• 13.11.2010 20:27

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Wir brauchen ein bisschen Glück"

Der Red-Bull-Pilot über ein spannendes Qualifying, seine Taktik für das Rennen und die Hoffnungen, doch noch den WM-Titel zu gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Das ist eine entscheidende Pole zu einer entscheidenden Zeit. Du hast nun eine großartige Chance, der jüngste Weltmeister aller Zeiten zu werden."
Sebastian Vettel: "Ja, wir starten von der Pole, es könnte nicht besser sein. Ich denke, dass es eine harte Qualifyingeinheit war. Wir wussten, dass die Bedingungen schwierig sein würden. In der Nacht gehen die Temperaturen ein wenig zurück."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Vettel weiß, dass er am Sonntag eine ordentliche Position Glück braucht

"Gestern Nachmittag, oder am späten Abend, sahen wir im Training nicht allzu gut aus, und wir waren nicht zu 100 Prozent glücklich. Ich denke jedoch, dass wir heute einen großen Schritt nach vorn gemacht haben, der es uns erlaubt hat, um die Pole zu kämpfen. Ich denke, dass es vor allem mit Lewis sehr eng zuging."

"Schlussendlich denke ich, dass es womöglich die bessere Wahl gewesen wäre, wenn wir zwei Versuche absolviert hätten. Ich war überrascht, wie sehr sich der Kurs verbessert hat, aber nichtsdestotrotz sind wir als Letzter auf die Strecke gegangen und haben es geschafft. Heute haben alle sehr gute Arbeit geleistet, das gesamte Team. Es war eine enge Einheit. Ich freue mich nun auf den morgigen Tag. Mal schauen, was passiert."

Frage: "Du hast in dieser Saison zehn Poles geholt. Es war ein wahnsinniges Jahr."
Vettel: "Ja, definitiv. Ich hatte an einem anderen Tag ein paar Statistiken vor mir liegen, wie viele Poles ein paar Fahrer geholt haben. Jungs wie Senna, Prost, Michael. Sie stehen alle vorne, und mit zehn Poles bin ich nicht an der Spitze. Vielleicht kann ich daran kommendes Jahr arbeiten."

"Es war jedoch dennoch ein phänomenale Qualifying, ich hatte keine Probleme und das Auto war wie immer sehr konkurrenzfähig. Ich bin sehr zufrieden. Es ist eine großartige Leistung, in einer Saison zehn Poles zu holen. Das zeigt auch, wie gut unser Auto ist."

Frage: "Morgen wird der Titelkampf entschieden. Was sind deine Gedanken, wenn du in diesen gewaltigen Tag gehst?"
Vettel: "Nun, ich freue mich auf das Rennen. Ich mag diese Strecke. Im vergangenen Jahr habe ich hier eine sehr gute Erfahrung gemacht, und das Auto war fantastisch. Ich glaube, dass das Auto im Rennen sogar noch stärker ist, wir werden sehen."

"Wie Fernando und Lewis schon gesagt haben, es ist ein langes Rennen und es kann alles passieren. Wir müssen es also Schritt für Schritt angehen. Heute haben wir den bestmöglichen Job erledigt. Wir stehen vor allen anderen. Wenn wir sicherstellen, dass wir dort morgen bleiben, so denke ich, dass wir unser Maximum gegeben haben. Dann schauen wir, was passiert."

Frage: "Angesichts der Position in der Meisterschaft und der Situation, dass du auf der Pole-Position stehst, gibt es noch drei weitere Jungs, die liebend gerne auf dieser Pole stehen würden. Wie fühlt sich das an?"
Vettel: "Gut."

Frage: "Wie gut?"
Vettel: "Sehr gut. Das war meiner Meinung nach heute eine schwierige Qualifyingeinheit. Auch im vergangenen Jahr war es hier schwierig, denn die Bedingungen verändern sich zwischen dem so genannten Morgen, aber das ist am Nachmittag, und dem Abend. Wir wussten, dass es schwierig werden würde, und niemand weiß wirklich, was man erwarten kann, welcher Reifen am besten sein wird. Das war schwierig."

"Normalerweise sieht man kurze Versuche. Die Leute gehen auf eine Runde, das ist hier anders. Der Kurs hat sich stark verbessert. Schlussendlich habe ich im dritten Qualifying-Durchgang nur einen Versuch absolviert. Wir warteten dreieinhalb Minuten, dann gingen wir auf die Strecke und fuhren drei Runden. Es war knapp, aber es hat gereicht."

