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  • 05.02.2010 13:02

Valencia: Erster Prüfstein für die neuen Reifen

Bridgestone zieht nach den ersten drei Testtagen des Jahres eine erste Bilanz - Technikchef Tetsuro Kobayashi erkennt "gutes Potenzial"

(Motorsport-Total.com) - Das Zeitalter der schmalen Vorderreifen hat am vergangenen Montag in Valencia begonnen. Die beim Test anwesenden Teams durften erste Erfahrungen mit dem neuen Pneuformat sowie den neuen Mischungen und Konstruktionen von Bridgestone sammeln. Die Vorderreifen sind ab 2010 um 20 Millimeter schmaler, was bei vielen Fahrzeugen deutliche Auswirkungen auf die Aerodynamik hat. Bridgestone-Technikchef Tetsuro Kobayashi zieht im Interview eine Bilanz der Testfahrten.

Titel-Bild zur News: Reifen Tyres Bridgestone

Bridgestone wird den Vertrag als Exklusivausrüster nicht verlängern

Frage: "Tetsuro, welche Spezifikationen kamen in Valencia zum Einsatz?"
Tetsuro Kobayashi: "Wir hatten den weichen und superweichen Reifen in Valencia, hinzu kamen natürlich die Intermediates und Regenreifen. Valencia ist bezüglich des Abriebs eher unkritisch. Obwohl der Asphalt recht grob ist, können wir dort mit den weichen Mischungen fahren."#w1#

"In Valencia ist aber immer das Graining am Vorderreifen interessant, weil es sehr hohe Querbeschleunigungen gibt. Daher ist die Strecke für uns bezüglich der Tests im Bereich Graining sehr interessant. Ganz im Gegensatz zu Jerez, denn dort leiden eher die Hinterreifen. Die Performance der hinteren Reifen können wir also in der kommenden Woche prüfen."

Frage: "Die nächsten beiden Tests finden in Jerez statt. Welche Reifen wird man dort einsetzen?"
Kobayashi: "Wir bieten den Mediumreifen als erste Variante an, haben aber auch die harten und weichen Reifen als Option dabei."

Frage: "Warum hat Bridgestone einen schmaleren Vorderreifen gebaut?"
Kobayashi: "Der Wechsel von Rillenreifen zu Slicks im Jahr 2009 hatte zur Folge, dass die Auflagefläche der Reifen vorne proportional stärker zunahm als hinten. Als Konsequenz gab es anteilig vorne mehr Grip als benötigt. Weil aber die Teams damals ihre Fahrzeuge schon auf das alte Reifenformat ausgelegt hatten, haben wir die Einführung der schmalen Variante auf 2010 verschoben."

Frage: "Um wie viel schmaler sind die Reifen nun? Mussten die Teams entsprechend darauf reagieren?"
Kobayashi: "Sie sind nun um 20 Millimeter schmaler als 2009. Wir fahren das Reifenformat 245/55 R13 vorne. Das sorgt für eine bessere Balance im Auto. Die Teams mussten dies natürlich beim Design der neuen Fahrzeuge mit einbeziehen. Die meisten werden versucht haben, den Schwerpunkt nun wieder etwas nach hinten zu verschieben, um die Reifen bestmöglich nutzen zu können."

"Die meisten werden versucht haben, den Schwerpunkt nun wieder etwas nach hinten zu verschieben." Tetsuro Kobayashi

Frage: "Welche weiteren Veränderungen hat Bridgestone an den neuen Reifen vorgenommen?"
Kobayashi: "Aufgrund der neuen Größe der Vorderreifen mussten wir auch deren Konstruktion leicht verändern. Die zweite große Veränderung liegt bei den Hinterreifen. Dort mussten wir die Konstruktion anpassen, um mehr Haltbarkeit zu erzielen. Außerdem sind die Mischungen etwas anders, damit sie längere Stints aushalten und gleichzeitig im Vergleich zu 2009 schneller auf Temperatur kommen."

