"Unglaublicher" Hamilton jubelt, aber fürchtet Rosberg
Nach seiner souveränen Fahrt auf die Pole-Position beim Auftakt zur Formel-1-Saison 2015 wird Lewis Hamilton mit Lob überschüttet, bleibt aber zurückhaltend
(Motorsport-Total.com) - 1,391 Sekunden. Das ist der Vorsprung von Mercedes auf den Rest des Starterfeldes in der Formel-1-Saison 2015. Diese Erkenntnis brachte das Qualifying zum Großen Preis von Australien in Melbourne mit sich. Dabei deklassierten Lewis Hamilton und Nico Rosberg die gesamte Konkurrenz. Und Hamilton setzte sogar noch einen drauf und erzielte seine 39. Pole-Position, seine vierte in Australien.
Mehr noch: Der Weltmeister fügte seinem Mercedes-Teamkollegen Rosberg eine empfindliche Niederlage zu, indem er ihm im entscheidenden Moment satte 0,594 Sekunden abnahm. Eine bittere Pille für Rosberg, der Hamilton eine "beeindruckende Form" attestiert. "Lewis war extrem schnell. Er hat es auf den Punkt gekriegt, ich nicht. Ich habe es heute einfach nicht zusammengekriegt. Kein großer Tag für mich."
Für das Silberpfeil-Werksteam war es indes eine weitere Sternstunde. "Im Moment haben wir einen wirklich soliden Vorsprung", sagt Mercedes-Sportchef Toto Wolff bei 'Sky'. "Ob es eine Sekunde oder acht Zehntel sind, weiß ich nicht. Der Unterschied ist da. Und damit können wir zufrieden sein." Niki Lauda, Vorsitzender des Aufsichtsrats, stimmt bei 'RTL' zu: "Besser kann sich das Team nicht aufstellen."
Rosberg geschlagen, aber mit intakten Chancen
Das Ergebnis der ersten Qualifikation des Jahres, so der dreimalige Formel-1-Weltmeister bei 'Sky Sports F1', könne sich sehen lassen. "Der Zeitabstand ist unglaublich und das Team hat perfekte Arbeit geleistet. Ich kann mich nur dafür bedanken. Gleichzeitig sage ich aber auch: Wir müssen weiter am Ball bleiben und Druck machen", erklärt Lauda, der vor allem Hamilton lobend hervorhebt.
"Lewis ist Lewis. Er bringt seine Leistung einfach auf den Punkt. Und das auf perfekte Art und Weise", meint Lauda. Hamiltons Stallgefährte Rosberg habe nach einem Fahrfehler noch das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht. "Er wurde Zweiter", sagt Lauda. "Besser kann er nicht abschneiden. Als ich ihn am Freitag so stark erlebt habe, dachte ich, es würde richtig eng werden. Doch es war genau andersherum."
Verantwortlich dafür war Hamilton, der - laut Lauda - "wie von einem anderen Stern" gefahren ist. Der WM-Titelverteidiger selbst zeigt sich aber bescheiden: "Heute haben wir eine gute Balance gefunden. Und es macht so viel Spaß, wenn du so ins Qualifying gehst", erklärt Hamilton und fügt hinzu: "Im vergangenen Jahr hatte ich das beste Auto, das ich jemals gefahren bin. Diesen Eindruck habe ich nun erneut."
Mercedes klarer Favorit auf den Sieg in Australien
"Ich schätze mich glücklich, dieses Auto zu fahren. Ich bin sehr dankbar dafür. Die Jungs haben sich mächtig ins Zeug gelegt, damit wir hier diese Leistung zeigen konnten. Es ist ein guter Start in dieses Wochenende", sagt Hamilton. Rosberg pflichtet ihm bei: "Ich bin dem Team sehr dankbar für das tolle Auto, das sie mir hingestellt haben. Unglaublich! Es ist einfach nur klasse, dieses Fahrzeug zu bewegen."
Zumindest im Qualifying am Samstag war Mercedes mit dem W06 einsame Spitze. Folgt im Rennen die Fortsetzung? "Wichtig ist, das Rennen zu Ende zu fahren", meint Lauda bei 'RTL'. "Das erste Rennen ist für alle Autos eine Riesenbelastung. Der Defektteufel sitzt gerade dann sehr tief. Das muss man beachten - und das Rennen einfach nur herunterfahren." Er glaube an die Siegchance seines Teams.
Doch welcher Fahrer wird das teaminterne Duell im ersten Grand Prix des Jahres für sich entscheiden? Hamilton hält das Rennen jedenfalls nicht für einen Selbstläufer: "Hoffentlich sehen wir ein schönes Duell mit Nico. Er wird schnell sein, denn er hat im Winter sehr viel Zeit im Simulator verbracht. Jedes Mal, wenn er ins Werk fährt, absolviert er Rennsimulationen, den ganzen Tag lang."
Wer wird "Best of the Rest"?
Um am Rennende mit mehr dazustehen als mit Platz zwei. Das ist jedenfalls das Ziel für Rosberg, der sagt: "Heute muss ich mit Platz zwei leben, doch der Sonntag liegt ja noch vor uns. Wir haben noch alle Chancen. Vom zweiten Platz ist absolut alles möglich." Wenngleich Lauda die Niederlage im Qualifying mindestens als "leichten Dämpfer" für Rosberg verstanden hat, schließlich fahre Hamilton "in Höchstform".
"Lewis bringt einfach alles richtig zusammen. Wenn er am Sonntag genauso gutgelaunt aufsteht, wird er schwer zu schlagen sein", meint Lauda. Mit der Konkurrenz aus anderen Teams beschäftigt er sich nur am Rande. Wer "Best of the Rest" wird? Wolff tippt auf Williams, "weil sie auf den Geraden schnell sind", wie er sagt. "Bei Ferrari waren die Longruns eher schwächer, aber vielleicht gibt es eine Überraschung."
Lauda hat 2014 eine genau gegenteilige Beobachtung gemacht: "Ferrari war im Longrun immer schnell, Williams eher nicht. Aber da müssen wir abwarten." In jedem Fall sei der vierte Startplatz von Vettel "wie eine Wiedergeburt" für den viermaligen Weltmeister. Hamilton kümmert es nicht. Er peilt im Albert Park natürlich den Sieg an, um damit den bitteren Ausfall von vor einem Jahr vergessen zu machen.
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