Trulli: "Ich stehe fast bei Null"
Der Toyota-Neuzugang spricht vor seinem Comeback über die Umstellung, seine Chancen und weitere interessante Themen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jarno, wie siehst du die Möglichkeit eines Regenrennens auf einer doch eher gefährlichen Strecke, wie wir sie hier in Suzuka haben?"
Jarno Trulli: "Es ist nie angenehm, bei nassen Bedingungen zu fahren, schon gar nicht hier in Suzuka. Wie gesagt wurde, ist es eine altmodische Strecke, und obwohl wir dieses Jahr sehr couragiert gearbeitet haben, was die Sicherheit angeht, sind uns bei den Auslaufzonen ein bisschen die Hände gebunden, denn es ist einfach nicht mehr Platz da. Die Strecke ist sehr schnell und niemand wird sie im Regen so sehr genießen können wie im Trockenen. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen."

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Vom Rennen in Suzuka erwartet sich Jarno Trulli noch nicht allzu viel
Frage: "Du hast dein neues Auto, den Toyota, erst zweimal getestet. Wie weit bist du dabei mit dem Lernen gekommen?"
Trulli: "Ich stehe fast bei Null! Wenn du zu einem neuen Team kommst und nach drei Tagen ein Rennen fahren sollst, noch dazu hier in Suzuka, vielleicht auch noch im Nassen, dann kann das nicht einfach sein. Ich bin aber sehr zuversichtlich und motiviert, denn das Team ist nett und hat mich sehr warmherzig aufgenommen. Alles, was wir brauchen, ist Erfahrung."#w1#
Trulli zunächst vorsichtig: "Wir kennen unsere Grenzen"
Frage: "Lastet auf dir zusätzlicher Druck, denn du steigst neu ein und das beim Heimrennen von Toyota?"
Trulli: "Es kommt nicht darauf an, für wen man fährt oder wo man fährt, Druck ist immer da. Es ist das Heimrennen von Toyota und wir wollen natürlich so gut wie möglich abschneiden, aber wir kennen unsere Grenzen und wir werden versuchen, das Beste daraus zu machen."
Frage: "Du wurdest vor kurzem von Renault entlassen. Glaubst du, dass das Team die Sache anders hätte anpacken müssen?"
Trulli: "Ich bin nicht entlassen worden, um ehrlich zu sein. Ich habe das Team verlassen."
Frage: "Okay, möglicherweise habe ich eine ungünstige Wortwahl getroffen, aber findest du nicht trotzdem, dass sich das Team anders hätte verhalten müssen?"
Trulli: "Ich will dazu gar nichts mehr sagen. Das haben wir alles schon einmal durchgekaut. Ich freue mich auf eine neue Erfahrung, ein neues Abenteuer. Das ist alles, was ich sagen kann."
Frage: "Glaubst du, dass Jacques Villeneuve in China an deiner Stelle einen besseren Job gemacht hat als du?"
Trulli: "Jacques hat das geleistet, was von ihm erwartet wurde. Er war so lange weg vom Fenster, kam zurück und stieg in ein neues Auto und unter dieser Voraussetzung ist es nie einfach, ein gutes Resultat einzufahren. Jacques hat das Beste aus der Situation gemacht und ich bin sicher, es wird ihm dieses Wochenende schon besser ergehen, weil er etwas mehr Erfahrung im Auto hat. Ich muss aber sagen, dass es ganz nett war, den Grand Prix im Fernsehen zu sehen."
Mit Ralf Schumacher erwartet Trulli keine Probleme
Frage: "Du bist mit deinen Teamkollegen eigentlich immer gut ausgekommen. Glaubst du, dass das auch nächstes Jahr mit Ralf Schumacher so bleiben wird?"
Trulli: "Um ehrlich zu sein, haben wir schon recht gut angefangen. Neulich habe ich ihn im Hotel getroffen und wir haben uns kurz unterhalten. Ich habe ihm erzählt, was ich bisher vom Team gesehen habe und was ich davon halte. Ich sehe da keine Probleme. Auch Jenson hatte früher ein recht gutes Verhältnis mit ihm. In Wahrheit hängt das doch nur davon ab, wie man auf die Menschen zugeht und was man von ihnen erwartet. Wir sind nicht alle gleich und wir müssen lernen, mit den positiven und negativen Dingen umzugehen. Man kann nicht zu jedem nett sein. Ich halte mich für eine nette Person, weiß aber gleichzeitig, dass mich nicht jeder im Paddock mag."
Frage: "Wie schwierig ist es aus technischer Sicht, das Team zu wechseln?"
Trulli: "Es ist schon kompliziert, weil sich alles ändert - angefangen bei der Sitzposition über das Auto, das Team, es ist alles neu. Andererseits ist ein Fahrer eben ein Fahrer und er muss mit dem fahren können, was ihm zur Verfügung steht. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Erfahrung, bis ich mit dem Auto ans Limit gehen kann. Das Team scheint sehr nett zu sein. Ich wurde sehr warmherzig aufgenommen, aber es wird kein leichtes Wochenende, denn das mit dem Wechsel ging wahnsinnig schnell. Es ist ein Abenteuer, aber eines, auf das ich mich freue, denn die Leute machen einen zufriedenen Eindruck, sie sind positiv und ich bin wirklich glücklich, bei diesem Team zu sein. Obwohl ich weiß, dass es hier in Suzuka schwierig für mich wird, freue ich mich schon sehr."
Frage: "Ist es schwierig, sich ans neue Cockpit zu gewöhnen? Ist das Lenkrad auch anders?"
Trulli: "Ja, denn wenn du einen Formel 1 fährst, ist es nicht wie bei einem Straßenauto, in das du einfach einsteigst und losfährst. Bei 300 km/h geht alles unwahrscheinlich schnell und da muss man sich wohl fühlen und Vertrauen haben, wissen, welche Knöpfe in welcher Kurve zu drücken sind. Auch rein visuell ist es eine Umstellung, denn in so einem Auto muss dir alles wie gewohnt vorkommen, aber obwohl man so auf das Fahren konzentriert ist, dauert das eine Weile. Ich habe drei Tage in Jerez getestet und es ist ganz gut gelaufen. Am letzten Tag habe ich ungefähr 111 Runden gedreht, was gegenüber Silverstone schon ein großer Fortschritt ist, aber es kann eben nie genug sein, vor allem nicht in einem so schnellen Auto."

