• 07.06.2013 00:11

  • von Roman Wittemeier

Gillan: "Tests mit aktuellen Autos nicht erlaubt"

Ex-Williams-Chefingenieur Mark Gillan vertritt in der Diskussion um den Mercedes-Reifentest eine klare Meinung: Das waren 1.000 Kilometer zu viel

(Motorsport-Total.com) - Mercedes und Pirelli werden sich vor dem Tribunal des Automobil-Weltverbandes FIA verantworten müssen. Die Verantwortlichen der Pariser Behörde sind der Überzeugung, dass der 1.000-Kilometer-Reifentest mit dem aktuellen Silberpfeil in Barcelona wohl nicht hätte stattfinden dürfen. Auch Ferrari hatte einen ähnlichen Test vor dem Grand Prix von Spanien absolviert. Die Italiener verwendeten allerdings ein zwei Jahre altes Fahrzeug. Aus Sicht der FIA war dies legal.

Titel-Bild zur News: Mercedes Hülle Regen

Bezüglich der Pirelli-Testfahrten sind noch nicht alle Geheimnisse gelüftet Zoom

"Ich habe vollstes Verständnis, dass die anderen Teams über diesen Mercedes-Test nicht gerade glücklich sind", sagt Ex-Williams-Chefingenieur gegenüber 'James Allen on F1'. "Ich bin in diesem Jahr nicht mehr direkt beteiligt, aber in den Vorjahren war es jedenfalls eindeutig immer so, dass alle Teams sich dazu verpflichtet hatten, keine Tests während der Saison mit dem aktuellen Auto zu absolvieren. Diese Vereinbarung war äußerst restriktiv."

"Es war eigentlich immer glasklar, was erlaubt ist und was nicht. Tests mit aktuellen Autos waren eben nicht erlaubt", schildert der 45-Jährige. Die Mercedes-Konkurrenten pochen auf diese Vereinbarung, die auch im Jahr 2013 Gültigkeit besitzt. Pirelli hält dem eine andere Vereinbarung entgegen. Im Ausrüstervertrag der Italiener gibt es einen Passus, der einen solchen 1.000-Kilometer-Test erlaubt. Die Frage ist, welches Agreement übergeordnet ist.

"Mercedes meint, dass es ein Blindtest war. Pirelli betont das ebenso", sagt Gillan. "Dennoch hat man bei solchen Testfahrten enorme Vorteile. Allein die zusätzliche Laufleistung bietet einem mehr Informationen bezüglich Zuverlässigkeit, aerodynamische Performance, Bremssystem, Kühlung - all diese Daten kann man während des normalen Saisonverlaufs kaum generieren. Bei einem Test über 1.000 Kilometer bekommt man sehr interessante und wichtige Daten."

Gillan schließt sich der Ansicht der FIA an: Mercedes habe falsch, Ferrari richtig gehandelt. "Ferrari dürfte kaum Vorteile aus einem solchen Test ziehen können. In der Formel 1 ist die Entwicklung dermaßen schnell, dass selbst schon Teile, die gerade einmal fünf oder sechs Monate auf dem Buckel haben, nicht mehr auf dem neuesten Stand sind. Ein zwei Jahre altes Auto ist kaum noch interessant", meint der Brite, der an dem Ferrari-Test keine Kritik üben mag.


Fotos: Großer Preis von Kanada


Der frühere Williams-Ingenieur hat gleichzeitig jedoch ein wenig Verständnis für die Lage von Pirelli. Der Reifenlieferant absolvierte seine Tests bislang mit betagten Fahrzeugen von Renault und Toyota. "Es ist natürlich wichtig, dass Pirelli realistische Daten bekommt. Das liegt im Interesse aller", sagt Gillan. "Wenn es allerdings um 2014 geht, dann wird dies ohnehin schwierig. Es existiert nämlich noch gar kein 2014er-Auto." Pirelli hatte argumentiert, dass man beim Mercedes-Test im Hinblick auf 2014 gearbeitet habe.