• 23.07.2011 18:33

Vettel: "Der Sieg ist das Ziel"

WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel spricht in der Pressekonferenz über seinen dritten Platz am Nürburgring und die Aussichten für das Rennen

(Motorsport-Total.com) - So hatte sich Sebastian Vettel den Auftakt zum Großen Preis von Deutschland sicherlich nicht vorgestellt. Statt gemeinsam mit seinen heimischen Fans die Pole-Position zu bejubeln, musste sich Vettel am Nürburgring sowohl Mark Webber (Red Bull) als auch Lewis Hamilton (McLaren) geschlagen geben. Das Ergebnis: Rang drei und damit der bisher schlechteste Startplatz in dieser Saison. In der Pressekonferenz zeigt sich Vettel aber alles andere als enttäuscht darüber.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel schielt auf den Sieg beim Großen Preis von Deutschland 2011

Frage: "Sebastian, du stehst zum ersten Mal seit 15 Rennen nicht in der ersten Startreihe. Wie enttäuschend ist dieser dritte Startplatz für dich?"
Sebastian Vettel: "Nun, es ist eigentlich keine Enttäuschung. Ich wäre natürlich lieber etwas weiter vorne, doch es war eine schwierige Session. Alles in allem haben wir uns meiner Meinung nach noch gut berappelt. Am Freitag war ich nämlich nicht gut zurecht gekommen. Ich fand einfach keine gute Balance mit dem Auto. Am Samstagmorgen sah es dann schon wieder besser aus."

"In der Qualifikation hätten wir hier und da vielleicht etwas schneller sein sollen, doch alles in allem fehlt nicht so viel auf Lewis und Mark. Das Wichtigste ist ohnehin, dass ich jetzt ein viel besseres Gefühl für das Auto habe. Ich freue mich auf den Sonntag. Wir dürften eine gute Chance haben, wenn es trocken ist. Es könnte aber auch anders kommen, also warten wir ab."

Frage: "Hoffst du auf Regen, weil du dabei bessere Chancen hättest, oder wären dir trockene Bedingungen lieber?"
Vettel: "Das kommt ganz darauf an. Vor uns liegt ein langes Rennen. Beim Eifelwetter weißt du nie. Regen ist vorhergesagt und die Niederschläge werden auch eintreten. Die Frage ist nur, wann es so weit ist und wie viel es dann regnen wird. Schauen wir einmal. Unterm Strich spielt es keine Rolle."

"Das Wichtigste ist, dass wir ein gutes Rennen haben. Der Sieg ist das Ziel. Von Rang drei aus ist das nicht unmöglich. Ich stehe auf der sauberen Seite der Strecke, daher freue ich mich auf den Sonntag. Es kommt nicht so oft vor, dass so viele Leute an den Kurs fahren, nur um dich oder die anderen deutschen Fahrer zu unterstützen. Ich möchte das Rennen daher auch einfach nur genießen."

Bisher lief es nicht ganz rund...

Frage: "Du sprachst vorhin deine Schwierigkeiten vom Freitag an. Wie sehr hast du dein Auto auf Samstag verändert? Spürst du eine Verbesserung? Wie umfangreich waren die Umbauten?"
Vettel: "Nun, recht umfangreich. Wie ich schon sagte: Wir hatten keine einfache Session und auch der Freitag war nicht sehr einfach für uns."

"Am Morgen fühlte sich das Auto schon wesentlich besser an." Sebastian Vettel

"Wir konnten uns aber deutlich steigern und am Morgen fühlte sich das Auto schon wesentlich besser an. Wir hatten nicht nur eine Veränderung vorgenommen. Im Freien Training hatten wir viele unterschiedliche Dinge ausprobiert, also gingen wir einige Schritte zurück, um dann hier und da ein paar Kleinigkeiten anders einzustellen."

"Insgesamt verbesserte dies die Balance und ich kam am Samstagmorgen deutlich besser zurecht. Am Nachmittag ging es dann sehr eng zu und es fehlte nicht viel. Ich denke, ich hatte in Q3 zwei solide Versuche. Möglicherweise ließ ich bei meinem letzten Anlauf ein bisschen im letzten Sektor liegen, doch Mark war wirklich sehr schnell."

"Er brachte eine gute Runde zustande und es wäre wohl sehr eng geworden. Mit dem dritten Platz bin ich zufrieden, wo ich doch auf der sauberen Seite der Strecke stehe, Schauen wir einmal, ob das ein Vorteil ist oder nicht. Das kommt ganz auf die Bedingungen an. Ich bin jedenfalls viel besser in Form als am Freitag - auch, was den Renntrimm betrifft. Ich freue mich auf den Grand Prix."

Frage: "Kannst du über Nacht noch einmal etwas an deinem Auto verbessern?"
Vettel: "Nun, am Auto darf man nichts mehr verändern. Ich glaube, man kann nie aufhören, sich zu verbessern."

"Ich glaube, man kann nie aufhören, sich zu verbessern." Sebastian Vettel

"Ich werde mir die Daten anschauen und versuchen zu erkennen, in welchen Ecken noch etwas Zeit liegt. Ansonsten geht es einfach darum, das Rennen so gut wie möglich vorzubereiten. Es können viele Fälle eintreten. Wenn man diese vorher zumindest schon einmal andenkt, kann das nicht schaden."