"Rückblickend würde ich sagen, dass wir wohl ein wenig schneller gewesen wären, wenn wir zwei Versuche durchgeführt hätten. Aber wenn es jemanden gibt, dem man dafür die Schuld geben kann, dann mir selbst, denn ich dachte, dass es vielleicht zu riskant wäre, wenn der weiche Reifen auf seiner ersten Runde nicht bereit ist, die Reifen noch nicht bei der Musik sind. Ich entschied mich für einen Versuch, und das hat funktioniert."

"Schlussendlich denke ich, dass wir sehr gute Arbeit geleistet haben, das Maximum erreichten. Ich habe es gerade zuvor erwähnt, zehn Pole-Positionen in einer Saison, das ist nicht allzu schlecht. Was immer jetzt noch kommt, ist meiner Meinung nach sowieso ein Bonus. Das haben wir schon während der vergangenen paar Rennen gesagt."

"Meine Saison hatte ihre Höhen und Tiefen, und wir sollten uns in einer anderen Position befinden, aber das ist nicht der Fall. Dennoch befinden wir uns in einer starken Position. Wir haben das Auto hier auf die Pole gestellt, das ist für das morgige Rennen entscheidend."

"Es ist ein langes Rennen, es können viele Dinge passieren. Wir werden sehen. Das Auto scheint schnell zu sein, ich freue mich aus diesem Grund. Ich weiß es nicht, gibt es in diesem Jahr ein Auto zu gewinnen? Das wäre eine schöne Überraschung wie im vergangenen Jahr, also freue ich mich darauf."

Frage: "Nimmt dies etwas von dem Druck weg, unter dem du stehst, oder verspürst du keinerlei Druck?"
Vettel: "Es ist immer knapp, wenn du weißt, dass du das Auto hast, mit dem du in die erste Reihe fahren kannst, idealerweise auf Pole. Ich denke, dass es hier ziemlich knapp war, besonders am Ende mit Lewis. Ich denke, lediglich drei oder vier Hundertstelsekunden lagen schlussendlich zwischen uns."

"Es war eng, und als ich langsamer machte und sie immer noch auf ihren schnellen Runden waren, da sie sich dazu entschieden entschieden hatten, zwei Versuche zu absolvieren, versuchte ich, so viele Rückmeldungen zu erhalten wie möglich. Am Ende muss man einfach warten. Man kann es nicht ändern. Es hat ausgereicht und das ist gut."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Abu Dhabi, Samstag


"In Bezug auf den Druck müssen wir schauen, in welcher Position wir uns befinden. Wir führen nicht diese Meisterschaft an, auf Fernando und Mark lastet also womöglich mehr Druck. Wir geben unser Maximum. Wir befinden uns in einer ähnlichen Position wie Lewis, und genießen es, hier zu fahren. Wir versuchen, morgen zu gewinnen, was den Rest angeht, werden wir sehen, was passiert."

Frage: "Du hast heute eine Menge aus dem Auto herausgeholt. Vorher hast du gesagt, dass ihr es im Vergleich zu gestern deutlich verändert habt?"
Vettel: "Ja, das haben wir. Ich meine, es war nicht schrecklich. Wir lagen lediglich zwei Zehntelsekunden hinter Lewis und McLaren. Man kennt die Benzinmengen und so weiter nicht, aber ich denke, dass die Geschwindigkeit in Ordnung war. Wir waren womöglich in Bezug auf die Qualifying-Geschwindigkeit nicht glücklich, viel glücklicher mit der Geschwindigkeit im Rennen."

"Heute haben wir einen Schritt nach vorn gemacht. Wir haben nichts Dramatisches verändert, nicht Großes. Ich denke, dass es kleine Schritte sind, die es uns einfach ermöglicht haben, ein wenig schneller zu fahren. Es ist sehr schwierig."

"Angesichts der Bedingungen ist es eine schwierige Strecke. Man muss die gesamte Zeit über wach bleiben, das haben wir meiner Meinung nach gestern gemacht. Wir arbeiteten hart und weit bis in die Nacht, und das hat sich bezahlt gemacht. Wir werden aus diesem Grund sehen, was morgen passiert."

Frage: "Warum machst du dir so viele Sorgen um das Aufwärmen der Reifen? Hat es etwas mit der Charakteristik der Strecke hier zu tun, liegt es am Setup?"
Vettel: "Das liegt an der Strecke. Wir haben im vergangenen Jahr gesehen, dass alle im ersten Qualifying-Durchgang einen Versuch durchführten, einen im zweiten Qualifying-Teil und einen im dritten Durchgang. In diesem Jahr sind die Reifen ein wenig anders. Vielleicht hilft das ein wenig. Am Abend gehen die Temperaturen zurück, die Lufttemperatur lässt deutlich nach, auch die Asphalttemperatur geht zurück. Nicht dramatisch, aber es gibt natürlich keine Sonne, kein Tageslicht mehr, es ändert sich also ein wenig."

