• 30.05.2005 13:48

Über neue und alte Helden in der Formel 1

Nach dem Nürburgring steht fest: In der Formel 1 findet eine Wachablöse statt - Alonso, Räikkönen und Heidfeld in den Hauptrollen

(Motorsport-Total.com/sid) - Alonso, Räikkönen, Heidfeld - im Schatten der neuen Formel-1-Helden geht es für Michael Schumacher in diesem Jahr nur noch um den Oscar als bester Nebendarsteller. Der vom Erfolg verwöhnte Weltmeister, von der 'Bild'-Zeitung schon in die zweite Liga versetzt, muss nach dem fünften Platz beim Heimspiel auf dem Nürburgring und bei 43 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Fernando Alonso die Titelverteidigung bereits nach dem ersten Drittel der Saison abhaken und könnte mit seinem Ferrari-Team fast schon mit den Vorbereitungen für 2006 beginnen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso könnte sich zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten krönen

"Wir müssen noch sehr viel arbeiten, und zwar in allen Bereichen. Das Ganze ist ein Paket, da muss alles miteinander harmonieren, und das tut es im Moment nicht", zog Schumacher nach dem Eifel-Grand-Prix ein ernüchtertes Fazit. Während der 36 Jahre alte Kerpener zuletzt weniger auf der Rennstrecke als mehr durch seine öffentlichen Streitereien mit seinem Bruder Ralf und seinem Teamkollegen Rubens Barrichello für Schlagzeilen sorgte, sind für die großen Inszenierungen auf der Formel-1-Bühne zurzeit andere zuständig.#w1#

Alonso mit vier Siegen in sieben Rennen

Die Hauptrolle spielt Fernando Alonso: Der Spanier aus Oviedo ist nach dem vierten Sieg im siebten Rennen auf dem besten Weg, nach dem jüngsten Pole-Mann und jüngsten Sieger auch zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten zu werden. Wie einst der junge Schumacher geformt von Flavio Briatore, glänzt der 23 Jahre alte Renault-Pilot in dieser Saison wie kein anderer durch Konstanz. Neben den vier Siegen stehen noch ein zweiter und ein dritter Platz zu Buche, nur in Monte Carlo kam er nach Reifenproblemen als Vierter nicht auf das Siegerpodest.

Auf dem Nürburgring war er im entscheidenden Moment zur Stelle, als am McLaren-Mercedes von Kimi Räikkönen in der letzten Runde die rechte vordere Radaufhängung brach: "Alonso mit dem Glück des Tüchtigen", titelte am Montag die spanische Sportzeitung 'Marca'. "Er hat Räikkönen gejagt, bis der zum Teufel ging."

Den tragischen Helden gibt "Iceman" Räikkönen: Mit den glanzvollen Siegen in Barcelona und Monte Carlo schien er schon dem Pech der ersten Saisonrennen - verregnete Qualifikation in Melbourne, Reifenschaden in Kuala Lumpur, defekte Antriebswelle in Imola - davongefahren zu sein, doch beim Mercedes-Heimspiel in der Eifel holte es ihn umso spektakulärer wieder ein. Abflug in der letzten Runde, statt nur noch 20 jetzt 32 Punkte Rückstand.

"Was soll ich mich aufregen, ich kann es ja sowieso nicht mehr ändern", reagierte Räikkönen gewohnt cool. Während des Rennens hatte er dem Vabanque-Spiel seines Teams zugestimmt und versucht, sich trotz eines Bremsplatten als Erster ins Ziel zu retten.

Hätte die FIA einen Reifenwechsel zugelassen?

Bei seinem Team war man nicht sicher, ob der Automobilweltverband FIA im Falle eines Reifenwechsels bei einer späteren Untersuchung das besagte Gummi wirklich als schadhaft und gefährlich eingestuft hätte. Nur in diesem Fall darf nach dem neuen Reifenreglement ein Pneu getauscht werden. Falls diese Bedingungen nicht vorliegen, wäre ein Reifenwechsel ein Regelverstoß, für den in den FIA-Statuten kein festes Strafmaß vorgegeben ist.

Neben den beiden großen Protagonisten spielt unterdessen Nick Heidfeld den Jung-Siegfried, zwar nur 1,65 Meter groß, aber immerhin blond. Heimlich und leise ist "Quick Nick" innerhalb von nur einer Woche aus dem Schatten der Schumacher-Brüder getreten. Zwei zweite Plätze, dazwischen seine erste Pole Position - Standing Ovations der Fans waren der verdiente Lohn.

Was Heidfeld so sympathisch macht, ist unter anderem seine Ehrlichkeit. Bezeichnend seine Antwort auf die Frage eines Journalisten, ob er jetzt auch abseits der Strecke in der öffentlichen Aufmerksamkeit die Schumachers überholt habe: "Bestimmt nicht, das wisst ihr doch besser als ich..."