• 17.04.2010 15:26

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Es gibt viele Fragezeichen"

Der Red Bull Racing-Pilot rechnet im Mediengespräch für das Rennen mit Regen und hofft, dass er seine Führung bis ins Ziel halten kann

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wenn du auf das vergangene Jahr zurückblickst, da musst du für den morgigen Tag sehr, sehr zuversichtlich sein, besonders da es im vergangenen Jahr nass war und es morgen wohl auch wieder regnen wird..."
Sebastian Vettel: "Wir müssen abwarten. Es ist ein langes Rennen. Das Wichtigste heute war es gewesen, gute Arbeit zu leisten, was wir meiner Meinung nach getan haben, um die Autos in die erste Reihe zu stellen. Ich bin für mich extrem glücklich, besonders da ich heute Morgen mit dem Auto nicht zufrieden war, und in ein paar Kurven zu kämpfen hatte, im Vergleich zu Mark ziemlich viel verlor."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel weiß, dass ein Fahrfehler schnell passiert ist

"Aber vom Ende des 3. Freien Trainings bis zum Qualifying haben die Mechaniker mit Vollgas gearbeitet, und wir haben das Auto gerade rechtzeitig fertig bekommen, und es funktioniert. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wie ich schon sagte, ich kämpfte etwas damit, zu Beginn des Qualifyings die richtige Balance zu finden, da das Auto anders war und ich mich anpassen musste. Im dritten Qualifying-Durchgang hatte ich jedoch zwei sehr gute Versuche."#w1#

"Beim ersten Versuch kam ich in der letzten Kurve etwas zu weit neben die Ideallinie und verlor ziemlich viel. Aber beim zweiten Versuch war ich in der Lage, die Runde zu reproduzieren, was sogar überall etwas schneller, aus diesem Grund bin ich mit der von mir gefahrenen Runde sehr glücklich. Das ist ein sehr gutes Ergebnis."

"Morgen wird es regnen. Man muss womöglich die Leute von hier Fragen, sie wissen etwas mehr darüber, aber das Gute ist, dass es morgen nicht kühler wird. Am Mittwoch und Donnerstag war es ziemlich kalt, es sollte nicht kälter werden, aber es wird dennoch regnen."

"Die Frage ist wie in den vergangenen drei Rennen, wann. Es könnte ein nasses Rennen geben, einen nassen Start oder einen Start unter trockenen Bedingungen und anschließend Regen. Wir werden sehen. Heute ist es ein gutes Ergebnis, aber das Rennen ist wichtig, und dann muss man Punkte holen. Das Wichtige kommt also noch."

Frage: "Welche Veränderungen hast du während der vergangenen paar Tagen vorgenommen? Es klingt, als wären dies ziemlich viele."
Vettel: "An den vergangenen paar Tagen? Wir sind nur gestern und heute gefahren. Gestern war ich mehr oder weniger glücklich. Wir nahmen über Nacht ein paar Veränderungen vor, und zu Beginn hatten wir am Morgen den Eindruck, dass sie funktionieren. Man kämpft immer mit dem Auto, aber Mark war ziemlich deutlich schneller, und teilweise arbeiteten wir etwas in die Richtung seiner Einstellungen für das Auto."

"Aber gleichzeitig muss ich auch selbst die Rundenzeit finden, da ich vor allem im ersten Sektor nicht schnell genug war. In der Qualifikation kann man an einem Punkt die Daten und so weiter vergleichen, kann sehen, was der andere Kerl macht, aber es ist nicht so einfach, einfach dasselbe zu tun. Schlussendlich kopiert man nicht jemand anderen."

"Wir sind beides Individuen und jeder arbeitet etwas anders. Ich bin mir sicher, dass wir sehen würden, dass er auf seine eigene Art und Weise arbeitet, wenn wir uns Fernandos Daten ansehen würden, dennoch liegen wir nur ein paar Hundertstelsekunden auseinander. Ich erinnerte mich etwas an das vergangene Jahr, da lief es natürlich ganz gut, und schlussendlich fuhr ich im dritten Qualifying-Durchgang die richtige Zeit, es schien zu funktionieren."

