• 26.09.2010 21:16

Vettel: "Am Samstag hat ein bisschen gefehlt"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel nimmt Stellung zu seinem zweiten Platz von Singapur: Mehr war gegen Fernando Alonso einfach nicht auszurichten

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel durfte sich im Anschluss an den Großen Preis von Singapur 18 WM-Punkte für den zweiten Rang gutschreiben lassen - für den Sieg kam der Deutsche in Diensten von Red Bull an diesem Wochenende nicht in Frage. Zu stark präsentierte sich in der asiatischen Großstadt das Gespann um Fernando Alonso und Ferrari, die in Singapur prompt zum Sieg fuhren. In der Pressekonferenz spricht Vettel über sein Rennen und das spannende Duell mit Sieger Alonso.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel belegte in Singapur den zweiten Platz und holte sich 18 Punkte

Frage: "Sebastian, du hast Fernando in Singapur ans Limit getrieben, doch es ging sich nicht aus für dich. Dachtest du während des Rennens, dass es vielleicht doch klappen würde - zum Beispiel gegen Rennende?"
Sebastian Vettel: "Nun ja, das war offensichtlich die einzige Chance, die ich hatte."#w1#

"Leider musste ich ihn anfangs etwas ziehen lassen und zum Ende des ersten Stints waren meine weichen Reifen quasi hinüber. Das rutschte sehr viel herum und wir kamen in der gleichen Runde in die Box. Leider unterlief mir beim Service ein kleiner Fehler. Ich denke, es wäre eng geworden. Das ist die Geschichte dieses Rennens."

"Ich versuchte, ihn bestmöglich unter Druck zu setzen und in einen Fehler zu treiben." Sebastian Vettel

"Ich versuchte, ihn bestmöglich unter Druck zu setzen und in einen Fehler zu treiben. Er hatte aber keine größeren Schnitzer und Überholen ist hier nicht einfach. Es wäre einfach zu riskant gewesen. Aus diesem Grund wurden wir letztendlich auf Rang zwei abgewinkt und holten gute Punkte. Am wichtigsten ist allerdings: Das Auto war während des gesamten Wochenendes schnell und konkurrenzfähig."

"Am Samstag hat ein bisschen gefehlt und vielleicht hat uns das auch am Sonntag gefehlt. Ich hatte einen guten Start und ich denke, davon ausgehend konnten wir gute Fortschritte erzielen. Unterm Strich ist es gut, diese vielen Punkte für das Team geholt zu haben. Das hilft uns in der Herstellerwertung. Die Fahrerwertung ist noch immer sehr offen."

Frage: "Sprechen wir über den Start. Du wolltest nach der Führung greifen, doch Fernando hatte eine Antwort parat..."
Vettel: "Mein Manöver war ziemlich einfach: Ich fuhr einfach nur geradeaus. Ich bemerkte sofort, dass ich einen guten Start hatte. Es hätte vielleicht für die erste Kurve gereicht, doch Fernando warf mir die Tür zu und wechselte auf die Innenbahn."

"Ich hatte keinen Platz, um an ihm vorbeizufahren." Sebastian Vettel

"Ich hatte also keinen Platz, um an ihm vorbeizufahren. Das hätte den Winkel in der ersten Kurve ziemlich eng gemacht, also wählte ich die rechte Seite, um etwas mehr Geschwindigkeit auf die restliche Runde mitzunehmen. Das war es dann auch schon. In Bezug auf die Starts haben wir jedenfalls gute Arbeit geleistet."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Singapur


"Wir wurden in der Vergangenheit genau dafür kritisiert - zu Unrecht, wie ich finde. Es war klasse, an einen Stadtkurs zu kommen, auf dem es ohnehin immer schwierig ist, die passenden Einstellungen für den Start zu finden, und zwei saubere Startmanöver zu zeigen. Damit sind wir sehr zufrieden."

Vettel macht Druck, doch Alonso kann kontern

Frage: "Du schienst Fernando im weiteren Rennverlauf wie ein Schatten zu folgen, aber niemals nahe genug heranzukommen..."
Vettel: "Ja, nicht wirklich. Ich hoffte darauf, dass er vielleicht eine Mauerberührung haben würde, doch diesen Gefallen tat er mir nicht."

"In Singapur ist Überholen sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich." Sebastian Vettel

"In Singapur ist Überholen sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Fernando machte einen guten Job und sie hatten im Rennen eine gute Geschwindigkeit. Vielleicht waren sie etwas stärker, als wir erwartet hatten. Unmittelbar nach dem Start war es knifflig. Mit den weichen Reifen hatten wir ein paar Probleme, um mit ihm mitzuhalten."

"Anfangs ging es noch gut, doch in den zehn letzten Runden vor dem Boxenstopp war es recht schwierig, ihm zu folgen. Wir mussten vorsichtig sein, denn wenn du die ganze Zeit hinter einem anderen Fahrzeug herfährst, steigen die Temperaturen deiner Bremsen, deines Motors und dergleichen wesentlich an. Es war daher clever, ein bisschen Tempo herauszunehmen und den Abstand zu kontrollieren."

