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Vettel: "Der Speed hat gefehlt"
Im Interview analysiert Sebastian Vettel die Gründe für seinen sechsten Startplatz in Monza - Mangelnde Höchstgeschwindigkeit ein Hauptproblem
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat sich für das Rennen im königlichen Park von Monza auf Startplatz sechs qualifiziert. Damit war er von den Topteams der Langsamste und auch hinter seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber zu finden. Im Interview erklärt der Deutsche die Gründe warum es nicht für weiter vorne gereicht hat. Aufgrund der mangelnden Höchstgeschwindigkeit geht der 23-Jährige von einem schwierigen Rennen aus.

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Sebastian Vettel blickt dem Rennen in Monza optimistisch entgegen
Frage: "Wie ist das Wochenende bisher für dich gelaufen?"
Sebastian Vettel: "Der Freitag war ganz gut, das dritte Training ebenso. Unser Tempo war gut und wir waren positiv davon überrascht. Über die Saison gesehen bekommt man ein Gefühl für die Spritmengen und kann abschätzen, wo man ungefähr steht. Wir waren recht zuversichtlich. Aber gleich in Q1 mussten wir kämpfen, um auf Tempo zu kommen. Wir haben die Zeiten vom Vormittag wiederholt. Unsere Konkurrenz hat das getan, was man eigentlich erwartet: Sie sind schneller geworden."#w1#
"Normalerweise montiert man neue Reifen, nimmt das Benzin heraus und fährt schneller. Das war bei uns heute nicht der Fall, speziell bei mir. Auf den Geraden war ich sehr langsam. Wir wussten, dass es auf dieser Strecke nicht einfach wird, aber wir haben etwas verloren. Ich habe im Vergleich zu heute Morgen und gestern etwas verloren, obwohl wir da noch mit mehr Benzin gefahren sind."
Frage: "Du hast die mangelnde Höchstgeschwindigkeit angesprochen. Gibt es einen Unterschied zu Marks Abstimmung, oder ein Problem mit dem Motor?"
Vettel: "Nein. Natürlich ist es bei Mark nicht so glatt gelaufen. Ich hatte einen guten Freitag und einen guten Samstagvormittag. Im dritten Training fuhren wir andere Abtriebswerte, aber im Qualifying waren sie sehr ähnlich, denn er hat meine Einstellungen übernommen. Zwei identische Autos, aber nicht die gleichen Resultate. Er hatte einen Windschatten, der ihm etwas geholfen hat, aber wie gesagt habe ich im Vergleich zu gestern verloren. Ich habe zwischen zwei und fünf km/h verloren, abhängig von der Geraden."
Frage: "Hast du eine Vermutung, was der Grund für den Geschwindigkeitsunterschied sein kann?"
Vettel: "Wir haben einen neuen Motor, aber er scheint nicht so gut zu sein wie angenommen. Ich bin in Q3 alleine gefahren, vielleicht wäre es im Nachhinein schlauer gewesen, wenn ich im Pulk gewesen wäre und etwas Windschatten bekommen hätte."
Frage: "Kann es im Rennen besser laufen?"
Vettel: "Da sind ja dann einige Autos vor mir, von daher wird man schon etwas mitgezogen."
Frage: "Haben sich die Probleme im dritten Freien Training noch nicht bemerkbar gemacht?"
Vettel: "Es war am Morgen sehr ähnlich zu gestern, also kein großer Grund zur Sorge. Ich denke am Nachmittag hat der Speed gefehlt, auch in den Kurven. Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, aber einfach zuwenig fürs Qualifying."
¿pbvin|512|3090||0|1pb¿Frage: Bereitet es dir Sorgen, dass Ferrari vorne steht und auch Jenson in der ersten Reihe ist? Der Abstand der ersten fünf Fahrer könnte wieder schrumpfen."
Vettel: "Ich starte morgen als Sechster, es ist ein langes Rennen und es kann viel passieren. Mit unserem Tempo wird es nicht einfach werden, andere Autos zu überholen. Aber ich glaube es ist nicht schlecht, jemanden wie Fernando an der Spitze zu haben. Wenn man sich den WM-Stand ansieht, ist das sicher besser, als wenn Lewis auf der Pole-Position stehen würde. Alles kann passieren. Lewis ist auf den Geraden der Schnellste. Wenn er ein gutes Rennen hat, wird er leicht überholen können. Wir werden es morgen sehen, deswegen sind wir hier."
Frage: "Was für Auswirkungen hätte ein weiteres schlechtes Wochenende auf deine WM-Hoffnungen?"
Vettel: "Es wollten mir ja zuletzt einige Experten Fahrstunden geben. Ich habe zwei Möglichkeiten, aber ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Entweder ich höre auf die Experten und bin eine Bowlingkugel und räume die fünf Autos vor mir aus dem Weg, oder ich gehe das Rennen wie gewohnt an, einfach das Beste geben. Wie gesagt, es ist ein langes Rennen und es wird nicht einfach, da wir nicht die Schnellsten sind. Wir werden sehen was wir tun können. Unsere Waffen sind etwas limitiert, aber ich bin trotzdem optimistisch."
Frage: "Hat sich das Kräfteverhältnis an der Spitze verschoben?"
