• 01.05.2025 11:27

  • von Gregory Leporati, Übersetzung: Andre Wiegold

Verrückte Zeit: Cheever über den Caesar's Palace Grand Prix 1982

Eddie Cheever ist ein schillernde Name im US-Motorsport - Der ehemalige Formel-1-Fahrer erinnert sich an den verrückten Caesar's Palace Grand Prix

(Motorsport-Total.com) - Eddie Cheever ist vielleicht kein Name, der neuen Formel-1-Fans sofort etwas sagt - aber in der amerikanischen Motorsportwelt ist er eine Legende. Der Mann aus Arizona hält bis heute den Rekord für die meisten Grand-Prix-Teilnahmen (143) und -Starts (132) eines US-Amerikaners.

Titel-Bild zur News: Eddie Cheever

Eddie Cheever spricht über den alten Las-Vegas-Grand-Prix Zoom

Auch wenn ihm nie ein Formel-1-Sieg gelang, beendete er die Saison 1983 als Siebter in der Fahrerwertung und stand insgesamt neunmal auf dem Podium - eines dieser Highlights war der Caesar's Palace Grand Prix 1982. Ein heißes, chaotisches, kurzlebiges Rennen, das eines der turbulentesten Jahre in der Formel-1-Geschichte abschloss.

Ganz anders als der promibesetzte Hochglanz-Grand-Prix in Las Vegas, den es in der Neuzeit gibt - damals fuhr die Formel 1 auf einem provisorischen Kurs auf dem Parkplatz des Caesar's Palace. Und das an einem brütend heißen Septembernachmittag bei knapp 38 Grad Celsius.

In der Wüste kochte es

"Ja, es war mitten am Tag und mitten in der Wüste - verdammt heiß", sagt Cheever lachend. "Ich erinnere mich, dass alle schnellen Kurven entweder ganz rechts oder ganz links waren. Extrem anstrengend für die Nackenmuskeln."

Trotz dieser Bedingungen und obwohl er für das solide Mittelfeld-Team Talbot Ligier-Matra unterwegs war, schlug Cheever große Namen wie Nigel Mansell, Niki Lauda, Alain Prost und sogar den Landsmann Mario Andretti - und holte Platz drei. Mehr wäre vielleicht möglich gewesen "Mein Auto war an dem Tag phänomenal", erinnert sich Cheever.

"In der ersten Kurve des Rennens habe ich mich mit Michele Alboreto verhakt und dabei eine meiner Spurstangen verbogen", erzählt er. Hätte er ohne diesen Zwischenfall vielleicht gewinnen können? "Wenn und Aber", sagt Cheever, "aber es hätte definitiv mehr Spaß gemacht, wenn ich nicht mit Alboreto zusammengestoßen wäre."

Fahrerstreik ging voraus

Der Caesar's Palace Grand Prix war das Finale der berüchtigten Formel-1-Saison 1982 - ein Jahr, das mit einem Fahrerstreik in Südafrika begann und von tragischen Todesfällen wie jenen von Gilles Villeneuve und Riccardo Paletti überschattet wurde. Keke Rosberg holte sich am Ende mit nur einem Rennsieg den WM-Titel.

Eddie Cheever

Eddie Cheever hat einige interessante Geschichten parat Zoom

Vor dem diesjährigen Las Vegas Grand Prix sprach Motorsport mit Eddie Cheever über diese verrückte Saison - und seine Erinnerungen an das Rennen in der Wüste.

Frage: "Die Formel 1 boomt heute in den USA - aber wie war das damals 1982 in Las Vegas?"
Eddie Cheever: "Die Formel 1 wurde damals längst nicht so gut vermarktet wie heute. Heute gibt es Netflix, die Teams gewähren viel mehr Einblicke. Damals hatte man oft das Gefühl, wir Fahrer waren die Tiere auf der einen Seite des Zauns - und das Publikum war auf der anderen."

"Aber ich habe keine schlechten Erinnerungen an das Rennen. Ich hatte vorher noch nie einen Ort mit so vielen Prostituierten gesehen wie in Vegas! Es war interessant - kein Ort auf der Welt ist wie Las Vegas. Es ergab irgendwie Sinn, dort ein Formel-1-Rennen auszutragen. Aber wenn man Vegas mit Strecken wie Spa vergleicht... es war kaum mehr als ein Parkplatz."

