powered by Motorsport.com
  • 30.07.2011 19:22

Vettel: "Fühle mich im Auto viel wohler"

Zum achten Mal hat sich Sebastian Vettel in dieser Saison die Pole-Position gesichert - Im Interview spricht der Weltmeister über die Gründe für den Formanstieg seit Freitag

(Motorsport-Total.com) - Weltmeister Sebastian Vettel hat nach einem schwierigen ersten Trainingstag auf dem Hungaroring am Samstag zugeschlagen und sich zum achten Mal in dieser Saison die Pole-Position gesichert. Red Bull hatte die gesamte Nacht gearbeitet und einen der vier Joker gezogen, um die Sperrstunde zu verlängern. Die Arbeit hatte sich ausgezahlt. Der Deutsche startete im dritten Freien Training mit der Bestzeit und legte in der Qualifikation nach. Vettel fühlt sich im Auto wieder wohl und freut sich über den besten Startplatz.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Weltmeister Sebastian Vettel hat sich am Samstag in starker Form präsentiert

Frage: "Du hast die schnellste Runde genau im richtigen Moment gedreht, nämlich ganz am Ende, als es um die Pole ging."
Sebastian Vettel: "Ja, es war nach dem schwierigen Freitag, als die anderen Jungs etwas schneller waren, ein gutes Qualifying für uns. Es scheint, dass wir das Richtige gemacht haben. Ich fühlte mich heute Vormittag besser. In Q1 und in Q2 ging es nur darum, es in den letzten Abschnitt zu schaffen. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Resultat. Wir haben über Nacht viel am Auto verändert. Die Mechaniker haben sehr hart gearbeitet und kaum Schlaf gefunden. Mit diesem Ergebnis kann ich mich am besten bei ihnen bedanken. Ich bin sehr glücklich. Ich habe das Vertrauen wieder. Ich fühlte mich heute im Auto viel wohler, weshalb ich mich auf morgen freue."

Frage: "Wie unerwartet kam die Pole?"
Vettel: "Nach dem gestrigen Tag ist es eine große Überraschung, weil wir gestern nicht schnell genug waren. Wir haben uns sehr schwer getan, aber schon heute Vormittag ist es besser gelaufen. Wir haben uns schon gedacht, dass wir stark in das Qualifying gehen. Wie stark, das weiß man aber nie. Im Endeffekt war es sehr eng. Beide McLaren waren am Ende sehr stark, aber wir haben die Nase vorne."

Frage: "Adrian Newey hat sich während des Trainings dein Heck genau angesehen. Gab es irgendwelche Probleme mit dem Heckflügel oder DRS?"
Vettel: "Nein, ich habe nur gesehen, dass sie am Heckflügel arbeiten. Ich habe das im Fernsehen gesehen, aber ich weiß nicht, ob es irgendwelche Probleme gab. Sollte es welche gegeben haben, dann haben sie es gerichtet. Das Auto war auf der Strecke in Ordnung. Ich habe nie gespürt, dass etwas nicht passt."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Ungarn, Samstag


Frage: "Das war also kein Grund, der dich nervös hätte machen können?"
Vettel: "Nein, nicht wirklich. Ich vertraue ihnen. Ich vertraue auf das, was sie tun, denn sie wissen, was zu tun ist. Ich weiß nicht, was das Problem war und werde sie später fragen. Auf der Strecke gab es keine Schwierigkeiten. Alles war in Ordnung und das Auto war schnell. Ich bin also sehr zufrieden."

Keine Probleme mit KERS

Frage: "Gab es bei deinem Auto Probleme mit KERS?"
Vettel: "Nein. Ich habe gehört, dass Mark damit Schwierigkeiten hatte. Bei mir lief alles wie am Schnürchen."

Frage: "Der Wind war heute sehr stark. Kann das im Rennen zu Schwierigkeiten führen?"
Vettel: "Ja, kann sein. Wenn man sich zu sehr darauf verlässt, oder der Wind von hinten schiebt, dann kann es schon passieren, dass das Auto unerwartet ausbricht oder anders reagiert. Wir haben ja auch Augen im Kopf und können die Flaggen rund um die Strecke beobachten. Das spürt man schon ganz gut. Der Wind soll so bleiben wie heute. In der ersten Kurve hilfts, in der zweiten dann nicht. Das ist immer ein Kompromiss, aber wir hatten genug Zeit, um uns darauf einzustellen."

¿pbvin|512|3925||0|1pb¿Frage: "Du hast nach dem schwierigen Freitag die richtige Antwort gegeben."
Vettel: "Ja, ganz bestimmt. Ich glaube, sie sind erst um fünf Uhr in der Früh ins Hotel gekommen. Wir haben also länger als normal gearbeitet, aber es war der beste Weg, um gleich am Vormittag auf der Strecke zu zeigen, dass wir uns verbessert haben. In Q2 war ich etwas von den Rundenzeiten überrascht, aber in Q3 waren wir auf Tempo. Lewis ist eine sehr starke erste Runde gefahren, speziell im letzten Sektor. Ich konnte aber noch ein bisschen mehr herausquetschen und im letzten Versuch die Pole holen. Deshalb bin ich sehr glücklich."

