Trulli: Warum Alonso 2010 so viele Fehler macht

Fernando Alonsos Ex-Teamkollege Jarno Trulli über dessen Fehlerquote, Red Bulls Unvermögen und wer 2010 Weltmeister wird

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2010 - es ist auch eine WM der Fehler. Kein Titelkandidat konnte sich bisher aus unliebsamen Zwischenfällen heraushalten. Vor allem Sebastian Vettel und Fernando Alonso wurden für ihre Patzer bislang hart kritisiert, wobei der Spanier noch fehlerhafter war als sein deutscher Rivale: In Schanghai legte der Ferrari-Star einen Frühstart hin, in Monaco zerstörte er im Freien Training sein Auto, in Silverstone überholte er Kubica neben der Strecke und in Spa rutschte er von der Strecke. Doch er relativiert seine schlechte Bilanz: "Bei Ferrari ist die Aufmerksamkeit der Medien viel größer. Jeder Fehler wiegt da gleich doppelt so schwer."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Lewis Hamilton

WM-Kampf der Fehler: In Monza patzt Hamilton, er fliegt im Hintergrund ab

Sein ehemaliger Renault-Teamkollege Jarno Trulli hat eine Erklärung für die unerwartete Fehleranfälligkeit des für viele Experten derzeit besten Formel-1-Piloten. Der Lotus-Pilot sagt gegenüber 'ITV-F1': "Ferrari kämpft vielleicht mit einem nicht so konkurrenzfähigen Auto. Fernando geht manchmal über das Limit. Und wenn man das tut, muss man mit Fehlern rechnen."#w1#

Trulli und das Magny-Cours-Trauma

Der Routinier, der dieses Jahr seine 14. Formel-1-Saison bestreitet, spricht aus eigener Erfahrung: "Das kann eben passieren, wenn man alles versucht. Ich habe Fehler gemacht, jeder macht Fehler. Als Fahrer ist es nicht leicht, vor allem wenn einen die Umstände in einen Fehler zwingen." Besonders bitter ist die Erinnerung Trullis an den Grand Prix von Frankreich 2004.

Der damalige Renault-Pilot hatte in dieser Saison seinen Teamkollege Alonso überraschenderweise im Griff, wurde aber in der vorletzten Kurve von Ferrari-Pilot Rubens Barrichello überholt und damit vom Podest gestoßen. Das war die vielleicht größte Niederlage in der Karriere des Hobby-Winzers, der daraufhin in dieser Saison keinen Fuß mehr auf den Boden brachte und vorzeitig das Team verlassen musste.

Im Titelrennen 2010 wird die Konstanz entscheiden, glaubt Trulli: "Wenn du Weltmeister werden willst, dann ist es wichtig, die Rennen zu beenden und in vielen Rennen zu punkten, das wissen wir alle. Bis jetzt ist Lewis Hamilton der zuverlässigste und konstanteste Pilot." Kritik übt er hingegen am österreichischen Team mit Sitz in Milton Keynes: "Sie haben wirklich viele Punkte hergeschenkt. Red Bull hatte bis jetzt das beste Auto, doch anscheindend versuchen sie alles, um nicht das beste Resultat zu liefern."

Trulli tippt auf Hamilton und Webber

Doch wer wird Weltmeister, Jarno? "Bis jetzt ist es sehr schwierig, diese Saison zu beurteilen", winkt er ab. "Wir haben viele Fehler gesehen und bei vielen Rennen gab es Probleme für die Spitzenleute. Es ist schwer zu sagen, wer gewinnen wird." Schließlich lässt sich der 36-Jährige doch zu einem Tipp hinreißen: "Lewis hat eine gute Chance, genauso wie Webber. Vettel und Alonso dürfen sich keine Fehler mehr erlauben."

Ein Mann, der sich nach wie vor gute Titelchancen ausrechnen darf, kommt in Trullis Prognose nicht vor: Weltmeister Jenson Button. Der Brite wird oft unterschätzt, ist aber ein unauffälliger Punktesammler. Die Situation erinnert etwas an 2007, als Kimi Räikkönen am Ende völlig überraschend zuschlug. Gelingt Button dieses Jahr ein ähnliches Kunststück?