Vettel: "Ich glaube man muss uns mit unserer Leistung im Vorjahr vergleichen. Wir haben einen großen Schritt gemacht. Im Qualifying ist es realistisch gelaufen, wenn man auf 2009 zurückblickt. Monza ist sehr speziell, selbst innerhalb der Teams gibt es andere Herangehensweisen. Die Situation bei McLaren unterstreicht das, einer fährt mit mehr Abtrieb, der andere mit weniger. Die Bedingungen ändern sich und können große Auswirkungen haben. Vielleicht sieht es morgen wieder komplett anders aus. Die Hackordnung darf man erst wieder auf Strecken wie Singapur oder Suzuka bewerten."
Frage: "Im vergangenen Jahr war die Strecke am Sonntag viel rutschiger. Kann das wieder auftreten und dir helfen?"
Vettel: "Ich glaube im letzten Jahr war es eine spezielle Situation, denn es hat über Nacht stark geregnet. Jeder ist noch mit unterschiedlicher Benzinmenge und auf anderen Reifenmischungen gestartet, jetzt ist es für alle gleich. Ich hatte speziell Probleme die harten Reifen auf Temperatur zu bringen und habe dadurch den Anschluss an das Feld verloren und war erst wieder konkurrenzfähig, als genug Gummi auf der Bahn lag. In diesem Jahr sind die Bedingungen konstanter. Es kommt auf die Umgebungstemperatur an. Wenn es so heiß ist wie heute, spielt das den Leuten mit mehr Abtrieb in die Hände. Ich glaube unsere Möglichkeiten sind beschränkt, denn wir wussten schon vorher, dass wir nicht genug Kraft haben, um verschiedene Optionen zu probieren. Wir haben was wir haben und müssen damit umgehen."

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Im Qualifying in Monza hat Sebastian Vettel Startplatz sechs erobert Zoom
Frage: "Hast du Angst, dass du beim Start in Kollisionen verwickelt werden könntest?"
Vettel: "Es gibt schlechtere Plätze als Rang sechs. Natürlich geht es schon Richtung Mittelfeld, aber es hängt davon ab, wie viele Autos nebeneinander auf die erste Kurve und die zweite Schikane zufahren. Danach wird es schon ruhiger. Hoffentlich haben wir einen guten Start und können gleich einige Positionen gutmachen. Auf der anderen Seite ist die Gerade sehr lang, man ist hinter mehreren Autos und bekommt einen guten Winaschatten. Vielleicht bekomme ich dort ja einen in der harten Bremszone. Ich glaube es hilft, wenn man etwas weiter hinten ist, um Plätze zu gewinnen. Man kann aber auch viel verlieren. Jeder will auf der Pole stehen, aber der beste Startplatz ist auf der Außenseite und Fernando kann ausbeschleunigt werden. Man wird es sehen. Man kann verschiedene Szenarien durchspielen, aber schlussendlich sitzt man im Auto und sieht was passiert."
Frage: "Wenn Mark morgen gewinnen sollte, würde das deine Position im Team verändern? Musst du dann für ihn fahren?"
Vettel: "Ich weiß nicht was morgen passiert, aber ich mache mir keine Sorgen."
Frage: "Was erhoffst du dir für das Rennen?"
Vettel: "Dass ich besser als auf Platz sechs ins Ziel komme. Es ist schwierig zu sagen was möglich ist. Wir wissen, dass es schwer für uns wird. Aber ich glaube wir sind im Vergleich zum letzten Jahr besser unterwegs. Wir haben einige hinter uns gelassen, die uns damals noch vorne reingefahren sind."
Frage: "Was rechnest du dir bei den verbleibenden Rennen aus?"
Vettel: "Wir sind hier um Rennen zu gewinnen. Idealerweise gewinnen wir alle fünf. Wir wissen es nicht, aber offensichtlich haben wir ein starkes Auto. Wir sind hier stärker als im vergangenen Jahr und wir werden sehen wie es läuft. Dann müssen wir die restlichen Rennen einzeln nehmen. Singapur ist anders als Suzuka. Wir bekommen neue Teile, aber die anderen Teams wahrscheinlich auch. Man weiß nie, wie groß die Schritte ausfallen, denn es kann sich alles drehen. Die verbleibenden Strecken werden aber besser zu unserem Auto passen als Monza."
Frage: Im nächsten Jahr stehen 20 Rennen im Kalender. Was sagst du dazu?"
Vettel: Also ich würde gerne mehr testen, einfach um mehr zu fahren. Unter dem Strich macht es sehr viel Spaß. Mehr Rennen zu haben ist gut, weil wir mehr zum fahren kommen, auf der anderen ist es auch mit sehr viel Stress verbunden. Gerade die Überseerennen zehren an der Kraft und der Energie, auch wenn man es selbst nicht so wahrnimmt. Es kostet immer Kraft, die Zeitzone zu wechseln. Für die Mechaniker, die die Autos aufbauen, ist es auch nicht einfach. Es steckt sehr viel Arbeit dahinter, die Fahrzeuge vorzubereiten. Je mehr Rennen man hat, desto weniger Zeit hat man. Der Reisestress kommt auch hinzu."
Frage: "Reift da nicht die Idee, als Fahrer seinen Wohnsitz zu verändern?"
Vettel: "Wir haben immer noch viele Rennen in Europa. Von daher glaube ich immer noch, dass es ideal ist, denn von Europa geht es einmal in die eine, dann in die andere Richtung. Wenn man jetzt in Dubai wohnt, muss man abgesehen von zwei Rennen immer weite Reisen auf sich nehmen. Ich glaube im Moment gibt es noch keinen Grund dafür. Dann kommt es noch darauf an, wo man herkommt und wo seine Wurzeln sind. Im Moment spielt sich der Kern schon noch in Europa ab."

