• 15.10.2008 14:47

Trulli: "Werden unsere Chance suchen"

Jarno Trulli lässt den Grand Prix von Japan noch einmal Revue passieren und spricht über Toyotas Chancen gegen Renault im Kampf um Platz vier

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jarno, fünfter Platz und vier Punkte auf dem Fuji Speedway - hast du mehr erwartet?"
Jarno Trulli: "Ich hatte gehofft, für unsere japanischen Fans einen Platz auf dem Podest holen zu können. Ich habe absolut alles getan, was ich hätte tun können, und das Beste, was für uns drin war, war der fünfte Platz. Ich habe hart um den vierten gekämpft, Renault war aber leider sehr stark und bei den letzten Boxenstopps kam Nelson Piquet an mir vorbei. Das waren vier Punkte, ich hatte aber auf mehr gehofft."

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Trulli wäre beim Heimrennen von Toyota in Fuji gerne auf das Podium gefahren

Frage: "Wie war das Rennen?"
Trulli: "Der Start war in dieser Saison eine unserer Stärken und ist mir wieder gut gelungen. In Kurve eins hinein war es ziemlich eng und ich hatte mit einigen Autos zu kämpfen. Als dann die Spitze nach außen trieb, konnte ich mich auf den vierten Platz verbessern. Einer von denen, die ich in der ersten Kurve versetzen konnte, war Kimi Räikkönen. Er hatte danach schwer zu kämpfen, um sich zu erholen - wir hatten ein gutes Duell, er überholte mich dann aber in Runde acht."#w1#

Kälte ist ein Toyota-Killer

"Trotzdem waren wir ziemlich konkurrenzfähig und in der zweiten Hälfte des Rennens kämpfte ich wieder um den vierten Platz, dieses Mal gegen Piquet. Das Auto war insgesamt in Ordnung, wir hatten aber eine niedrige Umgebungstemperatur und das passt zu den Eigenschaften des TF108 eigentlich nicht so gut. Dadurch hatte ich die ganze Zeit keine perfekte Balance und das war auch der Grund, warum Piquet bei den letzten Boxenstopps an mir vobeigekommen ist."

"Am Freitag hatte ich kein so gutes Gefühl." Jarno Trulli

Frage: "Waren niedrige Temperaturen während des ganzen Wochenendes ein Faktor?"
Trulli: "Ja. Am Freitag hatte ich kein so gutes Gefühl und beim Training am Samstagmorgen hat es geregnet, ich habe aber am Ende noch eine Reihe von Setuprichtungen ausprobiert und den richtigen Ansatz gefunden. Ich habe die Einstellungen dann vor dem Qualifying geändert und einige kleinere Details justiert, was eine große Verbesserung ergeben hat, sodass ich besser damit zufrieden war. Bis zu diesem Punkt hatte ich mich einfach auf die Abstimmung des Autos konzentriert und war nicht wirklich auf eine schnelle Rundenzeit aus. Als das Qualifying kam, war ich bereit."

Frage: "Womit hattest du dich auseinanderzusetzen?"
Trulli: "Es gab eine gewisse Unausgewogenheit zwischen schnellen und langsamen Kurven. In den Hochgeschwindigkeitskurven hatte ich etwas Untersteuern und in langsamen Kurven übersteuerte das Auto, besonders im letzten Sektor. Es war schwierig, beides in die Balance zu bringen. Ich versuchte zwar, einen Kompromiss zu finden, am Anfang zahlte sich das aber nicht aus. Wir haben uns daher einen anderen Ansatz überlegt und am Ende lief das Qualifying dann sehr gut. Ich holte Startplatz Nummer sieben und Timo (Glock; Anm. d. Red.) Nummer acht, insgesamt waren wir also ziemlich stark."

Frage: "Zwischen deinen Runs im Q3 gab es eine Differenz von mehreren Sekunden. Hattest du beim ersten Run Probleme?"
Trulli: "Das Auto hat stark übersteuert. Ich fuhr mit der gleichen Balanceeinstellung wie im Q2, aber mit anderen Reifen und einer anderen Benzinlast war das Auto total verändert. Ich hatte den Eindruck, dass dies nur an den Reifen liegen könnte, denn mit den weicheren Reifen auf dem letzten Run war das Verhalten dann wieder etwas normaler. Es war eine komische Situation, denn in Q2 fegten wir die meisten anderen von der Platte und nur Ferrari und McLaren waren um einige Zehntel schneller. Dann, sobald wir getankt hatten, kamen plötzlich Renault und Fernando Alonso auf, dazu noch Robert Kubica."

Mittelfeld enger beisammen als je zuvor

Frage: "In Fuji zogen im Q1 innerhalb von zwei Sekunden alle 20 Autos durch. Was meinst du dazu?"
Trulli: "Das zeigt eben, wie konkurrenzfähig alle Fahrer und Teams jetzt sind - alle haben ein gutes Niveau. In dieser Saison war es extrem wichtig, all die feinen Details auf die Reihe zu bekommen, denn schon eine winzige Kleinigkeit kann darüber entscheiden, ob man in den Top 6 oder in den Top 10 liegt. Wenn wir in dieser Saison ein perfektes Wochenende hatten, haben wir auf dem Podest gestanden. In den wenigen Rennen, in denen die Dinge nicht so gut gelaufen sind, hatten wir Schwierigkeiten, auch nur in die Punkte zu kommen."

"Alle liegen so dicht zusammen, dass man ständig bis an die Grenze gehen muss." Jarno Trulli

"Alle liegen so dicht zusammen, dass man ständig bis an die Grenze gehen muss, was zu mir und meiner Arbeitsweise passt. Im nächsten Jahr kommen große Veränderungen auf uns zu und es könnte sein, dass sich das Feld dann mehr in die Länge zieht. Wir arbeiten bereits daran, die richtige Richtung zu bestimmen, damit wir im nächsten Jahr ganz vorne kämpfen können."

Frage: "Was hältst du von Fuji?"
Trulli: "Fuji hat gute Einrichtungen und ich kann eines sagen: Im Trockenen fährt es sich viel besser als bei Regen! Ich fahre eigentlich gerne Rennen in Japan. Die Fans haben mich immer unterstützt, die Leute sind immer höflich, die Kurse sind gut und es ist mir eigentlich egal, ob es dann Fuji oder Suzuka ist. Beide haben eine gute Atmosphäre."

Frage: "Welches Ziel habt ihr für die restlichen zwei Rennen?"
Trulli: "Nun, jetzt wo Renault 16 Punkte Vorsprung in der Konstrukteurswertung hat, dürfte der vierte Platz sehr schwierig sein. Wir geben nie auf, es ist aber eine große Herausforderung. Wir werden versuchen, in China und Brasilien so viele Punkte zu holen wie möglich und können die Saison immer noch mit einem Paukenschlag beenden, denn das Gute in diesem Jahr war, dass wir so gut wie überall konkurrenzfähig waren. Das motiviert uns alle, engagiert im Rennen zu bleiben, und wir werden bis zur letzten Runde des letzten Rennens nach besten Kräften unsere Chance suchen."


Fotos: Jarno Trulli, Großer Preis von Japan