• 24.08.2008 12:28

  • von Fabian Hust

Vettel sieht keinen großen Motoren-Vorteil

Wenn es um die Gründe geht, dass Toro Rosso in Valencia stärker ist als Red Bull Racing, gehen die Meinungen der Beteiligten auseinander

(Motorsport-Total.com) - Die Team-Mitglieder der Scuderia Toro Rosso konnten nach der Qualifikation zum Großen Preis von Europa mit stolz geschwellter Brust durch das Fahrerlager laufen. Schließlich hatten es sowohl Sebastian Vettel als auch Sébastien Bourdais geschafft, beide Autos des größeren Schwester-Teams Red Bull Racing hinter sich zu lassen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel glaubt nicht, dass er deutlich mehr PS hat

Vettel fuhr sogar die schnellste Runde der drei Qualifying-Einheiten, landete am Ende auf Platz sechs, Bourdais wurde Zehnter. Dahingegen beendeten Mark Webber und David Coulthard das Zeitenfahren auf den Plätzen 14 und 17.#w1#

Während im Heck des Red Bull-Autos der Renault-Motor steckt, geht Toro Rosso mit Ferrari-Triebwerken an den Start, die nach Ansicht von Mark Webber, aber auch nach Meinung von Renault-Fahrer Fernando Alonso, stärker sind als die französischen Aggregate.

"Gegen diese Motorleistung kannst du nicht mithalten", erklärte Webber unseren Kollegen von 'autosport.com'. "Sie haben im Moment ein stärkeres Paket, auch wenn ihre Fahrer natürlich gute Arbeit leisten". Die Theorie mit der besseren Motorleistung unterstützt die Tatsache, dass vier Autos mit Ferrari-Triebwerken auf den Geraden die Schnellsten waren.

Der Unterschied wäre jedoch immens, denn schließlich war der Zeiten-Unterschied der "zwei exakt gleichen Autos" (Zitat Webber) gewaltig. So fehlte im ersten Qualifying-Durchgang, als alle vier Autos noch dabei waren, Webber fast eine halbe Sekunde auf Vettel.

"Meiner Meinung nach liegt Toro Rosso nach den vergangenen paar Rennen nun definitiv vor Red Bull", so Alonso. "Wenn der Toro Rosso konkurrenzfähig ist, dann wissen wir, dass Sebastian in den Top-Positionen zu finden ist. Das war eine großartige Leistung, ein großartiges Wochenende. Ich denke, dass sie im Rennen eine sehr große Chance haben, viele Punkte zu holen. Dies ist nun ein weiterer Gegner, den wir haben."

Kurioserweise wechselt Vettel kommendes Jahr von Toro Rosso zu Red Bull, was eigentlich ein Aufstieg sein soll, der im Moment jedoch wohl ein Abstieg wäre: "Er könnte sich wünschen, dass er kommendes Jahr einen Ferrari-Motor unter seinem Hintern weiß", grinst Webber.

"Das gesamte Team, inklusive mir, waren überrascht, wie schnell wir im Qualifying fahren konnten", zeigte sich Vettel am Samstag gelassen. "Wenn es dafür eine Erklärung gibt oder man einen Grund hören möchte, dann denke ich, dass die Antwort darauf lautet, dass wir perfekte Arbeit geleistet haben. Wir haben 100 Prozent unseres Potenzials genutzt, keine Fehler gemacht, und das muss auch für die Zukunft unser Ziel sein."

Das Team, das bekanntlich mit dem alten Auto in die neue Saison gestartet war, kommt immer besser zurecht, man versteht das Auto besser, aber auch das Team kann sich steigern: "Wenn es ein Problem gibt, oder etwas, das der Fahrer nicht so sehr mag oder uns auf der Strecke einschränkt, dann wissen wir, wie wir dieses Problem angehen können. Das könnte ein Grund sein, warum wir hier so stark sind."

Dass der Deutsche im zweiten Qualifying-Teil sogar an der Spitze auftauchte, überraschte ihn sehr: "Es gibt keinen Grund, dort herum zu spielen oder etwas zu verstecken, dort fahren alle leer. Es war aus diesem Grund sehr überraschend und sehr positiv. In der dritten Qualifying-Einheit hätten wir eine Position weiter vorn stehen sollen, aber ich leistete mir auf dem letzten Versuch einen Fehler. Für den Start ist dies jedoch eine gute Position."

Vettel selbst geht jedoch nach wie vor davon aus, dass Red Bull Racing "einen Schritt voraus ist", auch wenn man dies in Valencia nicht gesehen hat: "Ich glaube, dass sie am Freitag etwas ausprobiert haben, vielleicht hat sie dies etwas verwirrt. Es ist dann schwierig, sofort wieder in den Rhythmus zu kommen. Wenn man auf einem verlorenen Posten steht, dann macht es dies womöglich nur noch schlimmer."

Auch in Bezug auf die Motorleistung sieht Vettel "keinen großen Unterschied": "Es ist nicht so, dass man drei, vier oder fünf Zehntelsekunden nur dem Motor zuschreiben kann. Angesichts des Reglements liegen meiner Meinung nach alle Motoren-Hersteller eng beieinander. Vielleicht hat ein Motor auf einer bestimmten Strecke einen Vorteil, das hängt von der Charakteristik ab. Aber meiner Meinung nach spielen mehr Dinge eine Schlüsselrolle, die aerodynamische Effizienz, welches Paket du verwendest und wie viel Abtrieb du einsetzt."

Unabhängig davon glaubt Vettel jedoch, dass der Ferrari-Motor "einer der stärksten im gesamten Feld" ist: "Ich denke, dass dies stimmt, aber wie ich schon gesagt habe, ist es schwierig zu sagen, ob man nur wegen des Motors Zeit gutmacht. Es gibt drei unterschiedliche Teams, die einen Ferrari-Motor einsetzen. Manchmal liegen sie eng zusammen, manchmal weit auseinander. Das hängt von vielen verschiedenen Dingen ab."

Im Rennen hofft Vettel, dass er zumindest einen Punkt holen kann, auch wenn er davon ausgeht, dass es ein langes und sehr hartes Rennen geben wird: "Aber wir haben ein gutes Auto und ich bin zuversichtlich. Ich bleibe mit beiden Beinen auf dem Boden, das Rennen erfordert jede Menge Konzentration."