"Wie ich schon gesagt habe denke ich, dass wir gestern nicht so konkurrenzfähig waren wie heutes. Heute Abend war es viel besser, und ja, ich denke, dass ich das womöglich so sehr spüren konnte wie alle anderen Autos. Die Strecke hat sich ziemlich deutlich verbessert."

"Es war eine schwierige Entscheidung, aber schlussendlich ist alles, was man benötigt, im Qualifying eine Runde, also sind wir eine Runde gefahren. Wir stehen dahinter und wir haben es immer noch geschafft. Rückblickend hätten wir es erneut machen können mit dem Wissen, über das wir nun verfügen."

"Wir würden uns dazu entscheiden, im dritten Qualifying-Durchgang zwei Versuche zu fahren, einfach weil es einem ein wenig mehr Sicherheit verschafft. Man hat jedes Mal einen Reifen, und man ist in der Lage, mit einem neuen Satz lediglich eine Runde Druck zu machen. Man versucht, nicht über die nächste Runde nachzudenken, und vielleicht zu Beginn nicht allzu viel Druck zu machen usw."

"Ich denke, dass es für gewöhnlich leichter ist, wenn es eine klare Angelegenheit ist - eine Runde und noch eine Runde -, aber wie ich schon sagte, aufgrund der Bedingungen hier und so weiter ist es womöglich keine so klare Sache wie auf anderen Strecken."

Frage: "Die Diskussionen der vergangenen Tage und Wochen sind zu diesem Zeitpunkt vielleicht etwas nutzlos. Was würdest du fühlen, wenn du morgen das Rennen gewinnst und Red Bull die Fahrermeisterschaft gewonnen hat?"
Vettel: "Nun, das hängt davon ab. Wenn ich es gewinne, dann werde ich sehr glücklich sein, falls nicht, dann werden wir schauen, wer ansonsten gewinnt."

"Zwischen den Trainingseinheiten ist eine Menge passiert. Wir waren nicht so glücklich wie heute, und ich bin natürlich mit dem Ergebnis heute sehr glücklich. Mark hatte im dritten Qualifying-Durchgang sehr zu kämpfen. Ich weiß noch nicht, was ihm passiert ist, denn ich denke, dass wir im ersten und im zweiten Qualifying-Durchgang ziemlich eng beieinanderlagen."

"Erneut sehen wir, wie schnell sich die Dinge ändern können. Das Wichtigste ist jedoch, dass man einen kühlen Kopf bewahrt und sich auf sich selbst konzentriert, so wie ich das während der vergangenen paar Tage gesagt habe. Wir versuchen zu tun, was wir tun können, den Rest werden wir dann sehen, oder auch nicht."

¿pbvin|512|3275|vettel|0|1pb¿Frage: "Du befindest dich in einer Position, in der du dich in Bezug auf die Weltmeisterschaft auf die Ergebnisse der anderen verlässt. Ich denke, dass du womöglich ziemlich erleichtert bist, an der Spitze zu stehen. Aber wie sehr wirst du auf die Situation auf der Strecke während des Rennens morgen blicken?"
Vettel: "Nun, das Hauptziel ist es, das Rennen morgen zu beenden. Das erfordert einen guten Start, und natürlich so weit vorne wie möglich. Es hängt nicht von mir ab, alles was ich tun kann, ist unsere Leistung zu maximieren. Wir müssen uns auf uns fokussieren, und dann liegt es an den anderen, die abliefern müssen. Wir gehen es aus diesem Grund Schritt für Schritt an. So ist es nun einmal."

"Wir wussten das schon, bevor wir nach Brasilien gingen, bevor wir hierherkamen, bevor wir das Rennen hier, die Veranstaltung begannen. Wie üblich müssen wir uns auf einem guten Start fokussieren. Die Starts waren zuletzt gut, dann werden wir sehen, was passiert."

"Ich hatte schon am Donnerstag gesagt, dass es sehr eng aussieht, enger als womöglich an anderen Orten, denn Ferrari ist stark und McLaren ist sehr stark. Es wird ein langes Rennen. Nach dem Rennens gibt es rund um die Strecke Bildschirme. Dann werde ich wohl ausreichend Zeit haben, um zu schauen, wo die anderen ins Ziel gekommen sind, und ob es etwas zum Feiern gibt oder nicht."