Frage: "Wie viel Arbeit steckt in all diesen Neuerungen?"
Kobayashi: "Es steckt immer viel Arbeit dahinter, wenn man neue Spezifikationen bringt. Wichtig ist erst einmal, dass die Reifen sicher sind und von höchster Qualität. Sie müssen natürlich genau das bringen, was man von ihnen erwartet. Unsere Reifentechniker und Ingenieure in Tokio haben im vergangenen Jahr hart geschuftet, um bei den neuen Reifen eine konstant hohe Qualität und auf dem Prüfstand die passende Performance zu erreichen."

"Erst wenn die Reifen zahlreiche Tests auf den Prüfständen im Haus bestanden haben, dann kommen sie ans Auto. Man muss allerdings hinzufügen, dass auch die Teams erheblichen Anteil an der Entwicklung haben. Deren Simulationsdaten sind für uns sehr wichtig, damit wir die Pneus unter realistischen Bedingungen auf dem Prüfstand ausprobieren können. Es ist eine enge Zusammenarbeit. Nun freuen wir uns darauf, die neuen Reifen auf der Strecke zu sehen."

"Unsere 2010er-Modelle sollten deutlich haltbarer sein als die Vorgänger." Tetsuro Kobayashi

Frage: "Sorgen das Nachtankverbot und vermutlich längere Stints für eine deutlich höhere Belastung der Reifen?"
Kobayashi: "Natürlich. Die Autos haben beim Start etwa 100 Kilogramm mehr Gewicht an Bord. Die längeren Stints gepaart mit mehr Benzin sorgen dafür, dass die Reifen eine höhere Last aushalten müssen. Aber unsere 2010er-Modelle sollten deutlich haltbarer sein als die Vorgänger. Vor allem die neue Konstruktion der Hinterreifen wird dafür sorgen, dass sie unter den neuen Regeln gut funktionieren."

"Wir werden die Daten natürlich bei den weiteren Wintertests nach wie vor im Auge behalten und analysieren. Auch in den Rennen werden wir das tun, denn der Abtrieb der 2010er-Fahrzeuge wird sich im Verlauf der Saison immer weiter erhöhen. Wir haben schon jetzt bemerkt, dass es spürbar mehr Abtrieb gibt als in der vergangenen Saison."

Frage: "Wie entscheidet Bridgestone über die Reifenmischungen für die jeweiligen Rennen?"
Kobayashi: "Wir machen das wie im vergangenen Jahr. Bei den meisten Rennen wird es wohl wieder zwei Mischungen geben, die durch einen Zwischenschritt getrennt sind: zum Beispiel hart und weich oder medium und superweich."

"Bei einigen Strecken wird das erneut nicht möglich sein. Zum Beispiel in Monaco müssen wir die beiden weichen Mischungen verwenden, um möglichst viel Grip auf dem Stadtkurs zu bekommen. Bridgestone wird über die jeweiligen Mischungen entscheiden. Wir greifen dabei auf die Erfahrungen des Vorjahres und auf die Daten der Teams zurück."

"Die Zahl der Sätze von Trockenreifen ist für 2010 von 14 auf elf pro Fahrer reduziert worden." Tetsuro Kobayashi

Frage: "Wie viele Reifensätze wird es pro Rennwochenende geben?"
Kobayashi: "Die Zahl der Sätze von Trockenreifen ist für 2010 von 14 auf elf pro Fahrer reduziert worden. Es wird sechs Sätze der ersten Mischung geben und fünf des sogenannten Option-Reifens. Zusätzlich gibt es vier Sätze Intermediates und drei Sätze Regenreifen. Diese Anpassung ist aus Sicht von Bridgestone gut und richtig, denn wir müssen in diesem Jahr zusätzliche Teams ausstatten. Wir danken der FIA und den Teams in diesem Zusammenhang."

Frage: "Wie wird man die Reifenmischungen in diesem Jahr optisch unterscheiden können?"
Kobayashi: "Wir werden den jeweils weicheren Reifen an der Außenseite mit einem grünen Streifen markieren. Wir haben viele verschiedene Varianten ausprobiert, aber an dieser Stelle ist die Kennzeichnung einfach am besten zu erkennen - sowohl von der Seite als auch von oben. Die Farbe Grün haben wir gewählt, weil wir damit die FIA-Initiative 'Make Cars Green' unterstützen wollen."

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