Vettel: "Es war grandios, weil ich wusste, dass ich als Einziger auf einer Einstoppstrategie bin." Und: "Die Leute vergessen oft, dass es Teams wie uns gibt, Super Aguri, Spyker, die auch alle ihr Bestes geben, auch die Fahrer. Gerade deswegen ist es ein sehr süßer Tag für uns."

"Wenn man nach so einem Tiefschlag wie letzte Woche so zurückkommt, dann ist das das größte Gefühl, das man haben kann. Ich glaube, heute Nacht werde ich sehr gut einschlafen", sagte er. "Wir waren im Qualifying auch stark, Elfter und Zwölfter, nur knapp an Q3 vorbei. Seit Saisonbeginn ging es eindeutig aufwärts, vor allem die letzten paar Rennen."

Bei der Feier mit dem ganzen Team wollte er sich am Abend aber zurückhalten, kündigte Vettel an. Es gebe zur Belohnung ein schönes Dinner und ein paar Drinks, sagte der 20-Jährige und fügte mit einem Augenzwinkern schnell hinzu: "Aber zu viel darf ich nicht trinken, dafür bin ich noch zu jung."