Frage: "Im mittleren Sektor schienst du etwas Rückstand zu haben, aber schlussendlich hattest du eine viertel Sekunde Vorsprung auf Mark. Was passierte im mittleren Sektor?"
Vettel: "Ich denke nicht, dass ich deutlich zurücklag. Ich glaube, dass es nur ein paar Tausendstelsekunden waren. Ich habe es schlussendlich einfach geschafft, alle Sektoren aneinander zu knüpfen. Das ist extrem schwierig."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von China, Samstag


"Ein bisschen zu viel hier und dort, besonders in diesen Kurvenarten, den Kurven eins, zwei und drei, dann die Ausgänge der Kurven drei und vier, sowie die Kurve auf der Rückgerade. Es ist schnell passiert, dass man dort etwas zu viel Druck macht und ein wenig neben die Ideallinie kommt. Dann verliert man sehr viel Zeit. Ich bin sehr glücklich, dass es zum Schluss funktioniert hat."

Frage: "Es scheint, als wärst du der neue Superstar der Formel 1, vor allem in Deutschland, da die Leute denken, dass die Zeit von Michael Schumacher abgelaufen ist. Was denkst du darüber?"
Vettel: "Fantastische Frage! Ich betrachte mich selbst nicht als Superstar. Das sind eher die berühmten Politiker und Popstars. Ich betrachte mich selbst als Rennfahrer, das ist etwas, von dem ich träume, seitdem ich jung bin."

"Es ist schön, hier zu sein, ein Teil der Formel 1 zu sein, und natürlich ist es sogar noch schöner, wenn man hier sitzt. Man genießt wirklich, was man tut, und ich bin stolz, neben Jungs wie Fernando, Mark, wem auch immer zu sitzen. Mit Sicherheit ist die Großartigkeit von Michael in Deutschland unangetastet."

"Ich weiß, dass ich Deutscher bin, ich weiß, dass ich aus Deutschland komme, aber es wäre ziemlich lächerlich, mich aktuell mit jemandem wie Michael selbst zu vergleichen. Er ist eine Legende, er ist einer der Besten, den der Sport jemals gesehen hat. Es liegt noch ein weiter Weg vor mir. Wie jeder andere denke ich, dass ich versuche, für mich selbst mein Bestes zu erreichen. Wir sind alle Individuen, das ist das einzige, was ich dazu wirklich sagen kann."

Frage: "Du bist nicht lange in der Formel 1, was hast du aus deinen Erfolgen oder Fehlern gelernt, glaubst du, dass du gereift bist?"
Vettel: "Nun, wenn du mich mit Michael vergleichst, so wie du das zuvor getan hast, dann bin ich ein Grünschnabel, weißt du? Ich bin erst seit drei oder dreieinhalb Jahren dabei, das ist keine lange Zeit. Ich muss mein Visier geschlossen halten, ansonsten ist es vorbei. Ich bin natürlich nicht der Älteste in der Startaufstellung."

"Im Moment genieße ich einfach sehr, was ich mache. Ich weiß nicht, wo wir in fünf oder zehn Jahren stehen werden. Im Moment würde ich sagen, hoffentlich in der Formel 1, wenn mich ein Team unter Vertrag nimmt. Man weiß nie. Die Formel 1 verändert sich schnell, so wie es das Leben tut. Die Dinge können sich also schnell verändern."

Frage: "Du bist sehr bescheiden, aber bist du dir bewusst, dass du schon der Mann des Jahres bist, der Mann dieser Weltmeisterschaft?"
Vettel: "Definitiv nicht. Wir haben vier Rennen absolviert, ich denke, dass wir alle auf dem Boden bleiben müssen. Es kann noch alles passieren. Bevor wir hierherkamen, da las ich, dass einige Leute denken, dass es nicht mehr ein Kampf zwischen den vier Teams ist, aber ich denke, dass es einer ist. Wir hatten drei Rennen, wenn man sich die Punkte anschaut, dann könnten es auch null sein, zumindest an der Spitze gibt es keinen großen Unterschied."

¿pbvin|512|2653|vettel|0|1pb¿"Man sieht, wie schnell sich die Dinge ändern. Ich hatte dieses Jahr zwei technische Defekte, einmal hatte ich Glück, noch ins Ziel zu kommen. Fernando musste knapp vor dem Ende des Rennens in Malaysia aufgeben, solche Dinge können passieren."

"Sie können alles schnell verändern, man muss bis zum letzten Rennen in Abu Dhabi konstant sein, dann schaut man, wer die meisten Punkte hat. Wenn nur noch ein paar Rennen zu fahren sind, kann man sehen, wer sich womöglich im Kampf um den Titel befindet und wer es rechnerisch nicht mehr ist."

"Aber im Moment können alle noch gewinnen, es liegt also ein langer, langer Weg vor uns. Nicht nur für uns, sondern auch die anderen Teams müssen Druck machen, um sicherzustellen, dass man an der Spitze bleibt. Wenn man in der Formel 1 nicht nach vorn kommt, ist es so, als würde man rückwärts laufen. Es ist noch sehr früh."

