Vettel über neue Formel-1-Autos: "Weiß nicht, ob mir das liegt"

Wie sich der frühere Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel über seinen Aston Martin AMR22 für die Saison 2022 äußert und was er sich vom neuen Reglement verspricht

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat viel gelächelt bei der Präsentation des Aston Martin AMR22. Und die Stimmung beim viermaligen Formel-1-Weltmeister aus Deutschland ist wirklich gut, schließlich könne es in der Saison 2022 nur bergauf gehen mit seinem Team, meint Vettel, der 2021 mit einem Podestplatz und 43 Punkten auf WM-Rang zwölf gefahren war. Sein Rennstall war in der Konstrukteurswertung auf P7 gewertet worden.

Titel-Bild zur News: Lance Stroll und Sebastian Vettel mit dem neuen Aston Martin AMR22 für die Formel-1-Saison 2022

Lance Stroll und Sebastian Vettel mit dem neuen Aston Martin AMR22 für die Formel-1-Saison 2022 Zoom

Und das neue Formel-1-Reglement biete Aston Martin in jedem Fall eine Chance, die das britische Team im Vorjahr so nicht gehabt habe: "Wir können dieses Auto weiterentwickeln", erklärt Vettel. "Das haben wir 2021 wahrscheinlich über drei Viertel der Saison nicht getan. Also ja, 2022 wird ganz anders werden."

Ihm und seiner Mannschaft sei im vergangenen Jahr "von Anfang an klar" gewesen, "dass uns eine lange und schwierige Saison ins Haus stehen würde", sagt Vettel weiter. "Jetzt erhoffen wir uns ein besseres Jahr. Wir sind hoffentlich besser in Form als 2021."

Was Vettel über die neuen Formel-1-Autos denkt

Ganz neue Formen stellt der AMR22 im Vergleich zum Vorgänger AMR21 zur Schau, natürlich vor allem reglementbedingt. "Sieht auf jeden Fall anders aus", meint Vettel und erkennt "was Futuristisches" im Design seines neuen Rennwagens.

Das Fahrzeug wirke "ein bisschen anders" als die bisherigen Formel-1-Autos. "Das haben wir ja 2021 schon [bei der Designstudie der Formel 1] und bei diesem Fake-Modell [bei der Präsentation von Red Bull] gesehen", sagt Vettel. Auch die neuen 18-Zoll-Räder ließen das Fahrzeug "anders" aussehen.

Aber ist "anders" auch erfolgreich? Vettel: "Gut wird letzten Endes definiert, wie schnell das Auto fährt, und nicht, wie es aussieht. Es ist ein sehr, sehr schönes Auto, aber schön ist immer das, was am schnellsten ist."


Fotostrecke: Formel 1 2022: Der neue Aston Martin AMR22 von Sebastian Vettel

Warum Simulator-Erkenntnisse nicht alles sind

Und er habe noch "keine Ahnung", wie sich der neue Rennwagen fahren lasse und ob ihm das neue Formel-1-Reglement bei seinem Fahrstil entgegenkomme, so Vettel. Er erklärt: "Im Simulator ist es sehr schwierig, ein wirkliches Gespür dafür zu bekommen. Es ist doch noch ein bisschen zu weit weg, und manche Dinge werden sich, glaube ich, nie ersetzen lassen."

Das Verhalten der Reifen auf der Strecke zum Beispiel lasse sich virtuell nicht 1:1 nachbilden. "Das hat aber einen großen Einfluss darauf, wie man fährt, wie man die Kurve attackiert", meint Vettel. Und es sei "sehr schwierig, die Reifen [im Simulator] genau deckungsgleich [zur Realität] zu programmieren. "Vor allem, wenn man die Reifen noch nicht so gut kennt."

