Vettel: "Das Fernziel ist natürlich die Formel 1"

Formel-3-Youngster Sebastian Vettel im 'F1Total.com'-Interview über seinen ersten Formel-1-Test für das BMW Sauber F1 Team am Mittwoch in Jerez

(Motorsport-Total.com) - Am Mittwoch durfte Sebastian Vettel zum zweiten Mal nach seinem Williams-Test im Vorjahr in einem Formel-1-Auto Platz nehmen: Der Deutsche stieg im südspanischen Jerez de la Frontera in einen aktuellen BMW Sauber F1.06, weil BMW Motorsport Direktor Mario Theissen evaluieren wollte, wie weit sein junger Landsmann in seiner Entwicklung schon ist.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel überzeugte bei seinem Test für das BMW Sauber F1 Team

Vettel, der übrigens kürzlich sein Abitur mit einem angesichts seiner vielen Fehlstunden beachtlichen Schnitt von 2,8 bestanden hat, machte eine tadellose Figur, blieb fehlerlos und büßte auch nur rund eine Sekunde auf Robert Kubica ein. Unmittelbar nach dem Test nahm sich der 19-Jährige Zeit für ein Interview mit 'F1Total.com', in dem er sich von den gesammelten Eindrücken überwältigt zeigte.#w1#

Vettel körperlich bestens vorbereitet

Frage: "Sebastian, wie fühlst du dich nach deinem ersten Tag im BMW Sauber F1.06?"
Sebastian Vettel: "Gut! Körperlich hat das, was ich zur Vorbereitung gemacht habe, recht gut funktioniert. Das hat viel gebracht. Ich bin im Prinzip den ganzen Tag gefahren, 83 Runden insgesamt. Ich kann jedenfalls noch vernünftig reden und laufen, nicht wahr (lacht; Anm. d. Red.)?"

Frage: "Hast du dein Training in den vergangenen Wochen speziell auf diesen Test abgestimmt?"
Vettel: "Vor allem im letzten Monat, ja, um den ganzen Nacken- und Rumpfbereich zu stabilisieren, denn eine Sache stützt da die andere. Ich habe beim BMW Sauber F1 Team Rat eingeholt und Hilfe beantragt, und die habe ich dann auch bekommen. Das hat - neben dem Standardtraining wie Radfahren und Laufen für die Ausdauer - viel gebracht."

"Ich habe beim BMW Sauber F1 Team Rat eingeholt und Hilfe beantragt, und die habe ich dann auch bekommen." Sebastian Vettel

Frage: "Hast du da mit Josef Leberer zusammengearbeitet?"
Vettel: "Genau."

Frage: "Es war ja dein zweiter Formel-1-Test nach einem für Williams im Vorjahr. Strömt denn jetzt noch Adrenalin durch deinen Körper?"
Vettel: "Absolut! Als ich heute Morgen das erste Mal aus dem Auto ausgestiegen bin, hatte ich schon ein bisschen weiche Knie, aber es war alles in allem in Ordnung. Ich habe mich sehr schnell wohl gefühlt - da hat der Test letztes Jahr schon etwas gebracht, denn ich konnte mich schnell hineinfinden und war nach zwei, drei Runden schon genauso schnell wie damals."

"Von dem ganzen Ablauf her - Geschwindigkeit, Schalten am Lenkrad, dass die Bremsen in der Formel 1 mehr zubeißen als in anderen Serien - war das schon eine Hilfe. In der Vorbereitung wusste ich ungefähr, in welchen Bereich es geht und welche Intensität man verspüren wird. Dadurch konnte ich dem Team dann auch sagen: 'Es geht noch ein bisschen weiter, ich kann noch.' Ich habe mich wie gesagt relativ schnell wieder eingefunden."

Vorbereitung auch auf Bedienung des Fahrzeugs

Frage: "Das klingt nicht so, als hättest du dich zum Beispiel mit der Bedienung der Knöpfe am Lenkrad oder dergleichen überfordert gefühlt..."
Vettel: "Ich habe ja die Bedienungsanleitung, wenn man so will, vorher schon bekommen, und hatte diesbezüglich meine Hausaufgaben gemacht."

