Vettel: "Das sah schon kriminell aus"
Der BMW Sauber F1 Team Testfahrer im 'Motorsport-Total.com'-Interview über Monte Carlo und die Anforderungen, die der Stadtkurs an die Fahrer stellt
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Welchen Eindruck hast du bisher von Monte Carlo?"
Sebastian Vettel: "Hier ist immer schönes Wetter, viele hübsche Mädels... Nein, ich war schon vor zwei Jahren mal mit der Formel 3 hier. Es ist schon etwas ganz Besonderes."

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Vettels Monaco-Wochenende begann am Dienstag auf dem Fußball-Platz
"Es ist das einzige Stadtrennen in der Formel 1. Auch die Geschichte zeichnet dieses Rennen natürlich aus. Früher sind sie hier schon mit, ich sage mal, zusammen genagelten Schüsseln herumgekurvt. Hier zu fahren ist schon mit das Beste, was man als Fahrer erleben kann."#w1#
Frage: "Hast du auch Fernsehaufnahmen gesehen von alten Rennen?"
Vettel: "Ja, sogar in Schwarz-Weiß. Das sah schon kriminell aus. Die Strecke verlief früher etwas anders, aber ich glaube, dass das nicht ohne war. Da musste man schon viel Herz haben, um da überhaupt einzusteigen."#w1#
Frage: "Wie empfindest du es, hier zu fahren, und wie viel Herz muss man heute haben?"
Vettel: "Bei einem Stadtkurs ist es so, dass es keinen Platz für Fehler in dem Sinn gibt. Logischerweise kann man korrigieren, wenn das Auto ausbricht und weiterfahren, aber man tastet sich ganz langsam an das Limit heran."
"Es ist hier glaube ich ganz wichtig, dass man viel Praxis auf der Strecke hat, die Runden im Freien Training nutzt, um für sich auszusortieren, wo es lang geht."
"Denn selbst wenn man das Gefühl hat, dass man viel später bremsen kann, kommt man nicht wie auf einer anderen Strecke hin und bremst in der folgenden Runde viel später. Man tastet sich mit mehr Gefühl an die Sache ran. Das sorgt für mehr Nervenkitzel und für mehr Aufregung und zeichnet das Rennen letzten Endes dann auch aus."
Frage: "Wie gespannt bist du auf dein eigenes Wochenende und was erwartest du dir?"
Vettel: "Ich glaube, dass es das Wichtigste ist, zunächst einmal mit dem Auto die Strecke gut kennen zu lernen, weil es doch schon ein großes Fahrzeug ist und damit für die kleinen Ecken nicht geeignet ist. Von daher ist es wichtig, dass man am Anfang feststellt, an welchen Punkten man einlenken sollte und wo besser nicht."
"Man sollte möglichst viele Runden fahren, um dann im Qualifying eine gute Rundenzeit zu fahren, damit möglichst weit vorne stehen und dann im Rennen einen guten Start erwischen. Weil mit dem Überholen klappt das hier nicht so gut."
"Wenn man hinten dran ist und der Vordermann weiß, wie er sich wehren muss, ist es sehr schwierig. Es gibt wirklich nur eine Stelle, wo man es probieren könnte, nach dem Tunnel zur Hafenschikane. Wenn der Vordermann so schlau ist - wobei ich nicht weiß, ob man dafür viel Grips braucht - einfach einen Meter weiter links zu fahren, dann ist die Geschichte gegessen. Denn links ist nicht alles Schwarz vom Gummi sondern da liegt der ganze Schmutz, weswegen es sich dort nicht so gut bremst. Von daher wird es sehr schwer. Im Qualifying vorne zu stehen, ist das Hauptziel."
Frage: "Dieses Ziel haben deine Kollegen in der Formel 1 auch, was glaubst Du, was sie hier schaffen können?"
Vettel: "Man sagt ja immer, dass hier der Fahrer ein bisschen mehr durchkommt. Wichtig ist aber auch, dass das Auto passt, denn die Strecke ist nicht so topf-eben wie eine normale Rennstrecke. Man hat sehr viele Bodenwellen drin, sehr viele Eigenheiten."
"Dann stellt sich auch die Frage, wie gut das Auto damit zurechtkommt. Man muss das optimale Setup finden, denn das kann schon sehr viel ausmachen. Wenn das Auto zu hart abgestimmt ist und über die Unebenheiten springt, dann kann man einfach nicht so sauber um die Kurven fahren wie wenn es wirklich so liegt, wie man es sich wünscht."
"Wenn es nicht so einlenkt, wie man sich dies wünscht, sondern nur herum springt, dann verliert man auf die Runde gesehen sehr viel Zeit. Das ist Qualifying entscheidend. Somit ist es wichtig, dass der Fahrer ausreichend Praxis hat und das Auto von Anfang an gut ist."

