• 09.03.2012 14:09

Vettel: "Zu sagen, alles ist perfekt, wäre gelogen"

Sebastian Vettel peilt in der Saison 2012 seinen dritten WM-Titel in Folge an - Erste Einordnung der Konkurrenzfähigkeit erst in Melbourne möglich

(Motorsport-Total.com/SID) - Am 18. März geht es endlich wieder los, Weltmeister Sebastian Vettel ist nach den Testfahrten schon richtig heiß auf das erste Rennen der neuen Formel-1-Saison in Melbourne. "Dort werden dann die Hosen runtergelassen und jeder weiß etwas besser, wo er genau steht", sagt der 24 Jahre alte Red-Bull-Pilot aus Heppenheim.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel hat in dieser Saison den dritten WM-Titel in Folge im Blick

Im Interview spricht Vettel über einen möglichen dritten WM-Titel in Folge, der ihn auf eine Stufe mit Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher heben würde, über seine Eindrücke vom neuen Red Bull RB8 nach den Testfahrten, über das Comeback der Formel 1 in den USA, seinen neuen Physiotherapeuten Heikki Huovinen und eine Wette mit Bernie Ecclestone.

Frage: "Sebastian, du hattest in den vergangenen drei Jahren erst fünf Pole-Positionen, dann zehn und dann 15. Wenn es nach dem Gesetz der Serie geht, wären 2012 deshalb 20 dran ..."
Sebastian Vettel: "Ich glaube, das wird schwer. 2011 war ein ganz besonderes Jahr. Wir dürfen nicht in diesem Jahr in die Saison gehen und erwarten, dass es so weitergeht und das Jahr wieder so verläuft. Man muss da ganz realistisch sein und sich auf jeden Tag einzeln konzentrieren, die Dinge Schritt für Schritt angehen. Wir sind in die Saison 2011 gestartet mit ganz normalen Erwartungen, das Vorjahr zu toppen."

Frage: "Der dritte Titel in Folge wäre schon etwas ganz Besonderes, oder?"
Vettel: "Absolut, ganz klar. Das ist das Ziel. Ich glaube, es gibt keinen im ganzen Fahrerlager, der sagt, ich möchte eine Position schlechter sein als im Jahr davor. Man möchte sich immer verbessern. Und man möchte auch nie weiter hinten ins Ziel kommen als da, von wo man losfährt. Aber man weiß auch, dass eine Saison sehr lang ist, und dass es nicht ein Rennen ist, das wichtig oder entscheidend ist, sondern alle zusammen."

Frage: "Du wärst erst der dritte Fahrer nach Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher, der drei WM-Titel in Folge gewinnt. Ist das ein zusätzlicher Anreiz für dich?"
Vettel: "Dass es nur zwei geschafft haben, dreimal nacheinander Weltmeister zu werden, war mir nicht bewusst. Aller guten Dinge sind drei. Versuchen wir es dieses Jahr also erneut, und vielleicht dürfen wir ja dazustoßen. Das wäre natürlich was ganz Tolles, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Also müssen wir uns gedulden und die Füße auf dem Boden lassen."

Frage: "Erstmals sind in diesem Jahr insgesamt sechs Weltmeister in der Formel 1 unterwegs. Was hältst du davon?"
Vettel: "Einer von sechs Weltmeistern am Start zu sein, ist natürlich was Besonderes - aber hilft einem nicht, die nächste Runde schneller zu fahren oder das Rennen leichter zu bestreiten. Es bezieht sich ja auf etwas Vergangenes und ist natürlich schön, aber wenn man am Start steht, und die Lichter gehen aus, dann konzentriert man sich darauf, was vor einem liegt, nämlich auf das Rennen - und dann ist das eigentlich ziemlich Wurst."

