• 07.06.2013 11:20

Verfahren gegen Mercedes - Zufriedenheit bei der Konkurrenz

Das Verfahren gegen Mercedes und Pirelli hat für seltene Einigkeit unter den übrigen Formel-1-Teams gesorgt - Ausgeklammert aus der Kritik wird Nico Rosberg

(Motorsport-Total.com/SID) - Schadenfreude war bei Sebastian Vettel auch auf den zweiten Blick nicht zu erkennen, ein wenig Genugtuung ließ sich zumindest erahnen. "Es musste genau so laufen", sagt der Weltmeister, angesprochen auf das anstehende Verfahren gegen Mercedes und Pirelli: "Der Regelbruch ist eindeutig, und natürlich muss der jetzt bestraft werden. Nur darum geht es." Die Entscheidung des Automobilweltverbandes FIA, den möglicherweise illegalen Reifentest vor das Internationale Tribunal zu bringen, stößt auf breite Zustimmung im Fahrerlager.

In einem Umfeld, in dem häufig monatelang über neue Beschlüsse diskutiert wird, hat sie vor dem Großen Preis von Kanada am Sonntag für seltene Einigkeit unter einem Großteil der Teams gesorgt - und verdrängte einmal mehr alle sportlichen Themen.

"Es ist nunmal nicht richtig, während der Saison zu testen. Ich muss mich als Fahrer an die Regeln halten. Das sollte für jedes Team auch gelten", sagt Vettel, dessen Rennstall Red Bull die breite Front gegen Mercedes anführt. "Ein Nachteil war der Test sicher nicht", sagt auch Sauber-Pilot Nico Hülkenberg ganz offen: "Und die FIA hat bestimmt nicht grundlos das Tribunal eingeschaltet. Das ist zu Recht passiert." Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost sprach bei 'Auto Bild motorsport' (Jetzt abonnieren!) gar vom "größten Regelbruch der letzten Jahre."

"Ein Nachteil war der Test sicher nicht." Nico Hülkenberg

Der Unmut bei den Konkurrenten war zuletzt groß, und er führte zu einer gänzlich unwahrscheinlichen Allianz. Die Erzrivalen Red Bull und Ferrari hatten mit ihrem Protest das Verfahren erst möglich gemacht. Für ihren Ärger sorgten viele kleine Details, die nachhaltig daran zweifeln lassen, dass Mercedes Pirelli tatsächlich lediglich als Testobjekt aushelfen wollte. Ganz ohne dabei eigene Interessen zu verfolgen.

So kam das Gerücht auf, Nico Rosberg und Lewis Hamilton hätten bei den unangekündigten Tests Mitte Mai in Barcelona Helme mit einer unüblichen Lackierung getragen, um weniger gut erkennbar zu sein. Angesprochen auf diesen Vorwurf, verzichtete Rosberg in Montreal auf einen Einspruch. "Das möchte ich nicht kommentieren", sagte der 27-Jährige nur.


Fotos: Großer Preis von Kanada


Rosbergs derzeitige Zurückhaltung kommt dabei nicht überraschend, denn spätestens jetzt ist jede Aussage zum Thema ein Fall für die juristischen Berater. Das dürfte in den kommenden Wochen so bleiben, der Start des Verfahrens ist erst für Juli zu erwarten. "Die Mercedes-Piloten wissen ja selber, wie heiß das ist", meint auch Hülkenberg, "also sagen sie da nicht viel drüber." Wie schon nach seinem Sieg in Monaco, vor dem die Tests publik geworden waren, wird Rosberg derzeit allerdings immer wieder ausgeklammert aus der Kritik.

"Es wäre absolut unfair, Nico den Sieg in Monaco abzuerkennen." Sebastian Vettel

"Es wäre absolut unfair, Nico den Sieg in Monaco abzuerkennen", sagt Vettel. Denn den Piloten treffe keine Schuld: "Bei der Strafe sollte das Team im Vordergrund stehen - als Fahrer ist man bei solchen Entscheidungen außen vor." Um seinen Monte-Carlo-Triumph sorgt sich Rosberg aber ohnehin weniger. "Das, was jetzt kommt", sagt er mit ergebenem Lächeln, "hat meines Wissens nichts mehr mit Monaco zu tun." Auch er weiß, dass sich zumindest sportliche Strafen schwerlich nur gegen das Team richten könnten. Denn Punktabzüge würden ebenso auf Rosberg und Hamilton zurückfallen - wie auch Testverbote.

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