Frage: "Was ist denn im Formel 1 im Vergleich zum Formel 3 am beeindruckendsten? Die Bremsen, die Beschleunigung?"
Vettel: "An den Motor gewöhnt man sich. Die Beschleunigung ist natürlich wahnsinnig, aber das hat man schnell im Griff. Ansonsten sind es vor allem die Bremsen und natürlich das Griplevel. Vor allem in den schnellen Kurven, wo man enorm viel Downforce hat, ist das schon noch mal ein Riesenschritt zur Formel 3. Das ist mit der größte Unterschied."

"Die Beschleunigung ist natürlich wahnsinnig, aber das hat man schnell im Griff." Sebastian Vettel

Frage: "Wie war denn das Feedback seitens der Ingenieure? Hast du den Eindruck, dass sie mit deiner Arbeit zufrieden waren?"
Vettel: "Ich denke schon. Das Auto ist - bis auf Schmutz von den vor mir fahrenden Autos - in Ordnung. Sonst ist noch alles dran (lacht; Anm. d. Red.)! Von daher waren die Mechaniker zufrieden, und die Ingenieure auch, denke ich. Wir haben den ganzen Tag unser Programm gemacht und ich konnte den ganzen Tag kontinuierlich fahren, was wichtig war, dass ich das von meiner Seite durchgestanden habe. Am Nachmittag konnten wir dann zwei, drei Sachen ausprobieren. Ich denke schon, dass es nicht so schlecht war."

Frage: "Am zweiten Testtag verlangt wohl noch niemand, dass du dich schon groß ins Testprogramm einbringst, aber konntest du denn auch schon ein bisschen Feedback zurück ans Team geben?"
Vettel: "Was ich gespürt habe und was im Kopf rumgeschwirrt ist, das habe ich natürlich auch gesagt. Ob das nötiges Feedback war oder nicht, müssen die Ingenieure beurteilen."

Frage: "Hast du zum Beispiel Impulse für das Setup gegeben, durch die du nachher das Gefühl hattest, dass das Auto damit besser liegt?"
Vettel: "Ja."

Nordamerikarennen ermöglichten Vettels Test

Frage: "Wann und wie hast du eigentlich von diesem Test erfahren?"
Vettel: "Nach den Rennen in Amerika sind die Fahrer wegen der Zeitumstellung ja noch ein bisschen müde, daher war die Möglichkeit da, dass ich hier im Auto sitzen kann. Darauf habe ich mich vorbereitet. Für die Zukunft ist nichts weiter geplant, sondern ich konzentriere mich auf die Formel 3. Da ist es ja auch noch relativ früh in der Saison - wir hatten erst vier von zehn Veranstaltungen. Zusätzlich habe ich nächste Woche in Misano in der Renault-V6-Serie einen Gaststart. In so einem Auto bin ich auch noch nie gesessen, daher bin ich gespannt, wie es sich dann fahren lässt. Programm in dem Sinn gibt es also genug..."

Frage: "Ich wollte mit meiner Frage eigentlich darauf hinaus, ob dich Mario Theissen persönlich über den Test informiert hat. Von wem hast du es erfahren?"
Vettel: "Schon vom Chef, ja!"

Sebastian Vettel

Bis auf einen Dreher gleich am Vormittag blieb Sebastian Vettel in Jerez fehlerlos Zoom

Frage: "Zur Zukunft: Wenn man zweimal Formel 1 getestet hat, denkt man unweigerlich daran, einmal im Formel-1-Auto zu sitzen. Ist das etwas, was für dich schon 2007 oder 2008 passieren könnte, oder planst du das eher langfristig?"
Vettel: "Man kann das weniger planen, ob das nun in einem Jahr oder in zwei Jahren passieren wird. Nach diesem Test ist nichts Konkretes geplant. Priorität hat die Formel 3. Am Ende des Jahres muss man weiterschauen, was für 2007 ansteht, aber da gibt es genug Alternativen. Das Fernziel ist natürlich die Formel 1."

Frage: "Du wirst ja parallel von BMW und Red Bull unterstützt. Welches dieser beiden Unternehmen hat die erste Option auf dich?"
Vettel: "Dazu kann ich leider nichts sagen."