Frage: "Wir wissen jetzt nicht, ob du ein spezifisches Problem mit dem Auto hattest. Hat das aber schon auf dem Nürburgring begonnen? Dort warst du auch nicht ganz so schnell."
Vettel: "Das ist schwierig zu sagen. Die Wetterbedingungen waren am vergangenen Wochenende ganz anders als sonst in diesem Jahr. In Silverstone war es nicht heiß, aber in Deutschland schon gar nicht. Auch hier ist es nicht so wie sonst immer. Normalerweise ist es hier um zehn Grad heißer. Der Nürburgring ist schwer zu beurteilen, weil die Bedingungen stark wechselten. Ich fühlte mich auf dem Nürburgring nicht wohl und hatte zu kämpfen, dass ich das Tempo der Spitze halte. Hier war es gestern auch nicht ideal. Es war schon etwas besser, aber heute fühle ich mich viel wohler im Auto. Wir sind wieder dort, wo wir hinwollen."

Unterschied sofort spürbar

Frage: "Du warst heute von der ersten fliegenden Runde an schnell. Die Arbeit hat sich ausgezahlt."
Vettel: "Ja. Ich habe den Unterschied sofort gespürt und war glücklicher. Wenn man glücklicher ist, dann ist das der Fall, weil das Auto besser ist. Wenn man Vertrauen hat und sich wohl fühlt, dann kann man auch mehr aus sich herausholen. Man ist konstanter. Man findet nicht an einer speziellen Stelle die Zeit, sondern holt sie über die gesamte Runde. Das ist ein gutes Zeichen und sehr wichtig für das morgige Rennen."

Frage: "Kommt das vom Selbstvertrauen?"
Vettel: "Zur Hälfte. Wenn man da und dort mit der Balance des Autos zu kämpfen hat, dann erreicht man eine bestimmte Grenze. Dann arbeitet man am Auto, so wie wir es getan haben. Wir haben es verbessert, aber über Nacht haben wir den Knoten gelöst. Es war heute viel besser. Dann gewinnt man das Vertrauen zurück und man wird überall schneller."

Frage: "Kannst du uns genauer sagen, was deine Mechaniker mit dem Auto gemacht haben?"
Vettel: "Wir haben nicht viele Neuheiten hierher gebracht. Wir haben am Freitag viel getestet und das Auto auf jene Spezifikation gebracht, auf der es unserer Meinung nach am besten ist. Manchmal ist das nicht so leicht, weil man Teile abbauen muss. Es ist kein großes Geheimnis. Man tauscht den Motor und das Getriebe. Das hat einfach etwas länger gedauert."

Frage: "Im Vorjahr waren dein Teamkollege Mark Webber und du hier auf einer Augenhöhe. Jetzt bist du um en paar Zehntelsekunden schneller. Zeigt das dein Selbstvertrauen nach dem Gewinn des WM-Titels?"
Vettel: "Nein, das glaube ich nicht. Im Vorjahr fühlte ich mich hier recht wohl und ich kann mich an ein starkes Qualifying erinnern. Im Rennen war es dann eine andere Geschichte. Ich hatte einen guten Start und machte dann einen Fehler, der mich den Sieg gekostet hat. Unser Auto war im Vorjahr hier auch sehr konkurrenzfähig. Diesmal ist es auch so, aber der Vorteil ist nicht so groß. Im Vorjahr waren wir viel schneller als alle anderen."

Sebastian Vettel

In der Qualifikation waren Sebastian Vettel und sein Auto wieder eine Einheit Zoom

"Es liegt also nicht daran. Ich habe noch nicht mit Mark gesprochen, aber in Q1 und Q2 war er dabei. In Q3 war der Abstand dann etwas größer. Wir werden später darüber sprechen, dann werde ich es herausfinden. Ich glaube aber nicht, dass es viel mit dem Vorjahr zu tun hat. Mit Erfahrung fallen dir die Dinge sicherlich leichter, denn man hat eine bestimmte Routine. Ich glaube aber nicht, dass der WM-Titel der Grund dafür ist, dass ich heute auf der Pole stehe."

Frage: "Du warst jetzt zwei Rennen nicht auf der Pole. Jetzt passt für dich wieder alles."
Vettel: "Ich war nie schlechter Dinge, aber wenn man sich im Auto nicht ganz wohl fühlt, dann fuchst einen das. Ich denke, der erste Gegner den man schlagen muss, ist man selbst. Dass die anderen nicht schlafen und keine Nasenbohrer sind, war mir schon immer klar. Man muss respektieren, dass die anderen schneller sind, wenn man es selbst nicht ganz auf die Reihe bekommt."

Frage: "Lewis Hamilton hat einen Satz weicher Reifen gespart. Ist das entscheidend für morgen?"
Vettel: "Ich glaube nicht, dass das im Rennen ein großes Thema ist. Er hat sich als Einziger dafür entschieden. Wir hatten darüber nachgedacht, denn wir hätten auch locker auf den harten Reifen ins dritte Qualifyingsegment einziehen können. Wir sind zufrieden damit, dass alle Reifen ein paar Runden gesehen haben. Den Rest werden wir dann morgen sehen."

Frage: "Der Weg zur ersten Kurve ist lang. Fürchtest du McLaren beim Start?"
Vettel; "Unsere Starts waren gut. Meistens haben wir unsere Position verteidigt, wenn wir vorne waren. Wir werden sehen. Wir fokussieren uns auf den Start und hoffentlich gelingt er uns gut."

Frage: "Du könntest für Red Bull quasi das Heimrennen gewinnen."
Vettel: "Schauen wir einmal. Es ist natürlich immer schön, wenn man viel Unterstützung bekommt. Es sind viele Red-Bull-Flaggen auf den Tribünen zu sehen. Österreich ist in der Nähe und es ist schön, wenn so viele Leute kommen. Morgen fahren wir von vorne los. Dann sehen wir weiter."