Die Reifen als Fragezeichen vor der Saison 2022

Weil die Formel 1 von 13- auf 18-Zoll-Räder wechsle, stünden die Ingenieure "ein bisschen vor dem Ungewissen" und könnten nicht mehr auf die Erfahrung der jüngeren Vergangenheit bauen, sagt Vettel. "Ob das mir liegt oder nicht, weiß ich nicht."

"Ich glaube, man muss sich ja immer anpassen. Natürlich gibt es manche Dinge, die fallen einen eher in den Schoß als andere, aber unterm Strich ist ja die Kunst, sich auch anzupassen an ein neues Auto, neue Reifen oder ein neues Reglement oder was immer es ist."

Er könne vor der ersten Probefahrt auf der echten Rennstrecke nur festhalten, dass sich die neue Generation der Formel-1-Autos "ein bisschen anders" anfühle. Vieles hänge aber von den noch Reifen ab, die man bisher kaum habe ausprobieren können, schon gar nicht am neuen AMR22.


Fotos: Formel-1-Autos 2022: Präsentation Aston Martin AMR22


"Wir hatten vergangenes Jahr zwei [Reifen-] Tests. Da hat man eine Ahnung, aber ich glaube, es wird sich noch zeigen müssen, wie die neuen Reifen mit den neuen Autos interagieren", erklärt Vettel.

Vettel: Autos werden schneller auf den Geraden

Seine Prognose: "Die Autos werden auf den Geraden ein bisschen schneller sein." Das Abtriebsniveau der neuen Rennwagen sei jedoch "geschwindigkeitsabhängig", so meint Vettel weiter. "Das heißt, in schnellen Kurven werden wir sehr viel Abtrieb haben, in langsamen Kurven weniger. Wie das dann in Kombination ist mit den Reifen, wie die Autos zu fahren sind, weiß ich nicht, das lässt sich im Moment nur erahnen."

Er gehe davon aus, das Fahrverhalten ändere sich geringfügig. Vor allem aber erwartet Vettel, "dass der Grenzbereich nicht so breit ist, dass es eher mehr mitten auf einer scharfen Kante ist". Was er damit meint: "Wenn der Grip abreißt, dass man dann schneller rutscht, oder schneller das Auto verliert. Dass es mehr Zeit kostet, das Auto abzufangen."


Aston Martin AMR22: Die Analyse im Video

Das war die Präsentation des AMR22: Was Aston Martin noch auf die Topteams fehlt und Sebastian Vettel von seinem künftigen Formel-1-Auto hält. Weitere Formel-1-Videos

Zum jetzigen Zeitpunkt seien das aber nur Vermutungen, sagt Vettel. "Wir müssen uns überraschen lassen. Ich weiß nicht, inwieweit vielleicht der erste Test da ein Maßstab sein wird, weil die Bedingungen in Barcelona wahrscheinlich anders sind im Vergleich zu Bahrain oder wenn es wärmer wird."

Wie heißt wohl Vettels neuer Aston Martin?

Und eine eigene Überraschung behält sich Vettel noch vor: Die zur Bezeichnung seines Aston Martins, der wie Vettels bisherige Autos wieder einen Spitznamen erhalten soll. Er wisse aber "noch nicht", wie er sein Auto nennen wolle, sagt Vettel.

"Ich wurde inzwischen schon so oft dazu befragt, dass ich mir allmählich Gedanken mache über ein paar Namen. Ich bin allerdings noch unentschlossen. Und üblicherweise lege ich das ja auch nicht alleine fest, sondern zusammen mit meinen Mechanikern."


Fotostrecke: Von "Abbey" bis "Suzy": So tauft Sebastian Vettel seine Autos

"Vergangenes Jahr sind wir auf Honey Ryder gekommen, weil es sich um den ersten Aston Martin gehandelt hatte, meinen ersten, [daher] das erste Bond-Girl. Es muss aber nicht zwingend [wieder] ein Bond-Girl sein. Ich weiß nicht. Wir werden uns aber auf jeden Fall etwas einfallen lassen."