Unerwartete Pole für Ralf Schumacher in Kanada

In einem elektrisierenden Qualifying in Montreal sicherte sich Ralf Schumacher die Pole - Button Zweiter, Schumacher Sechster

(Motorsport-Total.com) - Mit einer großen Überraschung endete das heutige Qualifying für den morgigen Grand Prix von Kanada: Nach Problemen in den Freien Trainings sicherte sich Ralf Schumacher (BMW-Williams) die Pole Position, während Bruder Michael (Ferrari/6.) eine unerwartet klare Niederlage einstecken musste.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Bravo, Ralf! Mit dieser Pole hat der Wahl-Österreicher wohl nicht gerechnet...

Schon im ersten Durchgang deuteten die beiden BMW-Williams-Piloten mit ihren Bestzeiten an, dass sie anscheinend die entscheidenden Zehntel gerade noch rechtzeitig gefunden haben, obwohl der Vedacht nahe ist, dass die Blau-Weißen morgen schon relativ früh zum ersten Boxenstopp reinkommen müssen. Nichtsdestotrotz: "Schumi II" stellte mit einer Zeit von 1:12.275 einen neuen Streckenrekord für den 'Circuit Gilles Villeneuve' auf und erbrachte fahrerisch eine perfekte Leistung.#w1#

Takuma Sato warf mögliche Pole Position mit Fahrfehlern weg

Vor dem Angriff des Deutschen hatte es einige Minuten lang nach der zweiten Pole Position nach Imola für Jenson Button ausgesehen, dem BAR-Honda-Piloten fehlten am Ende aber läppische 66 Tausendstelsekunden. Eventuell hätte auch Takuma Sato im zweiten BAR-Honda in die Entscheidung eingreifen können, nach schnellster erster Zwischenzeit machte der Japaner erst einen leichten Fehler und dann einen schweren in der letzten Schikane - spektakulärer Dreher ohne Einschlag und somit nur Rang 17.

Die Renault-Piloten mussten für das Qualifying ebenfalls ein wenig Benzin nachfüllen und kamen so nicht mehr ganz an die Fabelzeiten vom Vormittag heran, trotzdem haben Jarno Trulli (3./+ 0,748) und Fernando Alonso (5./+ 1,033) eine gute Ausgangsposition für morgen. Zwischen den beiden Renaults reihte sich Juan-Pablo Montoya ein, der seine Runde nicht ganz perfekt hinbekam und im internen BMW-Williams-Duell eine deutliche Klatsche einstecken musste.

Setzt Schumacher auf eine konservativere Strategie?

Top-Favorit Michael Schumacher landete nur auf dem enttäuschenden sechsten Platz mit mehr als einer Sekunde Rückstand, dennoch ist er keineswegs aus dem Rennen um den Sieg, da sich Ferrari wohl für eine Zwei-Stopp-Strategie entschieden hat. Die Runde des Weltmeisters war nicht perfekt, aber deutlich besser als jene von Barrichello, der unmittelbar nach der ersten Zwischenzeit einen schweren Schnitzer einbaute und somit nur Siebenter wurde.

Auch die beiden "Silberpfeile" werden auf einer eher konservativen Strategie erwartet, da Kimi Räikkönen (8./+ 1,320) und David Coulthard (9./+ 1,406) von der Pace her in den Trainings stärker wirkten als im entscheidenden Qualifying-Durchgang - laut Testfahrer Wurz könnte man aus taktischen Gründen auf eine Safety-Car-Phase spekulieren. Punkte sind damit für McLaren-Mercedes auf jeden Fall in Reichweite, vielleicht sogar ein erster Podestplatz.

Für eine weitere positive Überraschung sorgte Jaguar-Rookie Christian Klien, der eine tadellose Leistung ablieferte und auf dem zehnten Platz landete. Klien unterbot damit die Zeit seines Teamkollegen Webber, heute nach Fehler in der Haarnadel nur 14., um rund 0,6 Sekunden und hat morgen die Möglichkeit, seine ersten WM-Punkte zu holen. Elfter wurde Montreal-Spezialist Giancarlo Fisichella (Sauber-Petronas/+ 2,399), Zwölfter Cristiano da Matta (Toyota/+ 2,576).

Tolle Performance von Heidfeld, Glock zu nervös

Eine hervorragende fahrerische Performance lieferte wieder einmal Nick Heidfeld im Jordan ab, der guter 15. wurde und Grand-Prix-Debütant Timo Glock (16./+ 4,084) deutlich in die Schranken weisen konnte. Glock war seinerseits nicht zufrieden mit seinem fehlerhaften ersten Zeitfahren, bekam aber wenigstens den zweiten Durchgang besser hin als den ersten, in dem er völlig verkrampft wirkte. Nun freut sich der 'F1Total.com'-Kolumnist auf eine hoffentlich glücklichere Rennpremiere.

Pech hatte Felipe Massa (Sauber-Petronas), der nach der Aufwärmrunde mit Verdacht auf Reifenschaden die Box ansteuern musste. Dasselbe Schicksal erlitt Gianmaria Bruni (Minardi-Cosworth) nach Defekt schon im ersten Qualifying-Heat. Für die Minardis - Zsolt Baumgartner wurde mit wilden Drifts 18. und letzter gewerteter Fahrer - spielt dies aber keine Rolle, da schon heute Morgen die Motoren an beiden Autos gewechselt werden mussten.

Für das Rennen stellt sich nun die Frage, wer auf welcher Strategie unterwegs ist. Grundsätzlich liegen vier Teams - BMW-Williams, BAR-Honda, Renault und Ferrari - sehr eng beisammen, wobei man angesichts der Startaufstellung nun wohl Jenson Button favorisieren muss, aber auch Michael Schumacher könnte mit späten Boxenstopps noch nach vorne kommen. Reifenseitig haben wir bisher an diesem Wochenende eine sehr ausgeglichene Situation zu sehen bekommen.