• 26.09.2010 19:24

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Nach einer Weile geht einem das auf den Keks"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel über seinen zweiten Platz in Singapur, die Verfolgung von Fernando Alonso und seine WM-Aussichten

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel folgte Fernando Alonso beim Großen Preis von Singapur wie ein Schatten, doch der Red-Bull-Fahrer wartete vergeblich auf einen Fehler des Ferrari-Piloten, der nach 61 Runden als der Sieger des Nachtrennens abgewinkt wurde. So blieb Vettel nichts anderes übrig, als sich mit dem zweiten Platz und 18 WM-Punkten zufrieden zu geben. Damit kann sich der 23-Jährige aber prima arrangieren, wie er in seiner Medienrunde nach dem Flutlicht-Grand-Prix 2010 zu Protokoll gibt.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel nahm seine Niederlage gegen Fernando Alonso recht gelassen

Frage: "Sebastian, den Sieg hast du verpasst, aber es gibt sicherlich trotzdem Grund zur Freude, oder?"
Sebastian Vettel: "Ich denke schon. Insgesamt sind es 18 Gründe zur Freude. 18 Punkte für den zweiten Platz sind zu diesem Zeitpunkt unheimlich wichtig. Singapur ist ein sehr schwieriges Rennen und eines der härtesten überhaupt. Es war sehr lang und im Auto natürlich auch sehr warm. Ich versuchte, Fernando nach Möglichkeit immer unter Druck zu setzen, damit er einen Fehler macht. Ein paar kleinere gab es, aber eben keinen großen."#w1#

"Ansonsten ist es hier fast unmöglich, vorbeizukommen." Sebastian Vettel

"Einen roten Fleck gab es heute keinen an der Wand (lacht; Anm. d. Red.). Ich denke, wir hätten vielleicht ein bisschen schneller fahren können. Die Frage ist, wie viel Luft er noch hatte. Er hatte es ja im Prinzip recht einfach, denn er musste ja nur da ein bisschen Gas geben, wo man möglicherweise überholen könnte, und in der Kurve davor. Ansonsten ist es hier fast unmöglich, vorbeizukommen."

"Ich hing meistens etwa eine Sekunde hinter ihm und da merkt man einfach, wie man mehr und mehr Grip verliert, je näher man dran ist. Dann fällt man für ein bis zwei Runden wieder etwas zurück, bis sich die Reifen etwas erholt haben, und fährt erneut ran. Nach einer Weile geht einem das ein bisschen auf den Keks, weil es bis zum Ende ja doch einige Runden sind."

"Wir waren ja doch ein bisschen weit weg vom Rest des Feldes." Sebastian Vettel

"Man denkt sich: 'Mensch, könnte er dir nicht einmal einen Gefallen tun?' Er ist aber ein sehr gutes Rennen gefahren. Ich denke, uns beiden gefällt diese Strecke hier sehr gut. Wir waren ja doch ein bisschen weit weg vom Rest des Feldes. Nichtsdestotrotz funktioniert das Auto gut und wir hatten keine Probleme."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Singapur


"Am Anfang waren wir vielleicht etwas eng mit den Bremsen, deswegen konnte ich nicht ganz so nahe an ihm dranbleiben, wie ich vielleicht wollte. Wir mussten halt zusehen, dass wir die Anfangsphase mit dem schweren Auto überstehen konnten. Gegen Ende war es besser. Wie man gesehen hat, konnte ich in dieser Phase auch etwas mehr Druck machen."

Vettel will weiterhin Druck machen

Frage: "Fernando und du kamen in der gleichen Runde zum Boxenstopp herein. Was wäre gewesen, wenn du einen Umlauf länger draußen geblieben wärst? Hätte es dann gereicht?"
Vettel: "Ich glaube nicht. Dadurch, dass ich Fernando ein bisschen Luft geben musste, um die Bremsen und den Motor besser zu kühlen, musste ich diese drei, vier Sekunden, die ich nun hinter ihm lag, bis zum Boxenstopp wieder aufholen."

"Ich musste alles geben und machte Boden gut." Sebastian Vettel

"Eben bis zu dem Fenster, in dem wir seinen Stopp vermutet hatten. Das kam auch gut hin. Ich musste alles geben und machte Boden gut. Das hat prima funktioniert. Die Hinterreifen haben sich da natürlich nicht bedankt. Ich denke, eine Runde später hereinzukommen, hätte nichts gebracht."

"Die neuen harten Reifen waren dann doch auf Anhieb viel schneller. Man fährt ja in einer solchen Situation ein indirektes Duell gegen den anderen. Die harten Reifen hatten jedenfalls gleich viel mehr Grip als die alten Pneus."

Frage: "War Platz zwei das Optimum in Singapur?"
Vettel: "Das Auto war vielleicht gut und schnell genug, um auf Platz eins zu fahren. In der Qualifikation war der Haken aber vermutlich ein bisschen groß. Daran hat es vielleicht gefehlt. Der Start war sehr gut, nur hat es halt nicht ganz gereicht."

"Das Auto war aber gut genug, um zumindest die Geschwindigkeit mitzugehen." Sebastian Vettel

"Der Weg zur ersten Kurve ist nicht lang genug. Danach versuchte ich, meinen Vordermann unter Druck zu setzen und in einen Fehler zu treiben, doch das hat nicht funktioniert. Das Auto war aber gut genug, um zumindest die Geschwindigkeit mitzugehen, die Fernando an der Spitze vorgelegt hat."

Frage: "Wie siehst du nun die Situation in der WM?"
Vettel: "Es sieht besser aus, als vor dem Rennen (lacht; Anm. d. Red.). Meiner Meinung nach haben wir in den vergangenen beiden Rennen mehr oder weniger das Optimum für uns heraus- und auch aufgeholt. Es sah schon einmal schlechter aus. Wir haben ja noch einige Rennen Zeit. Da ist noch alles möglich."

Frage: "Du hast 21 Punkte Rückstand auf deinen Teamkollegen und somit auf die WM-Spitze. Bist du noch optimistisch?"
Vettel: "Ja. War ich das schon einmal nicht?"