• 19.07.2012 23:14

Vettel: "Wie ein Traum, der wahr wird ..."

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel spricht über sein Heimrennen in Hockenheim und über seinen großen Traum, im berühmten Motodrom zu siegen

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat an diesem Wochenende nur einen Wunsch: endlich einmal auch vor seinem Heimpublikum zu siegen. Das ist dem zweimaligen Weltmeister in seiner noch kurzen Formel-1-Karriere bislang nämlich nicht gelungen. Am Sonntag könnte es aber so weit sein, weshalb die Vorfreude beim Heppenheimer schon jetzt sehr groß ist. In seiner Medienrunde spricht Vettel aber auch über die Situation in der Fahrer-WM und über seine Halbzeitbilanz zur Rennsaison 2012.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel würde nur zu gern vor heimischem Publikum zum Sieg fahren

Frage: "Sebastian, wie lautet dein Ausblick auf den Hockenheimring?"
Sebastian Vettel: "Ich freue mich auf das Wochenende. Ich hoffe, es kommen viele Leute, die uns, die mir die Daumen drücken. Ich hoffe auch auf ein gutes Rennen."

Frage: "Was gefällt dir am besten an diesem Wochenende und dieser Strecke?"
Vettel: "Die gesamte Atmosphäre. Wenn man morgens an die Strecke kommt, sind schon unheimlich viele Fans ebenfalls auf dem Weg. Klar: Wenn man dann im Auto sitzt, auf die Tribünen schaut, viele Leute da und viele deutsche Flaggen zu sehen sind ... Es sind solche Kleinigkeiten. Bei der Autogrammstunde ist viel los."

"Wir bekommen viel Zuspruch. Beim Training merkst du bei einem Blick auf die Haupttribüne, die Leute sind da und unterstützen dich. Sie halten zu dir. Egal, ob es gut oder vielleicht nicht so gut für dich läuft. Natürlich möchte man möglichst viel zurückgeben, aber naja, manchmal liegt das nicht in den eigenen Händen. Trotzdem werden wir voll angreifen und am Wochenende alles versuchen."

"Das wäre schon etwas ganz Besonderes." Sebastian Vettel

Frage: "Einen Heimsieg hast du noch nicht. Wie wichtig wäre dir ein solcher Triumph?"
Vettel: "Das wäre schon etwas ganz Besonderes. Auf jeden Fall. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht jedes Jahr probieren würde. Ich denke, wir waren teilweise nahe dran. Bis jetzt hat es aber noch nicht geklappt."

Frage: "Vier von fünf Fans sagen, dir gelingt 2012 der Heimsieg. Warum haben diese vier Fans Recht?"
Vettel: "Na, weil es jetzt klappen muss (lacht; Anm. d. Red.). Nein, ich würde mich natürlich sehr freuen. Das Ziel ist absolut klar. Die Vorzeichen stehen gut."

Ist der Hockenheimring eine Red-Bull-Strecke?

Frage: "Wie wichtig ist es, den Schwung aus Silverstone mitzunehmen?"
Vettel: "Das ist immer wichtig für das gesamte Team. Mark hat das Rennen gewonnen. Wir alle machen Druck und sind motiviert, um diesen Trend aufrechtzuerhalten. Wir versuchen, auch hier ein gutes Ergebnis einzufahren. Ein Platz auf dem Treppchen wäre ein klasse Ergebnis für mich. Ein Sieg wäre wie ein Traum, der wahr wird."

Frage: "Wie ist es auf dieser Strecke um eure Leistungsfähigkeit bestellt? Was glaubst du?"
Vettel: "Schauen wir einmal. Im Vergleich zu den beiden letzten Strecken, Valencia und Silverstone, handelt es sich hier um eine Mischung. Der Hockenheimring ist nicht ganz so schnell wie Silverstone und nicht ganz so langsam wie Valencia. Es liegt irgendwo mittendrin."

"Ich hoffe, ich kann meinen Teil dazu beitragen, dass es klappt." Sebastian Vettel

"Das sollte uns eigentlich entgegen kommen - vor allem der erste und der letzte Sektor. Uns ist klar: Im mittleren Abschnitt brauchen wir sehr viel Power. Das war noch nie unsere Philosophie und vielleicht war es auch noch nie unsere Stärke. Ich denke, es wird sich ausgleichen. Das Auto sollte gut funktionieren. Ich hoffe, ich kann meinen Teil dazu beitragen, dass es klappt."

Frage: "Wer ist aus deiner Sicht dein größerer Konkurrent? Dein Teamkollege Mark Webber oder Ferrari-Pilot Fernando Alonso?"
Vettel: "Ich denke, es ist noch zu früh, um das so direkt hinzustellen. Beide liegen vor mir. Deshalb muss man beide auf der Rechnung haben. Es gibt aber auch noch Andere, die mitfahren."

"Sein Hauptaugenmerk nur auf die beiden zu legen, glaube ich, wäre nicht richtig. Wir haben noch viele Rennen vor uns. Es ist in diesem Jahr noch ein langer Weg. Wenn man zu früh etwas mehr auf den einen oder anderen schaut, vergisst man vielleicht, auf sich selbst zu schauen. Das haben wir noch nie so gemacht und haben es auch jetzt nicht vor."

