• 14.06.2010 10:36

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Es war halt nicht unser Sonntag"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel in seiner Medienrunde über den Großen Preis von Kanada, die Strategie und seine Chancen für Valencia

(Motorsport-Total.com) - Für Sebastian Vettel hielt der Grand Prix in Montréal keine Sternstunde bereit: Der Red-Bull-Fahrer kam beim Kanada-Rennen nicht über den vierten Rang hinter Lewis Hamilton (McLaren), Jenson Button (McLaren) und Fernando Alonso (Ferrari) hinaus. Nach dem Rennen stellte sich Vettel den Fragen der Journalisten und machte dabei deutlich, mit den gesammelten Punkten nicht unzufrieden zu sein. Ob die Red-Bull-Strategie das Gelbe vom Ei war, wusste Vettel indes noch nicht zu sagen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel war mit dem Kanada-Rennen nicht ganz zufrieden

Frage: "Sebastian, du bist von Rang zwei losgefahren und auf Platz vier ins Ziel gekommen. Was lief schief?"
Sebastian Vettel: "Ich wünschte, ich könnte darauf eine Antwort geben. Momentan stellt das nämlich auch für mich ein Fragezeichen dar. Ich denke, am Anfang haben wir alles richtig gemacht. Wir warteten ab und die Situation bereinigte sich dann ja recht zügig. Wir hatten freie Fahrt, kamen ziemlich früh herein und kehrten auf Position vier wieder auf die Strecke zurück."#w1#

"Damit war das Rennen eigentlich schon gegessen. Ich habe bis zum Schluss versucht, meine Reifen zu schonen. Ich wusste, dass wir - auch im Verhältnis zu den anderen - mit abnehmender Benzinmenge immer schneller werden würden, also wollte ich eher am Rennende noch einmal attackieren."

"Im Vergleich zu den anderen hing ich ein bis zwei Runden im Verkehr und dabei verlor ich auf einen Schlag sechs Sekunden. Damit war das Thema Podium erledigt. Wenigstens haben wir noch den vierten Platz gerettet."

"Hätten wir noch später gestoppt, wäre der Abstand vielleicht noch größer gewesen." Sebastian Vettel

Frage: "Sprechen wir über deine Strategie: Du bist mit den harten Reifen losgefahren, warst damit nur kurz unterwegs und kamst mit den weichen Pneus nicht wirklich heran..."
Vettel: "Wir sind sehr kurz gefahren, weil die anderen trotz der anfänglichen Schwierigkeiten nahe an uns dran waren."

"Hätten wir noch später gestoppt, wäre der Abstand vielleicht noch größer gewesen. So haben wir die Position verloren - und das war eigentlich sogar das Schlimmste. Ich muss jetzt aber erst einmal genau schauen, wer wann in die Box kam und wer auf welchem Platz wieder herauskam. Das war wohl der Knackpunkt."¿pbvin|512|2824|vettel|0|1pb¿

Vettel musste sein Auto schonen

Frage: "Hatte McLaren die bessere Strategie? Man dachte erst, du würdest aufgrund der harten Reifen die besseren Karten haben..."
Vettel: "Wir müssen erst einmal verstehen, wie das alles zustande kam. Ich denke, es war die richtige Entscheidung. Man hat ja gesehen: Am Anfang haben die weichen Reifen quasi gar nicht gehalten."

"Wir haben unseren Teil getan, doch die Konkurrenz hat ihr Rennen eben etwas anders gestaltet." Sebastian Vettel

"Die anderen hatten ihre liebe Not, sich vor uns zu halten. Sie kamen früh zum Boxenstopp - und normalerweise hängt man da im Verkehr und das Rennen ist futsch. Anscheinend war das aber nicht der Fall. Wir waren davon überzeugt, dass es funktioniert. Wir haben unseren Teil getan, doch die Konkurrenz hat ihr Rennen eben etwas anders gestaltet."

Frage: "Via Funk haben wir erfahren, dass es offenbar ein Problem gab, aufgrund dessen du langsam machen musstest. Was war da los?"
Vettel: "Das weiß ich selbst noch nicht. Ich hatte nur die Anweisung, zu verlangsamen. Ich wusste, dass hinter mir nur Mark fährt und dass dahinter eine große Lücke ist. Ich habe das Auto ins Ziel getragen. Die letzten Runden waren dann wohl nicht mehr gar so unterhaltsam, doch unterm Strich waren die Punkte einfach das Wichtigste."

