• 02.10.2006 20:01

Vasselon: "Suzuka ist sehr hart und sehr herausfordernd"

Der Technische Direktor von Toyota im Interview über das Rennen in China, die Probleme im Nassen und die Aussicht auf das Heimrennen in Suzuka

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ist Suzuka als Heimrennen von Toyota eine besondere Veranstaltung?"
Pascal Vasselon: "Den Druck hat man bei jedem einzelnen Rennen, aber wir versuchen immer noch, für Suzuka besser zu werden. Natürlich werden dort eine Menge Toyota-Zuschauer vor Ort sein und wir wollen ihnen etwas schenken, auf das sie stolz sein können, was uns eine zusätzliche Motivation verleiht."

Titel-Bild zur News: Pascal Vasselon

Pascal Vasselon kennt sich in Suzuka aber auch in Fuji bestens aus

Frage: "Stimmst du dem Ruf von Suzuka als wahre Fahrerstrecke zu?"
Vasselon: "Wenn du mit den Fahrern sprichst, dann haben sie zwei Strecken, die sie als außergewöhnlich bezeichnen: Suzuka und Spa. Die Fahrer lieben Suzuka einfach und es stimmt, dass es ein sehr herausfordernder Ort ist, wo die Technik extrem wichtig ist."#w1#

Den "Suzuka-Spezialisten" gibt es wirklich

"Es ist eine solch schwierige Strecke, dass man definitiv Suzuka-Spezialisten hat. Die japanischen Fahrer sind dort besonders stark, da sie dort so viel Zeit verbracht haben. Wenn man die Schwierigkeiten der Strecke kennt, dann bedeutet dies häufig, dass ein Fahrer in Suzuka ein besseres Ergebnis herausfahren kann."

Frage: "Trifft dies im Nassen besonders zu?"
Vasselon: "Absolut, denn der Schlüsselfaktor für einen Fahrer ist es zu wissen, wo die Pfützen und jene Linien sind, wo es weniger stehendes Wasser gibt. Suzuka ist sehr hart und sehr herausfordernd."

Frage: "Also sollte Ralfs Erfahrung ihm dort gut zu Gesicht stehen?"
Vasselon: "Ralf hat seine Lehrzeit in Autos mit Abtrieb in Suzuka absolviert, wo er in der Formel Nippon Mitte der 90er-Jahre an den Start ging. Er verfügt also über eine große Erfahrung, was eine große Hilfe ist, ja."

Das Setup ist in Suzuka eine Wissenschaft für sich

Frage: "Was sind in Bezug auf das Setup die wichtigsten Dinge, die man betrachten muss?"
Vasselon: "Man benötigt bei hohen Geschwindigkeiten eine gute Balance, denn es gibt eine Menge Richtungswechsel bei mittleren und hohen Geschwindigkeiten."

"Die Haftung ist natürlich immer sehr wichtig, aber in Suzuka kann es sein, dass man in Bezug auf die Haftung einen kleinen Kompromiss eingeht, um eine bessere Balance zu erhalten. Das Handling ist sehr wichtig und die Fahrer müssen Vertrauen haben, was einem schlussendlich eine gute Rundenzeit beschert."

Suzuka ist zu den Bremsen "lieb" aber zu den Reifen hart

Frage: "Benötigt man in der Schikane eine gute Bremsstabilität?"
Vasselon: "Die brauchst du, aber in Bezug auf die Belastungen der Bremsen ist Suzuka tatsächlich eine der beiden leichtesten Strecken, denn man hat nicht die Kombination aus langen Geraden und langsamen Kurven, die den Bremsen zusetzen."

"Man hat zudem eine gute Kühlung für die Bremsen, denn die durchschnittliche Geschwindigkeit ist ziemlich hoch. Der Kurs ist aus diesem Grund wenig belastend für die Bremsen aber hart zu den Reifen."

Frage: "Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten?"
Vasselon: "Ja. In Bezug auf die Anforderungen an den Reifen ist der Kurs Silverstone sehr ähnlich, etwas sanfter aber dennoch benötigt man Gummi vom härteren Ende der Bandbreite. Das Limit wird für gewöhnlich von der Leistung der Vorderreifen diktiert."

Frage: "Ist der Kurs auch für die Motoren belastend?"
Vasselon: "Ich würde sagen, dass er in Bezug auf den Einfluss der Motorleistung auf die Rundenzeit durchschnittlich ist. Zehn zusätzliche PS verleihen dir rund 0,17 Sekunden."

Vorerst letztes Rennen in Suzuka#

Frage: "Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf angesichts der Tatsache, dass es das letzte Rennen in Suzuka ist und dass es danach in Fuji weitergeht?"
Vasselon: "Mir ist die Geschichte von Suzuka sehr vertraut, aber ich genieße auch die Herausforderung, neue Strecken zu entdecken. Als wir nach Bahrain, Shanghai und in die Türkei gegangen sind, habe ich es sowohl als interessant und herausfordernd empfunden, eine neue Veranstaltung unter die Räder zu nehmen."

Frage: "Was weißt du über Fuji?"
Vasselon: "Es ist eine interessante neue Herausforderung, wo uns sogar noch mehr Toyota-Leute zuschauen werden! Der Kurs hat sich deutlich verändert, weil er für die Formel 1 effektiv umgestaltet wurde. Ich verfüge aus anderen Kategorien des Rennsports über jede Menge persönlicher Erfahrung in Fuji. Mit den GTs und der Super Touring-Serie war ich da wohl schon mehr als 20 Mal."

Toyota und die Probleme von Shanghai

Frage: "Ihr hattet in China ein paar Probleme. Welche Leistung erwartest du von Toyota in Suzuka?"
Vasselon: "Unter normalen Bedingungen ist Suzuka ein Kurs, der zu den Charaktereigenschaften unseres Autos gut passt. Silverstone ist in vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild von Suzuka und dort waren wir konkurrenzfähig."

"Natürlich waren unsere Erfahrungen, die wir in den vergangenen beiden Regen-Rennen gemacht haben, ziemlich schwierig, da wir unter diesen Bedingungen um Haftung von unseren Reifen kämpfen. Aber wir haben zusammen mit Bridgestone hart gearbeitet und intensiv nachgedacht, um für Japan die richtige Gummimischung zu finden. Wir gehen immer noch davon aus, dass wir Verbesserungen sehen, wenn wir es richtig auf die Reihe bekommen."

Wieder ein paar kleine Neuerungen am Auto

Frage: "Ihr hattet für das Rennen in China ein paar Aerodynamik-Entwicklungen mitgebracht. War es schwierig, diese zu bewerten?"
Vasselon: "Angesichts der feuchten Bedingungen in der Qualifikation und dem Verkehr, auf den wir im Rennen trafen, war es unter diesen Umständen sicherlich der Fall. Es war schwierig zu wissen, wo wir standen, denn die Bedingungen haben sich in jeder Trainingseinheit und im Rennen verändert und wir konnten keine endgültigen Schlüsse ziehen. Das einzige, was wir sagen können, ist, dass die Fahrer mit dem Handling und der Balance zufrieden waren, auch wenn sich die Ereignisse gegen sie verschworen hatten."

Frage: "Werdet ihr für Suzuka weitere Entwicklungen haben?"
Vasselon: "Ja, es wird ein paar Teile geben, die wir in Suzuka haben werden. Eine zusätzliche Woche ist nicht viel Zeit, aber es ist der letzte Sturm der Saison! Danach werden wir uns vollständig auf das nächst-jährige Auto konzentrieren."