Tolle Duelle

Frage: "Sie haben 1982 auch beim Straßenrennen in Detroit ein Podium geholt. Wie war das im Vergleich zu Vegas?"
Eddie Cheever: "Den Kurs mochte ich tatsächlich lieber als Vegas. Die Formel-1-Autos hatten damals ordentlich Power, das machte Spaß. Ich erinnere mich an Duelle mit Didier Pironi im Ferrari - er hatte dank Turbomotor den Vorteil beim Herausbeschleunigen, ich war stärker beim Bremsen. Es war körperlich brutal - man konnte leicht Fehler machen. Auf dieses Rennen bin ich stolz."

Frage: "Der Saisonauftakt war chaotisch: Der Fahrerstreik in Südafrika..."
Eddie Cheever: "Darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben."

Frage: "Das muss heftig gewesen sein?"
Eddie Cheever: "Es fing mit Niki Lauda an - er war der Einzige, der das Regelwerk gelesen hatte! Er rannte herum und sagte: 'Wenn wir nicht aufpassen, kontrollieren die bald alles - wie viel Geld wir kriegen, für wen wir fahren dürfen.' Für jemanden wie Niki war das viel bedeutsamer als für mich - ich war ja gerade erst in der Formel 1 angekommen."

Frage: "Stimmt es, dass die Fahrer sich gemeinsam in ein Hotelzimmer eingeschlossen haben, um zu streiken?"
Eddie Cheever: "Ja, das war verrückt. Wir alle schliefen in einem Zimmer, blockierten die Tür, damit niemand reinkonnte. Es war schon ziemlich unterhaltsam."

Eddie Cheever

Cheever in Monaco Zoom

Frage: "Die Saison war extrem ausgeglichen - neun verschiedene Sieger in neun Rennen. Rosberg wurde Weltmeister mit nur einem Sieg. Spannend?"
Eddie Cheever: "Ja, aber eines der faszinierendsten Dinge an der Formel 1 ist die technische Dominanz, die ein Team erreichen kann. Eigentlich sollte es nicht 'Fahrerweltmeisterschaft' heißen, sondern 'Ingenieurs- und Fahrerweltmeisterschaft'. Schaut euch an, wie viele Titel Adrian Newey gewonnen hat - das ist mehr als die drei besten Fahrer zusammen."

Frage: "Zwei Todesfälle in einer Saison - damals leider keine Seltenheit. Wie sind Sie damit umgegangen?"
Eddie Cheever: "Das, worauf ich am meisten stolz bin aus meiner Formel-1-Zeit, ist das, worüber ich keine Kontrolle hatte: dass ich das alles überlebt habe, ohne verletzt zu werden. Ich würde heute für kein Geld der Welt in eines dieser Autos steigen - nicht mal, um Milch zu holen. Die Entwicklung ging rasend schnell, aber die Sicherheit war damals einfach kein großes Thema. Die Autos hatten unfassbar viel Power, aber kaum Schutz. Heute ist das zum Glück ganz anders."

Frage: "Verfolgen Sie die Formel 1 heute? Überrascht Sie der Hype in den USA?"
Eddie Cheever: "Ich schaue hin und wieder ein Rennen. Und ja, ich bin positiv überrascht, wie viele meiner Freunde heute über Formel 1 reden - und nicht nur über NASCAR. NASCAR ist in den USA zwar noch immer König, aber es ist unglaublich, wie stark die Formel 1 aufgeholt hat. Netflix war ein genialer Schachzug. Kinder, Erwachsene - alle reden drüber."

Nigel Mansell

Nigel Mansell in Las Vegas Zoom

Frage: "Was war Ihr Eindruck vom Vegas-Rennen im vergangenen Jahr?"
Eddie Cheever: "Was mir sofort aufgefallen ist: Diese irre lange Gerade. Und das Geld, das sie reingesteckt haben - wahrscheinlich eines der am besten organisierten Rennen überhaupt. Aber es ist total anders. Für Europäer muss Vegas wie ein Kulturschock sein - grell, laut, schrill. Ich bin Amerikaner, ich verstehe das, aber aus europäischer Sicht ist Vegas eine komplett andere Welt."

Frage: "Hätten Sie sich gewünscht, dass es 1982 schon so ein Rennen wie heute gegeben hätte?"
Eddie Cheever: "Nein, so denke ich nie. Gar nicht. Ehrlich gesagt - du bist einer der wenigen, mit denen ich seit Jahren überhaupt über meine Rennfahrerzeit gesprochen habe."

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