Vereiteln neue Reifen Renaults Raketenstarts?

Renault brillierte bisher stets mit sensationellen Starts, doch damit könnte 2007 wegen der neuen Bridgestone-Einheitsreifen Schluss sein

(Motorsport-Total.com) - Seit mehreren Jahren ist Renault in der Formel 1 ein Garant für Raketenstarts - oft katapultierte sich Fernando Alonso auf dem Weg zu seinen WM-Titeln von weit hinten binnen weniger hundert Meter an die Spitze des Feldes. Doch damit könnte nun wegen der neuen Einheitsreifen von Bridgestone Schluss sein.

Titel-Bild zur News: Renault R27

Der Renault R27 hat weniger Gewicht an der Hinterachse als etwa der R26

Eines der Erfolgsgeheimnisse der Renault-Starts war nämlich neben der bestechenden Traktionskontrolle die stark nach hinten ausgerichtete Gewichtsverteilung, an der mit dem R27 nicht mehr festgehalten werden kann. Hintergrund: Die Bridgestone-Pneus zwangen Renaults Technischen Direktor Bob Bell dazu, mehr Gewicht nach vorne zu verlagern, um ihr Grippotenzial auf längere Distanzen gesehen optimal nutzen zu können.#w1#

Renault muss noch viel über die Reifen lernen

"Wir müssen noch viel darüber lernen, wie man die Reifen maximal ausschöpfen kann." Bob Bell

"Die Bridgestones", erklärte Bell gegenüber 'ITV', "haben andere Eigenschaften, speziell weil unser Auto genau auf die Michelins abgestimmt war. Wir müssen noch viel darüber lernen, wie man die Reifen maximal ausschöpfen kann, besonders für den Verlauf eines ganzen Rennwochenendes. Insgesamt haben wir aber das Gefühl, dass wir auf einem guten Weg sind, denn der R27 ist ein gutes Auto. Wir müssen es nur schaffen, die Harmonie mit den Reifen herzustellen."

"Wir mussten die Gewichtsverteilung wegen der Bridgestones nach vorne bewegen, was uns auch dazu zwang, die aerodynamische Balance entsprechend zu verschieben. Wir wussten das aber schon, bevor wir erstmals Bridgestone-Reifen am Auto hatten - das war so gesehen keine große Überraschung. Es ist nun einfach eine andere Art und Weise gefragt, wie man vorne und hinten das Maximum aus den Reifen holt", so Bell.

Die Problematik dieser Zwangsänderungen ist, dass weniger Gewicht auf der Hinterachse beim stehenden Start automatisch auch weniger Grip für die Antriebsräder bedeutet. Hinzu kommt noch, dass die charakteristisch sehr weichen Michelin-Flanken bei langsamen Geschwindigkeiten Vorteile hatten, während die Bridgestone-Philosophie der härteren Flanken traditionell eher auf schnelle Kurven ausgerichtet ist.

Radaufhängung nur im Detail verändert

"Es ist auf keinen Fall ein radikaler Schritt." Bob Bell

Theoretisch hätte Renault darauf mit einer neuen Radaufhängungsgeometrie reagieren können, doch weil man keine Risiken eingehen wollte, wurde auf so einen Schritt zunächst verzichtet: "Wir haben das Radaufhängungsdesign modifiziert, aber es ist auf keinen Fall ein radikaler Schritt", sagte Bell. Man wolle erst einmal Erfahrungen mit Bridgestone sammeln - und sollten dann doch größere Änderungen erforderlich sein, könne man diese spätestens in den R28 einfließen lassen.

Dass ausgerechnet Renault das Team ist, welches vermutlich am meisten unter dem Wechsel von Michelin zu Bridgestone leiden wird, steht indes außer Frage. Zwar sind die extrem besorgniserregenden ersten Wintertests inzwischen überstanden, doch Giancarlo Fisichella weiß, dass dies weiterhin die Achillesferse des R27 bleibt: "Es fiel uns bei den ersten Tests schwer, das Fahrverhalten zu verstehen und ein Setup zu finden", gab er gegenüber 'Crash.net' zu.