Verwirrung um das 30-Tage-Testlimit geht weiter

Erst hat BAR-Honda bekannt gegeben, man werde ein Testlimit nicht akzeptieren, aber nun ist das Team doch wieder an Bord

(Motorsport-Total.com) - Es ist schon kurios, wie sich die Diskussionen um die geplante Testbeschränkung für die Rennsaison 2005 in den letzten Wochen entwickelt haben. Vom ursprünglichen Limit von zehn Tagen sind die Teams sowieso längst abgewichen, zuletzt drohte man aber selbst bei maximal 30 Tagen neben Ferrari auch noch BAR-Honda zu verlieren.

Titel-Bild zur News: Nick Fry

Teamchef Fry will sich trotz Widerstands von Honda an das Testlimit halten

Hondas Ingenieurs-Direktor Shuhei Nakamoto deutete vergangene Woche einen Sinneswandel an: "Wir ziehen alle Optionen in Betracht, aber warum sollten wir unsere Testfahrten begrenzen, wenn wir Weltmeister werden wollen?" Und Sportchef Otmar Szafnauer blies ins selbe Horn: "Wenn Ferrari an Bord ist, sind es wir auch. Dann wären wir glücklich, das für den Sport tun zu können. Wenn sie aber nicht dabei sind, müssen wir es uns anders überlegen", stellte er klar.#w1#

Stoddart kritisierte BAR-Honda für den Ausstieg

Es folgten kritische Kommentare der anderen Teamchefs - am lautesten wetterte erwartungsgemäß Paul Stoddart von Minardi: "Sollten sie wirklich nicht unterschreiben, weil Ferrari es auch nicht tut, dann wäre das eine armselige Vorstellung", kritisierte er. "Ich habe zwar den größten Respekt vor BAR, glaube aber nicht, dass die paar Extra-Tage von Ferrari für sie als Michelin-Team einen so großen Unterschied machen würden. Die Formel 1 wäre ein traurigerer Platz ohne dieses Abkommen."

Am Wochenende schließlich folgte dann der nächste Sinneswandel bei BAR-Honda - auf einmal scheint man wieder zu planen, das Gentlemen's Agreement einzuhalten. Offenbar gibt es intern zwischen BAR und Honda unterschiedliche Ansichten, was dieses Thema angeht, denn BAR argumentiert, man müsse den Kosteneinsparungskurs unterstützen, während der wohlhabende Großkonzern Honda alles daran setzen will, endlich wieder einen WM-Titel zu gewinnen.

Zumindest vorübergehend hat sich jedoch der BAR-Flügel durchgesetzt: "Es gibt ein vernünftiges Abkommen zwischen allen Formel-1-Teams außer Ferrari. 30 Tage ist das festgelegte Maximum", teilte Teamchef Nick Fry mit. "Das wurde zum Teil ohnehin von uns vorgeschlagen, also ist 30 die Zahl. Mein Verständnis ist, dass Ferrari das im Moment nicht akzeptieren will. Es wäre aber sicher besser für alle, wenn zehn Teams zustimmen würden und nicht nur neun."

Fry will bis Melbourne Ferrari noch hinzugewinnen

Fry machte außerdem klar, dass er hofft, bis zum Saisonauftakt in Australien auch Ferrari noch an Bord holen zu können, denn wenn sich die anderen Teams freiwillig auf 30 Tage einschränken, während Ferrari unbegrenzt testet, würde dies einen nicht unwesentlichen Wettbewerbsnachteil bedeuten. Zumindest im Moment gibt es aus Maranello keinerlei Anzeichen, dass man es sich anders überlegen will.

Wenigstens scheint nun die Front der anderen neun Teams wiederhergestellt, die ja so wichtig ist, wenn man Ferrari tatsächlich in eine Isolation drängen will, um sie doch noch für die Testbeschränkung zu gewinnen. Der Plan ist ja, Ferrari-Siege als mit unfairen Mitteln erkämpft darzustellen, was bei der stolzen italienischen Presse sicher für Kritik an Ferrari sorgen würde. Wäre jedoch auch BAR-Honda ausgestiegen, hätte man sich damit schwer getan.

Allerdings ist anzumerken, dass die Testbeschränkung in ihrer aktuellen Form - zwischen erstem und letztem Rennen darf nur 30 Tage getestet werden - ohnehin sehr halbherzig ist, schließlich durfte schon bis 2004 nur maximal 48 Tage getestet werden. Durch den dicht gestaffelten Kalender 2005 mit vielen im Wochenrhythmus angesetzten Rennen ergeben sich schon von vornherein weniger Möglichkeiten, in den Zwischenwochen testen zu gehen.