• 10.10.2010 09:35

  • von Roman Wittemeier

"Suzuka-Seb": Vettel siegt erneut in Japan

Sebastian Vettel hält sich mit seinem dritten Saisonsieg im WM-Rennen - Webber und Alonso auf dem Podest, McLaren in Problemen - Große Kobayashi-Show

(Motorsport-Total.com) - Am Sonntag herrschte in Suzuka endlich wieder Red-Bull-Wetter. Die Sonne schien, am Ende strahlten auch Sebastian Vettel und Mark Webber. Die beiden Red-Bull-Piloten wurden ihrer Favoritenrolle in Japan gerecht und feierten einen Doppelsieg, der allerdings nicht ganz so dominant ausfiel wie erwartet. Fernando Alonso konnte vor allem in der zweiten Rennhälfte gut mithalten und sicherte sich den dritten Rang.

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Sebastian Vettel

Vettel holte sich von der Pole-Position den zweiten Suzuka-Sieg in Folge

Schon weit vor dem Start in den Grand Prix von Japan gab es den ersten spektakulären Ausfall. Lucas di Grassi schraubte seinen Virgin in der Runde auf dem Weg zur Startaufstellung in der schnellen 130R tief in die Reifenstapel. "Ich kann es mir nicht erklären", so der Brasilianer, der dem Wrack unverletzt entkommen konnte. Das Team wollte von einem Technikfehler jedenfalls nichts wissen.

So gingen nur 23 Autos in den viertletzten Lauf des Jahres. Beim Start setzte sich Vettel deutlich gegen seinen Teamkollegen Webber durch, der seinen zweiten Rang sogar noch an Robert Kubica abgeben musste. Doch der polnische Renault-Pilot hatte nicht lange Freude. Kubica verlor während einer Safety-Car-Phase ein Hinterrad und musste seinen Wagen abstellen.

Das Sicherheitsfahrzeug war zu Beginn rundenlang auf der Strecke, weil die Bergungsmannschaften reichlich Kleinholz beseitigen mussten. Nico Hülkenberg (Williams) geriet nach einem mäßigen Start mit Vitaly Petrov (Renault) aneinander. "Ich musste ausweichen und wurde dann getroffen", berichtet der Deutsche, der sein Automobil ebenso sofort nach dem Start parken musste wie Petrov.

Nur wenige Meter später schoss sich der ohnehin nach einem schlechten Qualifying frustrierte Felipe Massa aus dem Rennen. Der Brasilianer war von Startplatz zwölf gekommen und wollte in der ersten Kurve zu viel. Leider riss der Ferrari-Pilot gleich auch noch Vitantonio Liuzzi mit. "Ich bin einfach abgeschossen worden", sagt der Force-India-Pilot genervt.

Vitaly Petrov

Vitaly Petrov in den Leitplanken: Renault brachte kein Autos ins Ziel Zoom

Nachdem die Strecke nach insgesamt sechs Runden hinter dem Safety-Car endlich wieder freigegeben wurde, gab es für Vettel und Webber zunächst keine Gegenwehr. Die beiden Red Bulls zogen vorne davon, Fernando Alonso konnte das Tempo in der ersten Rennhälfte nicht mitgehen. Erst nach den Reifenwechseln zeigte sich ein leicht verändertes Bild. Der Ferrari lief plötzlich besser und konnte mithalten.

Doch ein Angriff auf seinen womöglich dritten Sieg in Folge konnte Alonso nicht mehr starten. Es hatte den Anschein, als hätten die Red Bulls für Notfälle stets etwas in der Hinterhand. So blieb es bis zum Ende bei der teaminternen Reihenfolge Vettel vor Webber. "Perfekt und fantastisch - was für eine Teamleistung", jubelt Teamchef Christian Horner, der eine "mittelgroße" Siegesfeier in Aussicht stellt.

"Wir mussten auf die Strategie von Jenson aufpassen. Unser Auto war aber perfekt für diese Strecke", sagt Horner. Allerdings stellten die McLarens niemals eine ernsthafte Bedrohung dar. Jenson Button konnte mit seinen harten Reifen zwar sehr lange draußen bleiben, aber er war damit schlichtweg nicht schnell genug. Nach dem Stopp fiel der Champion sogar vorübergehend hinter Lewis Hamilton zurück.

Dem Weltmeister von 2008 blieb das Pech allerdings auch im Rennen treu. Zuerst begann es mit Bremsproblemen, später fiel bei seinem brandneuen Getriebe der dritte Gang aus. Hamilton musste Button ziehen lassen, konnte den MP4-25 aber hinter seinem Teamkollegen vorsichtig auf Platz fünf ins Ziel tragen - endlich mal wieder Punkte für den 25-Jährigen.


Fotos: Großer Preis von Japan, Sonntag


Hinter den britischen Silberpfeilen hätten eigentlich die beiden deutschen Silberpfeile über die Linie kommen sollen. Nico Rosberg und Michael Schumacher boten über viele Runden einen Mercedes-Paarflug. Der Rekorchampion machte einen starken Eindruck, griff seinen jungen Kollegen immer wieder an. Doch Rosberg wehrte sich bis kurz vor dem Ende - dann der Knall.

In den schnellen Esses flog Rosberg ein Rad ab, der Deutsche schlug heftig ein, verletzte sich zum Glück aber nicht. "Da ist mir die Hinterachse gebrochen", berichtet er. "Den Einschlag habe ich kaum gespürt." Für Schumacher war somit der Weg endgültig zum guten sechsten Platz frei. Hinter dem Deutschen kam der Mann des Tages über die Linie: Kamui Kobayashi. Der Japaner zog vor heimischer Kulisse eine gigantische Show ab.

Kobayashi zog auf spektakuläre Weise an beiden Toro Rossos vorbei, schnappte sich unter anderem auch Sauber-Teamkollege Nick Heidfeld und Rubens Barrichello (Williams), die später hinter ihm auf den Plätzen acht und neun einliefen. Besonders großartig war Kobayashis zweite Begegnung mit Jaime Alguersuari (Toro Rosso), an dem er sich außem mit Fahrzeugkontakt vorbeipresste. "Es war ganz nett", gibt sich der Japaner auch nach dem Rennen locker.

Felipe Massa, Vitantonio Liuzzi

Schrott: Felipe Massa bohrt seinen F10 in den Wagen von Vitantonio Liuzzi Zoom

Weniger nett endete der Arbeitstag für Adrian Sutil (Force India). Der Deutsche lag lange Zeit mit seinem schlecht liegenden Wagen auf Punktekurs, aber er kam nicht durch. Wenige Runden vor dem Ende platzte der Motor, Sutil drehte sich auf dem eigenen Öl weg, konnte sich aber noch an die Box schleppen. Es half nichts: Der Gräfelfinger musste aussteigen und auf Punkte verzichten. Den letzten Zähler ergatterte Sébastien Buemi (Toro Rosso).

In der WM bleibt die Saison nach dem heutigen Red-Bull-Doppelerfolg spannend. Mark Webber (220 Punkte) hat seine Führung weiter ausgebaut, dahinter liegen Fernando Alonso und Sebastian Vettel (jeweils 206) nun gleichauf. McLaren ist der große Verlierer des Wochenendes. Lewis Hamilton (192) und Jenson Button (189) haben den Anschluss etwas verloren. Außerdem wird bei Hamilton nun wohl ein weiterer Getriebwechsel fällig.