Frage: "Neben dir steht morgen Lewis Hamilton. Inwiefern ist das vielleicht sogar die bessere Lösung?"
Vettel: "Wir werden nach dem Rennen sehen, ob das gut war oder nicht. Das ist schwer zu sagen, ich bin kein Prophet. Wir konzentrieren uns wie immer auf uns und versuchen, einen guten Start hinzubekommen. Es ist sicherlich besser, als Erster loszufahren als als Zweiter. Das haben wir im vergangenen Rennen durchgemacht, da muss man erstmal am anderen vorbeikommen."

"Wenn man es sich aussuchen kann, dann entscheidet man sich immer für die Pole. Mal sehen, es ist eine lange erste Runde mit vielen Geraden. Aber das Auto fühlt sich gut an, gerade mit viel Benzin an Bord waren wir gestern stark unterwegs."

Frage: "Lewis hat gesagt, dass er nichts zu verlieren hat, am Start aggressiv sein wird. Wie gehst du damit um?"
Vettel: "Ich hoffe, dass er von meinem Hinterreifen weg bleibt! Er war dieses Jahr ein paarmal ziemlich knapp dran. Ich befinde mich in der Weltmeisterschaft in einer etwas besseren Position als Lewis. Aber es ist auch bei mir so. Ich versuche mein Bestes zu geben und fahre hart."

Frage: "Was steht heute Abend noch auf dem Programm?"
Vettel: "Das übliche. Erst einmal muss ich hier die ganzen Fragen beantworten. Dann darf ich mich umziehen, danach haben wir noch eine Besprechung. Zunächst einmal besprechen wir das Qualifying, was gut war, was nicht so gut war, dann den morgigen Tag. Hat alles so geklappt wie geplant, ist irgendetwas danebengegangen?"

"Irgendwann gibt es heute Abend etwas zu futtern, dann lege ich mich ins Bett. Morgen stehe ich auf, mache mich fertig und hoffentlich bin ich pünktlich da, damit ich den Start nicht verpasste. Und dann fahren wir los."

Frage: "Wie ist nach der Pole-Position noch die Hoffnung und der Wille, die Weltmeisterschaft zu gewinnen?"
Vettel: "So groß wie davor auch. Unsere Situation ist keine einfache und das Ergebnis liegt nicht in unserer Hand. Wir müssen auf ein bisschen Glück hoffen, aber wir glauben daran, schon das ganze Jahr. Mit den Schwierigkeiten, die wir hatten, befinden wir uns glaube ich dennoch in einer guten Position. Morgen starten wir von der Pole, besser könnte es nicht sein."

Frage: "Nerven hast du, auf was kommt es morgen noch an?"
Vettel: "Dass alles hält, dass der Start gut klappt, dass wir schnell genug sind und dass wir keine Probleme haben. Wie immer eigentlich."

Frage: "Glaubst du, dass dich dein Teamkollege unterstützen kann, der jetzt vielleicht keine Chancen mehr hat, wenn es denn so weit ist?"
Vettel: "Jetzt dreht sich der Spieß um. In den vergangenen Tagen hatte ich diese Fragen, davor hatte er sie vielleicht. Ich glaube, wir fahren beide unser Rennen und versuchen, das Beste zu geben."

"In meinem Fall ist die Taktik klar, wir fahren von ganz vorne los, da will man keinen Platz abgeben. Wir hoffen, dass wir auch vorne ins Ziel fahren. Der Rest wird sich ergeben oder nicht."

Frage: "Wie werden deiner Meinung nach morgen die weicheren Reifen funktionieren?"
Vettel: "Das ist eine berechtigte Frage. Ich würde sagen, dass die Reifen morgen eine große Rolle spielen werden. Die Frage ist, wie groß diese sein wird. Wir erwarten kein Desaster, wie wir es womöglich in Kanada hatten, dass die Reifen leicht auseinanderfallen."

"Wir könnten jedoch verschiedene Strategien sehen, und die Frage ist, wie lange der Reifen bei allen auf dem ersten Rennabschnitt hält, wie schmutzig die Strecke zu Beginn sein wird, und so weiter. Die Frage ist auch, wie schnell man in einen Rhythmus kommt. Das können fünf, zehn oder 15 Runden sein."

"Wenn es keine Überraschungen gibt, dann sollte es ein Ein-Boxenstopp-Rennen sein, bei dem man auf den weichen Reifen losfährt. Ich habe meinem Strategie-Kerl gesagt, dass er mir eine siegreiche Strategie ausarbeiten soll. Das habe ich ihm auch vergangenes Wochenende gesagt, und ich denke, dass er das auch dieses Wochenende wieder machen wird."