Frage: "Nimmst du dir im Hinblick auf deine komfortable Führung in der Gesamtwertung eine solide Punkteankunft vor?"
Vettel: "Wenn ich Rennen fahre, denke ich nicht die ganze Zeit über die Meisterschaft nach. Natürlich ist es wichtig, den Grand Prix am Sonntag zu beenden."

"In erster Linie möchte ich das Rennen aber genießen, weil man nicht jeden Tag so viel Unterstützung genießt. Es war schön, so viele Leute auf den Tribünen zu sehen. Ich konnte auch ein paar Red-Bull-Flaggen ausmachen. Das war spitze. Das werde ich am Sonntag noch viel mehr genießen - egal, wie das Rennen ausgeht."¿pbvin|512|3905||0|1pb¿

Die Zuschauer als wichtige Hilfestellung

Frage: "Es waren schon heute viele 'Vettel-Finger' auf den Tribünen zu sehen. Kann man sich da wirklich drüber freuen, wenn man im Auto über die Strecke fährt?"
Vettel: "Natürlich. Im ersten Moment fuchst es dich allerdings ein bisschen, dass es nicht ganz gereicht hat. Der Abstand war nicht allzu groß."

"Für alle deutschen Fahrer ist das hier etwas Besonderes." Sebastian Vettel

"Es ist aber toll, dass die Leute die Finger in die Luft strecken oder die Fahnen schwenken. Für alle deutschen Fahrer ist das hier etwas Besonderes. Wir freuen uns auf morgen. Wenn es regnet, sind die Fans natürlich noch mehr gefragt."

Frage: "Wirst du Mark im Rennen attackieren?"
Vettel: "Ich werde mit jedem kämpfen. So ist das nun einmal, wenn du in der Formel 1 fährst. Zunächst einmal steht Lewis acht Meter vor mir, weitere acht Meter weiter vorne steht Mark."

"Das ist die Ausgangslage beim Start, alles Weitere werden wir sehen. Das Rennen ist lang und die Verhältnisse könnten knifflig sein. Mir ist schon klar, dass ihr sehr gespannt seid. Aber wie ich schon sagte: Ich fahre gegen jeden."

"Es kommt immer ganz auf die jeweilige Situation an." Sebastian Vettel

Frage: "Und wenn es dabei zu einer Situation wie in Silverstone kommen sollte, nur mit umgekehrten Rollen? Würdest du die Anweisung befolgen, wenn man dir sagen würde, deine Position zu halten?"
Vettel: "Es kommt immer ganz auf die jeweilige Situation an. Sollte es sich ähnlich verhalten wie in Silverstone, wo es nichts zu gewinnen gab und der Führende weit weg war, dann macht es keinen Sinn, etwas Dummes zu veranstalten."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Deutschland


Frage: "Herrscht vor Kurve eins akute Crashgefahr? Die Anfahrt auf die erste Kurve ist kürzer als noch vor zwei Jahren..."
Vettel: "Nun, solange KERS gut funktioniert... Wenn nicht, kann es ganz schön schmerzhaft werden. Der Anlauf ist vielleicht ein bisschen kürzer, aber das dürfte keinen großen Unterschied ausmachen."

Kein Züruckstecken: Vettel will den Sieg

Frage: "Kannst du dir beim Start den Luxus leisten, dich ein bisschen zurückzuhalten? Es sind ja ein paar Hitzköpfe mit von der Partie..."
Vettel: "Ich werde voll angreifen. Man muss immer schauen, was sich in der ersten Kurve ergibt. Beim letzten Mal fuhr ich ebenfalls nicht von ganz vorne los, hatte das Thema aber schon vor der ersten Kurve erledigt. Schauen wir einmal. Erst einmal muss ich mich auf den Start konzentrieren. Hier am Nürburgring gibt es viele Möglichkeiten, in die erste Kurve hinein zu fahren. Lassen wir uns überraschen."

Frage: "Du willst dein Heimrennen unbedingt gewinnen..."
Vettel: "Das wäre schön, ganz klar. Das wäre ein weiterer Schritt. Warten wir einmal ab, was uns das Rennen zu bieten hat. Wenn es eine Chance auf den Sieg gibt, werde ich sie mir nicht nehmen lassen, keine Frage."

"Etwas verzwingen, macht aber keinen Sinn. Es ist ein langes Rennen." Sebastian Vettel

"Etwas verzwingen, macht aber keinen Sinn. Es ist ein langes Rennen. Klar ist aber: Wenn du von Platz drei aus losfährst, willst du nicht Dritter werden oder weiter hinten ankommen, sondern Zweiter oder noch besser sein. Es gibt aber nicht mehr Punkte, nur weil wir hier in Deutschland antreten. Das sollte man im Hinterkopf behalten."

Frage: "Kommen wir noch einmal auf die Qualifikation zurück. Wie schwierig war es, die Reifen bei der niedrigen Streckentemperatur ins optimale Arbeitsfenster zu bringen?"
Vettel: "Schwierig. Man musste es in der ersten gezeiteten Runde auf den Punkt bringen. Dabei galt es, das Beste zu geben. Ich denke, wir alle (die Top 3; Anm. d. Red.) brachten das ganz gut hin. Vielleicht hatte der eine oder andere etwas mehr zu kämpfen. Das kommt aber immer auf das jeweilige Setup an. Für uns ist das schwierig zu beurteilen."