Erster Eindruck vom RB8 positiv, aber noch Probleme zu lösen

Frage: "Wie ist nach den Testfahrten dein Eindruck vom neuen Auto? Genau so gut wie im vergangenen Jahr oder sogar noch besser?"
Vettel: "Das Auto hat sich über die Tests gut bewährt und fast keine Probleme gezeigt, wir sind im Vergleich zum Vorjahr zufrieden. Jetzt zu sagen, alles ist perfekt, wäre gelogen, denn es sind einige Probleme zu lösen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir diese in den Griff bekommen, bevor es losgeht. Eine echte Einschätzung der eigenen Leistung und der Leistung anderer werden wir allerdings erst in Australien geben können."

Sebastian Vettel

Der Red Bull RB8 lief bei den Testfahrten nicht immer wie gewünscht Zoom

Frage: "Wen siehst du nach den Testfahrten als schärfste Konkurrenten? Glaubst du, dass dir in diesem Jahr auch Michael Schumacher gefährlich werden könnte?"
Vettel: "Natürlich sind wir gespannt auf die anderen Teams. Bei den Wintertests haben sich alle besonders zurückgehalten, was es einem wirklich verdammt schwer macht, die Konkurrenz einzuschätzen. Das Positive daran ist aber, dass man umso mehr Zeit hat, sich auf sich selbst zu konzentrieren, um wirklich an jeder Einzelheit zu arbeiten. Letztendlich müssen wir Melbourne abwarten - dort werden dann die Hosen runtergelassen, und jeder weiß etwas besser, wo er genau steht oder ob uns Mercedes beziehungsweise Nico und Michael gefährlich werden können."

Frage: "Es geht in diesem Jahr wieder in die USA. Dort hat deine Karriere mit dem ersten Rennen in Indianapolis angefangen. Ist es für dich etwas Besonderes, wieder in den USA zu fahren?"
Vettel: "Es ist wichtig für die Formel 1, in Amerika zu fahren, und ich freue mich auf das Rennen dort. Ich freue mich auf die Strecke in Austin, eine neue Strecke im Kalender. Ich hoffe, dass dort so ein bisschen wieder das Eis gebrochen werden kann, dass die Begeisterung in Amerika wieder steigt. Denn die Formel 1 ist schon sehr anders als das, was das amerikanische Publikum sonst gewöhnt ist. Auch Texas hat in gewisser Weise seinen Reiz. Ich war noch nie dort, aber es heißt, es sei sehr amerikanisch."

Erste Saison ohne Tommi Pärmakoski

"Ich bin überrascht, dass das so ein Riesenthema ist." Sebastian Vettel über Heikki Huovinen

Frage: "Für dein Training hat es eine Umstellung gegeben. Tommi Pärmakoski ist nicht mehr dein Physiotherapeut. Es hat einen Wechsel gegeben zu Heikki Huovinen. Hat das viel geändert für dich?"
Vettel: "Nein, ich bin überrascht, dass das so ein Riesenthema ist. Ich denke, es kommt sehr oft vor, dass sich gewisse Dinge ändern. Auch beim Team sind manche Leute nicht mehr dabei, die im letzten Jahr noch da waren. Im letzten Jahr waren manche Leute nicht mehr dabei, die im Jahr davor dabei waren. Dafür kommen dann neue. Das ist ganz normal. Jeder lebt ja auch sein eigenes Leben. Es gab keinen Streit zwischen uns, der Weg hat sich so ergeben, ich habe jemand neues gefunden. Damit ist das Thema erledigt. Es ist auch etwas, womit man ganz professionell umgeht. Es ist keine riesengroße Umstellung."

Frage: "Du hattest zuletzt schon ein kleines verbales Scharmützel mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Er hätte gerne, dass die Saison nicht erneut so langweilig würde. Du hast geantwortet, es könne aus deiner Sicht gerne so langweilig bleiben, wie es zuletzt war. Hast du ihm schon eine Wette angeboten?"
Vettel: "Nein, er wettet ja sehr gerne, aber er ist bis jetzt noch nicht an mich herangetreten. Wenn überhaupt, ist so etwas eher im Spaß gemeint. Es fällt einem immer leicht, einen Tipp abzugeben über Dinge, die einen nicht wirklich betreffen. Eine Wette, die mich selbst einschließen würde - so weit würde ich es nicht kommen lassen."