• 22.06.2008 19:20

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Lewis hätte mich vorbeilassen können"

Sebastian Vettel im Interview über den Zwischenfall mit Lewis Hamilton und seine solide, aber unbelohnte Fahrt zu Platz zwölf in Magny-Cours

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel war heute einer der Aufreger des Rennens - und zwar nicht wegen seines zwölften Platzes, sondern vielmehr wegen der Aktion in der Nürburgring-Schikane, als er von Lewis Hamilton durch Abschneiden der Schikane überholt und nicht mehr vorbeigelassen wurde, was zu einer Durchfahrstrafe für den McLaren-Mercedes-Piloten führte. Vettel selbst war mit seiner Leistung zufrieden, wie er in der Toro-Rosso-Hospitality verriet.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel legte in Magny-Cours ein starkes Rennwochenende hin

Frage: "Sebastian, wie ist das Rennen aus deiner Sicht gelaufen? Am Ende bist du Zwölfter geworden."
Sebastian Vettel: "Ich denke, wir können zufrieden sein. Es war ein fehlerfreies Rennen, auch mit guten Pitstops. Ich hatte einen guten Start. In der ersten Kurve war ich Seite an Seite mit Heikki, aber ich musste zurückstecken. Ansonsten war es soweit gut. Ich hatte leider einmal ein bisschen Verkehr, als Nakajima vor meiner Nase war. Es war sehr schwierig, ihn zu überholen. Williams war generell auf einem langen ersten Stint - vielleicht haben sie mit Regen spekuliert. Insgesamt können wir zufrieden sein mit dem Ergebnis."#w1#

Durchfahrstrafe für Hamilton

"Mir war schnell klar, dass er die Schikane schneiden muss." Sebastian Vettel

Frage: "Wie hast du die Situation mit Lewis Hamilton gesehen?"
Vettel: "Er hatte einen etwas besseren Ausgang aus der Adelaide-Spitzkehre heraus. Ich war innen, um meine Position zu verteidigen, und hatte die bessere Linie für Kurve sechs und sieben. Lewis war außen, kam mit ein bisschen Überschuss an. Ich bin vom Gas gegangen und habe gebremst, da war er noch voll drauf. Da habe ich gedacht: Das ist der Grund, warum es gestern nicht für das dritte Qualifying gereicht hat! Aber mir war schnell klar, dass er die Schikane schneiden muss. Anfangs habe ich mich darüber gar nicht beschwert, aber das Team hat mir Bescheid gegeben, dass er dafür eine Durchfahrstrafe bekommt."

Frage: "Hätte er dich wieder durchlassen müssen?"
Vettel: "Ja, ich glaube schon. Dadurch, dass er den inneren Teil komplett geschnitten hat, war er durch und hat sich nach vorne orientiert. Ich hatte ähnliche Situationen in der Hafenschikane in Monaco, als ich zu spät auf der Bremse war - wenn es nicht gereicht hat, musste ich halt geradeaus fahren. Dadurch habe ich ein, zwei Autos überholt, diese wieder vorbeigelassen - und damit war das Thema erledigt. Wenn man davor bleibt, ist natürlich mit so einer Strafe zu rechnen. Ich denke, Lewis hätte mich vorbeilassen können, denn er war mit überlegenem Material unterwegs und hätte mich gleich wieder überholen können."

Frage: "Wie waren die Bedingungen am Ende?"
Vettel: "Ich habe gehofft, dass es zu regnen beginnt, aber es war dann nicht so."

Frage: "Nick Heidfeld war meistens hinter dir. Hattest du irgendwelche Probleme mit ihm?"
Vettel: "Nein, eigentlich nicht. Ich konnte ihn gut in Schach halten. Er kam beide Male zum gleichen Zeitpunkt wie ich an die Box, war also auch nicht schwerer. Aber normalerweise kann man BMW nicht in unsere Region einordnen."

Zuversicht für Silverstone

"Wir brauchen noch ein bisschen Zeit mit dem Auto." Sebastian Vettel

Frage: "Was erwartest du dir für Silverstone?"
Vettel: "Silverstone ist eine ähnliche Strecke wie hier, mit sehr vielen schnellen Kurven - das liegt unserem Auto sehr gut. Lassen wir uns überraschen. Ich bin recht zuversichtlich. Das Rennen heute war wichtig, auch wenn es auf dem Papier nur ein zwölfter Platz ist. Damit können wir zufrieden sein. In letzter Zeit war das nicht der Fall. Es geht bergauf. Wir haben noch zwei, drei Sachen zu testen. Der Barcelona-Test war mit Sicherheit nicht genug. Wir brauchen noch ein bisschen Zeit mit dem Auto, aber hier konnte man schon sehen, dass es in die richtige Richtung geht."

Frage: "Wie lange wirst du in Silverstone testen?"
Vettel: "Eineinhalb Tage."

Frage: "Wie viel habt ihr im heutigen Rennen über das neue Auto gelernt? Magny-Cours war ja die erste echte Rennstrecke nach Monaco und Kanada..."
Vettel: "Ja, absolut. Es war mit Sicherheit kein einfaches Rennen. Wir hatten Probleme mit der Vorderachse, hatten Graining. Das macht es nicht leichter, aber insgesamt muss man sagen, dass der Speed sehr gut war, wenn ich freie Fahrt hatte. Ich war ähnlich schnell unterwegs wie David (Coulthard; Anm. d. Red.). Beim Boxenstopp hatte ich dann Pech, dass ich hinter Timo (Glock; Anm. d. Red.) rauskam. Ansonsten hat es aber schon gepasst."

Frage: "Lag euer Auto hier besser als in Monaco oder Kanada?"
Vettel: "Magny-Cours ist eine ganz andere Strecke mit einer ganz anderen Charakteristik. Das kann man nicht vergleichen."

Frage: "Eine letzte Frage noch: Wo wirst du nächstes Jahr fahren?"
Vettel: "Hoffentlich in der Formel 1! Im Moment gibt es Wichtigeres für mich. Wir fangen gerade an, mit dem neuen Auto riesige Schritte nach vorne zu machen. Darauf konzentriere ich mich, denn langsam kommen wir in Gang."