• 11.05.2012 08:45

  • von Dieter Rencken

Vergne gesteht: "Habe es zu leicht genommen"

Jean-Eric Vergne erklärt, inwiefern er die Formel 1 unterschätzt hat und warum er davon überzeugt ist, seine Qualifying-Probleme bald in den Griff zu bekommen

(Motorsport-Total.com) - Rookie Jean-Eric Vergne hat derzeit vier WM-Punkte und damit doppelt so viele wie sein Teamkollege Daniel Ricciardo auf dem Konto (Formel-1-Datenbank: das Toro-Rosso-Duo im Vergleich). Doch die Achillesferse des französischen Toro-Rosso-Piloten ist bislang das Qualifying. Ein elfter Startplatz war in den ersten vier Rennen seine beste Qualifying-Ausbeute - Ricciardo glänzte zuletzt in Bahrain mit Startplatz sechs. Im Tischgespräch gibt Vergne Einblick in seine Probleme und zeigt sich zuversichtlich, dass er diese bald in den Griff kriegen wird. Zudem spricht er über die Bedeutung eines Heim-Grand-Prix.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne

Jean-Eric Vergne gesteht sich eine Lernphase in der Formel 1 zu

Frage: "Jean-Eric, abgesehen vom Qualifying hast du in dieser Saison wirklich einen guten Eindruck gemacht. Hattest du ein Problem oder lag es am Auto?"
Jean-Eric Vergne: "Es hing mehr von mir ab. Bei Daniel lief es manchmal richtig gut, und daher muss ich an mir arbeiten und mich verbessern. Die Basis stimmt, daran besteht kein Zweifel, wenn ich mir das allgemeine Renntempo ansehe. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass wir lernen und uns verbessern."

Frage: "Ist es eine Frage der Erfahrung, wie man mit wenig Sprit an Bord mit den Reifen umgeht?"
Vergne: "Es ist das einzige Mal am gesamten Wochenende, dass wir mit wenig Sprit unterwegs sind. Dadurch fährt sich das Auto etwas anders."

Frage: "Was tust du, um dich zu verbessern? Wie findest du die richtige Balance im Qualifying zwischen nicht Übertreiben und Risiko?"
Vergne: "Da ich ja schon einige Fehler gemacht habe, werde ich das richtige Mittelmaß finden - hoffentlich gelingt mir das bald. Ich schätze, dass es mir gelingen wird, und ich mache mir diesbezüglich keine allzu großen Sorgen. Ich darf es nicht als Problem sehen, sondern als etwas, das ich einfach verbessern muss. Ich kann nicht erwarten, hier anzukommen und auf Daniels Niveau zu sein, denn er hat die Erfahrung aus dem Vorjahr."

"Außerdem hatte er im Vergleich zu Liuzzi auch Schwierigkeiten. Ich habe es am Anfang wahrscheinlich etwas zu leicht genommen und dachte mir, dass es einfach ein weiteres Auto ist, das ich schnell fahren muss. Aber es ist definitiv schwieriger als das. Ich habe mich geirrt. Ich habe meine Sichtweise geändert, und jetzt werden wir sehen..."


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Spanien


Frage: "Benötigt man in der Formel 1 eine bessere Konzentrationsfähigkeit als in den Nachwuchsklassen?"
Vergne: "Nein, das ist überall gleich. Das Qualifying ist in der Formel 1 gleich wie in der Formel 3. Man muss das Timing in einer Runde hinkriegen und das Maximum aus dem Auto herausholen."

Frage: "Wie sieht es mit dem Training, mit der mentalen Vorbereitung aus?"
Vergne: "Ich glaube nicht, dass ich mit der Konzentration ein Problem habe. Nein, das ist definitiv nicht das Problem."

Frage: "Es kommt immer wieder vor, dass Leute in der Formel 1 anfangen und es zwar in einer Runde hinkriegen, aber nicht über eine volle Renndistanz. Ermutigt dich das?"
Vergne: "Von Saisonbeginn an gab es jede Menge positive Dinge, die ermutigend sind. Das sagt mir, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis alles für mich passen wird. Ich glaube, dass wir einige gute Ergebnisse erreichen können. Ich mache mir keine Sorgen, das Team macht sich keine Sorgen. Wir machen einfach weiter, und das wird sich auszahlen."

Frage: "In Bahrain war dein Renntempo sehr gut. Hat dich das ermutigt?"
Vergne: "Ich war nach Bahrain nicht mehr oder weniger ermutigt. Ich wusste schon vorher, dass das Tempo passt. Bei der Abreise aus Bahrain habe ich mir nicht gedacht, dass das Renntempo gut war und ich zufrieden sein kann. Vielmehr habe ich mir Gedanken gemacht, wann es mir gelingen wird, vorne zu starten."

Jean-Eric Vergne

Im Qualifying hat Vergne noch deutliches Optimierungspotenzial Zoom

Frage: "Hat der Grand Prix von Monaco für dich eine besondere Bedeutung?"
Vergne: "Ich komme nicht aus Monaco. Ich weiß nicht... Ich sehe es als normales Rennen wie jedes andere. Ich möchte mich deswegen nicht zusätzlich unter Druck setzen. Wir werden sehen, wie es läuft. Derzeit denke ich nur über dieses Rennen nach."

Frage: "Die Formel 1 wird nach Frankreich zurückkehren. Was hältst du vom Paul-Ricard-Kurs?"
Vergne: "Ich habe im Vorjahr das Renault-World-Series-Rennen in Paul Ricard bestritten. Ich mag den Kurs, aber für mich spielt es nicht wirklich eine Rolle, wo das Rennen stattfindet. Solange es in Frankreich stattfindet, ist es eine gute Sache."

Frage: "Ist es für die Formel 1 wichtig, dass es einen Grand Prix von Frankreich gibt?"
Vergne: "Das finde ich schon, denn in Frankreich gibt es viele Formel-1-Fans. Wir haben drei Fahrer, einer davon stand in Bahrain auf dem Podest. Wir werden in Frankreich immer bekannter und die Formel 1 hat in Frankreich eine wirklich große Historie."

Frage: "Wann hast du dein erstes Formel-1-Rennen live miterlebt?"
Vergne: "Das war erst vor zwei Jahren. Ich habe mir die Rennen aber immer im Fernsehen angeschaut."