"Rechtzeitig vor dem Boxenstopp hatten wir die Lücke wieder geschlossen. Leider ist mir beim Losfahren ein kleiner Fehler unterlaufen. Ich denke, es wäre ziemlich eng geworden. Die beste Chance im Rennen hatten wir aber wohl beim Start. Ich kam sehr gut weg, hätte Kurve eins aber in deutlich größerer Entfernung gebraucht."

"Es ist ja kein Geheimnis, dass das direkte Folgen nicht einfach ist." Sebastian Vettel

"Das war die Geschichte dieses Rennens. Ich setzte ihn möglichst stark unter Druck. Es ist ja kein Geheimnis, dass das direkte Folgen nicht einfach ist, wenn man immer nur eine Sekunde hinter ihm liegt. Näher kommt man einfach nicht heran. Ist es mir einmal doch gelungen, so bekam ich das in den zwei folgenden Runden zu spüren."

"Ich fiel wieder etwas zurück und musste mich von Neuem heranarbeiten. Ich denke, unsere Geschwindigkeit war sehr gut. Das ist aber schwierig zu sagen, denn wir wissen nicht, wie schnell Fernando unterwegs war und wie viele Reserven er noch hatte. Ich konnte ihm aber locker folgen und meine, unser Auto war in einer guten Verfassung."

"Das Fahrzeug hat am gesamten Wochenende richtig gut funktioniert. Leider hat am Samstag eine kleine Ecke gefehlt und das war am Sonntag ein großer Teil des Rennens. Wir dürfen trotzdem stolz sein auf unsere Leistung. Entgegen aller Erwartungen hatten wir zwei gute Starts und dürfen zuversichtlich nach vorne schauen. Die nächsten Strecken dürften unserem Auto sehr gut liegen."

Vettel: Der Titelkampf ist noch immer offen

Frage: "Du sagtest, du konntest auf weichen Reifen nicht mehr ganz so schnell fahren wie Fernando, doch auf der harten Mischung warst du besser unterwegs als alle anderen. Warst du überrascht, dass dich dein Team vor dem Boxenstopp nicht noch ein paar weitere Runden hat drehen lassen?"
Vettel: "Nein. Ich denke, bei den weichen Reifen konnte man erkennen, dass alle gegen Ende ihres Stints damit zu kämpfen hatten."

"Ich habe gesehen, wie es Fernando direkt vor mir ergangen ist." Sebastian Vettel

"Ich habe gesehen, wie es Fernando direkt vor mir ergangen ist. Er rutschte sehr viel herum und mir ging es nicht viel anders. Die Hinterräder ließen einfach sehr stark nach. Ich gab alles, um möglichst nahe an ihn heranzukommen. Vielleicht hätten wir versuchen können, eine Runde mehr oder weniger zu absolvieren. Ich glaube aber nicht, dass es angesichts des Abstandes möglich gewesen wäre."

"Andererseits kehrt man mit den harten Reifen auf die Strecke zurück und hat dank der neuen Pneus einen großen Vorteil. Wären wir länger draußen geblieben, hätte das den Rückstand auf Fernando wohl nur vergrößert. Unterm Strich war es richtig, hereinzukommen und so den Druck auf Ferrari beim Boxenstopp zu erhöhen."

"Es ist schließlich bekannt, dass unsere Reifenwechsel sehr gut sind. Leider hatte ich ein kleines Problem beim Losfahren, doch sie hatten wohl auch einen sauberen Stopp. Der Vorsprung, den er in der Boxengasse hatte - vielleicht eine halbe Sekunde -, war noch immer genug. Es hat am Sonntag einfach nicht gereicht."

"Du weiß halt nie, wie schnell du fahren kannst, weil du keine saubere Luft hast." Sebastian Vettel

"Wenn du einem Auto über so weite Strecke direkt nachfolgst, dann kannst du schneller fahren. Ich weiß nicht, ob es im Rennen jemandem ebenfalls so ergangen ist. Du weiß aber halt nie, wie schnell du fahren kannst, weil du keine saubere Luft hast. Ich denke aber, unsere Geschwindigkeit war am gesamten Wochenende sehr gut. Platz zwei ist okay."

Frage: "Durch den zweiten Platz konntest du viele wichtige Punkte abgreifen..."
Vettel: "Ja, das sind gute Punkte. Jetzt sind nur noch vier Rennen zu fahren und es geht sehr eng zu. Jeder Fahrer aus den aktuellen Top 5 hat meiner Meinung nach noch immer sehr gute Titelchancen."

"Die Dinge können sich sehr schnell verändern. Dafür muss man sich nur einmal Fernando anschauen. Die Leute haben ihn dieser Meisterschaft bereits zweimal abgeschrieben - und nun ist er wieder zurück."

"Gewinne ein Rennen oder zwei Läufe hintereinander und du bist wieder richtig dicke im Geschäft. Konstanz ist das Wichtigste. Und wie ich schon sagte: Ich bin zuversichtlich, denn wir haben ein sehr starkes Auto und ein gutes Team. Wir wollen uns darauf konzentrieren, das Maximum aus uns allen herauszuholen."