Frage: "Zwischendurch hat man dir gesagt, dass du angreifen solltest, später solltest du Tempo rausnehmen. Es war ein bisschen ein hin und her - ist das eine treffende Beschreibung für dein Wochenende?"
Vettel: "Es war etwas turbulent. Wie gesagt: Noch ist nicht ganz klar, weshalb wir als Führender in die Box kamen und nur auf Rang vier wieder auf die Strecke einbogen. Zu klären ist, wo die beiden McLaren und Fernando waren, als sie das Rennen nach ihren Stopps wieder aufgenommen haben."

"Ich war etwas überrascht und wusste nicht genau, was meine Aufgabe ist." Sebastian Vettel

"Normalerweise hängt man im Verkehr, doch das war wohl nicht der Fall. Das weiß ich aber nicht genau. Ich war jedenfalls etwas überrascht und wusste nicht genau, was meine Aufgabe ist. Du weißt halt nicht, ob die anderen noch einmal in die Box müssen oder nicht."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Kanada


"Nach ein paar Runden war das geklärt und da war ich nun eben Vierter. Entweder du fährst dann halt vorbei oder du hast Pech gehabt. Wir hatten schließlich noch ein kleines Problem und ich musste langsam machen. Ich musste das Auto schonen. Damit war der Zug nach vorne abgefahren."

Kanada: Die Geschwindigkeit hat gepasst

Frage: "Du hast dich eben noch kurz mit Adrian Sutil unterhalten. Gab es zwischen euch beiden ein Problem auf der Strecke? Im TV hat man nichts gesehen..."
Vettel: "Naja, wenn man zwei Runden lang die blaue Flagge gezeigt bekommt... Ich glaube, er war zu diesem Zeitpunkt im Infight mit Nico Hülkenberg. Ich hatte noch Chancen, um das Podest zu kämpfen."

"Er hat das sicherlich nicht absichtlich gemacht." Sebastian Vettel

"Doch diese waren halt dann dahin. Zweimal war ich halb daneben, doch dabei wurde mir die Türe zugeworfen. Er hat das sicherlich nicht absichtlich gemacht. Bei den meisten Kollegen klappt es, dass sie dich durchwinken und ein bisschen Zeitverlust in Kauf nehmen. Es gibt da aber dennoch zwei oder drei, die etwas unberechenbar sind."

Frage: "Kann das Team etwas Positives von diesem Grand Prix mitnehmen?"
Vettel: "Vor dem Wochenende wurden uns nicht gerade viele Chancen zugesprochen. Wir waren nicht die Favoriten. Doch unsere Pace war gut, wir waren vielleicht sogar die Schnellsten. Leider konnten wir das nicht zeigen, weil die Strategie und das Rennen nicht so waren, wie wir uns das wünschten. Ein paar Punkte haben wir aber geholt, das kann in der Meisterschaft noch wichtig sein."

"Man konnte ja schon sehen, wie schnell es sich ändern kann. Wenn man zwei gute Rennen hat, ist man wieder zurück. Wenn man es auf das alte Punktesystem zurückrechnet, sind die Abstände gar nicht mehr so groß. Es gibt keinen Grund, in Panik zu verfallen. Für die nächsten Rennen stehen einige Verbesserungen bei uns an."

"Es gibt keinen Grund, in Panik zu verfallen." Sebastian Vettel

Frage: "Wie hat dir das Rennen mit diesen vielen Boxenstopps gefallen. Für die Fans ist das Interessant - was sagst du dazu?"
Vettel: "Ich habe im Prinzip nichts dagegen. Wenn man immer als Erster wieder auf die Strecke zurückkehrt, ist das bestimmt eine schöne Sache."

Frage: "Was erwartest du dir für Valencia? Kann Red Bull dort wieder die frühere Stärke zur Schau stellen?"
Vettel: "Ich denke, wir waren auch in Kanada stark. Wir waren kein bisschen langsamer. Unterm Strich waren wir vielleicht sogar etwas besser unterwegs als wir das vorher angenommen hatten. Es war halt nicht unser Sonntag."