Der Feind in meinem Bett ...

Frage: "Mark Webber fährt das gleiche Auto, du kennst alle Daten - und trotzdem ist er vorn ..."
Vettel: "Naja. Ich meine, wir hatten in diesem Jahr schon gute Rennen. Andere waren nicht so gut. Vielleicht lief nicht immer alles so, wie wir uns das gewünscht hatten. Ich glaube, da kann jeder sein eigenes Lied singen. Wie gesagt: Ich denke, so etwas gleicht sich spätestens zum Saisonende aus."

Frage: "Ist es ein Vorteil, den Rivalen im eigenen Team zu haben?"
Vettel: "Es ist ja nicht so, dass ich ihn vorher nicht gehabt hätte oder dass ich ihn jetzt mehr hätte als sonst. Es ist klar, dass jetzt andere Fragen gestellt werden. Ich denke aber, an der Situation hat sich nichts verändert. So nehme ich das für mich wahr - wie sonst auch."

"Wir mögen nicht gerade beste Freunde sein, aber das ist ja keine Katastrophe." Sebastian Vettel

"Ich habe den Fahrermarkt natürlich in letzter Zeit genau so verfolgt wie jeder andere auch. Ich wusste etwas mehr, aber nicht so viel mehr. Mark und ich kommen ziemlich gut miteinander aus. Wir mögen vielleicht nicht gerade beste Freunde sein, aber das ist ja keine Katastrophe. Die Leute stellen das gern ins falsche Licht. Wir respektieren uns sehr. Das ist gut für das Team. Wir arbeiten gut zusammen und sie kennen uns."

Frage: "Ist das vielleicht wie in der Schule: Man schiebt den Zettel weg, damit der Andere nicht abschreiben kann?"
Vettel: "Nein, eigentlich nicht. Von meiner Seite her war das noch nie so. Ich war noch nie davon überzeugt, dass das lange hält oder wirklich was bringt. Ich denke, es wäre falsch, sich gegenseitig etwas zu verheimlichen. Man muss als Team zusammenarbeiten. Das habe ich immer probiert. Alles andere ergibt aus meiner Sicht heraus keinen Sinn."

Frage: "Ihr fordert euch gegenseitig, ist das richtig?"
Vettel: "Absolut. Er ist nicht zufrieden, wenn ich vor ihm bin. Ich bin nicht zufrieden, wenn er vor mir ist. So sollte es auch sein. Wenn man sich gegenseitig in die Kiste fährt, was uns schon passiert ist, dann ist das natürlich nicht so gut. Wie ich aber schon sagte: Das Team ist zufrieden und wir respektieren uns. Das ist das Wichtigste."

Bisher lief nicht alles glatt

Frage: "Hast du im Hinblick auf den WM-Stand mehr Druck als 2011?"
Vettel: "Weiß ich nicht. Ich schaue ihn mir nicht an. Ihr braucht ihn mir auch nicht zu sagen. Das macht ihr eh oft genug. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wie viele Punkte man braucht oder wie viele Punkte ich jetzt hintendran bin oder nicht."

"Es bleibt, denke ich, nach wie vor so spannend und unberechenbar." Sebastian Vettel

"Ich glaube, es ist mehr als ein Punkt, aber weniger als hundert Punkte. Es kann noch vieles passieren. Das haben wir dieses Jahr schon gesehen. Es sieht nicht danach aus, dass das in den nächsten Rennen komplett aufhören wird. Es bleibt, denke ich, nach wie vor so spannend und unberechenbar. Deshalb: Ich weiß, wie weit der Weg noch ist und wie viel noch passieren kann."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Deutschland


Frage: "Wie lautet deine persönliche Halbzeitbilanz?"
Vettel: "Ich denke, bis jetzt gut. Es ist immer schwierig, Bilanz zu ziehen. Dann muss man sich auch fragen, welche Ziele man sich von vorneherein gesetzt hat. Mit Sicherheit hätten wir uns den Anfang der Saison ein bisschen besser vorgestellt."

"Ich glaube, wir hatten zu keiner Zeit ein Auto, mit dem man nur hinterher fahren konnte. Das Paket war immer konkurrenzfähig, um vorn reinzufahren. Bei zwei Rennen kamen wir leider nicht ins Ziel. Dafür gibt es Gründe, doch ändern kann man es nicht mehr. Da hinterherzuweinen bringt auch nichts. Schauen wir, dass wir in der zweiten Halbzeit, nach Möglichkeit immer ins Ziel kommen und viele Punkte einfahren."

Frage: "Wie siehst du die Situation auf dem Nürburgring?"
Vettel: "Es sieht sicherlich nicht mehr so gut aus wie vor einem Jahr, aber man hofft natürlich, dass es relativ rasch eine Meldung in die andere Richtung gibt. Es wäre sonst ein großer Verlust für uns und für die Formel 1, wenn man das Rennen am Nürburgring verlieren würde."