Frage: "Wo hast du eigentlich die Nerven her, immer auf den letzten Drücker die Bestzeit zu fahren?"
Vettel: "Letztendlich ist es wichtig, dass die Bestzeit kommt, egal ob auf dem letzten Drücker oder am Anfang. Egal, wie man es dreht oder wendet, am Ende ist es entscheidend, vorne zu stehen. Bisher hat es immer ganz gut geklappt. Morgen soll das Wetter nicht so gut sein wie heute, es soll regnen, da ist es gut, wenn man vorne steht, damit man etwas sieht."

Frage: "Wie ist die Stimmung im Team seit dem Sieg in Malaysia?"
Vettel: "Exzellent. Auch schon vor Malaysia, aber natürlich hilft ein Sieg im Gepäck immer für das Selbstvertrauen."

Frage: "Du hast nach dem Qualifying über Funk gesagt 'Wozu brauche ich noch eine Verstellung der Bodenfreiheit?' und damit mal wieder schwarzen Humor bewiesen..."
Vettel: "Ich habe gesagt 'Dank der Höhenverstellung haben wir es mal wieder geschafft'. Das war also noch ein bisschen schwärzer. Das ist einfach nur lustig. Wir sind ein britisches Team, und wir sind bekannt für unseren britischen Humor. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Frage: "Inwiefern wäre Regen für dich hinderlich, oder würde dieser sogar helfen?"
Vettel: "Eine gute Sache ist, dass wir vorne stehen. Es wäre viel schlimmer, wenn wir mittendrin stehen würden, denn ehrlich gesagt sieht man nicht viel aufgrund des Spritzwassers, das aufgewirbelt wird. Keiner weiß, wann es regnet, ob es am Anfang schon nass sein wird, ob das ganze Rennen nass sein wird. Es gibt viele Fragezeichen. Der wichtigste Tag ist morgen, denn da gibt es Punkte."

Frage: "Eine bekannte Person aus deinem Team hat gesagt, das es heute schwer wird, die Pole-Position zu holen. Nun stehen zwei Autos vorn..."
Vettel: "Wir waren schon selbstbewusst, wussten, was wir leisten können. Aber schlussendlich waren wir schon etwas überrascht, weil wir McLaren stärker eingeschätzt hatten. Warum sie im letzten Teil des Qualifyings nicht mehr so stark waren, weiß ich noch nicht. Wichtig war, dass wir alles aus uns herausgeholt haben und wohl auch ein oder zwei Zehntelsekunden extra gefunden haben."

Frage: "Du hattest zwei frustrierende und ein sehr erfolgreiches Rennen. Hat man nun alle Probleme behoben, die ihr hattet?"
Vettel: "Was die Zuverlässigkeit betrifft, so haben wir definitiv Fortschritte gemacht. Die Probleme, die wir in Bahrain und in Australien hatten, sollten nicht mehr auftreten. Die Autos sind jedoch am Limit gebaut, es kann immer mal etwas kaputt gehen. Man hat das bei Ferrari gesehen, da hat sich im vergangenen Rennen auch mal ein Motor verabschiedet. Das ist ein Risiko, vor dem man nie gefeit ist. Heute war ein guter Tag, aber morgen ist wie gesagt der wichtigste Tag."

Frage: "Wenn alles hält, wer könnte dich denn dann morgen aufhalten?"
Vettel: "Es ist ein langes Rennen, man darf niemanden zu früh abschreiben. Gerade wenn es regnet, kann es drüber und drunter gehen, da kann viel passieren. Eine kleine Unaufmerksamkeit, Aquaplaning zum falschen Zeitpunkt. Es kann sehr, sehr viel passieren, und die anderen halten nicht an und sagen 'Okay, du hast dich jetzt gedreht, komm zurück, dann fahren wir dir wieder hinterher'. Sondern sie fahren volles Programm weiter, da wartet keiner. Ein Rennen ist ein Rennen. Das wird morgen ein sehr langes, hartes und schwieriges Rennen, aber wir stehen in einer guten Position."

Frage: "Dein Teamkollege ist vielleicht auf Wiedergutmachung für die ersten Kurve in Sepang aus..."
Vettel: "Zum Glück kann er nicht allzu viel Überschuss bekommen, da der Weg zur ersten Kurve nicht allzu lang ist. Vielleicht muss er bis Barcelona warten. Aber das ist noch zu weit weg."