• 28.08.2010 23:22

  • von Dieter Rencken

Trulli: "Ich gebe nicht auf"

Lotus-Fahrer Jarno Trulli über sein Abschneiden in der Qualifikation von Belgien, die Kollision mit Lucas di Grassi und die Aussichten für das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Für Jarno Trulli hielt das Zeittraining von Spa-Francorchamps kein Erfolgserlebnis bereit: Der Lotus-Pilot geriet schon frühzeitig mit Virgin-Rivale Lucas di Grassi aneinander und konnte sich danach nur bedingt in Szene setzen. In seiner Medienrunde klagt Trulli über das an ihm klebende Pech, beteuert aber zugleich, noch immer mit Feuereifer bei der Sache zu sein. Für den Großen Preis von Belgien rechnet sich der Italiener einiges aus, obwohl er beim Rennstart fast ganz hinten losfahren wird.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Gewitterstimmung: Jarno Trulli war am Samstagabend nicht gerade bester Dinge...

Frage: "Jarno, in der Qualifikation bist du mit Lucas di Grassi aneinander geraten. Erzähle uns von deinem Zeittraining..."
Jarno Trulli: "Ich kann kaum glauben, dass alles immer schiefgehen muss. So hat es sich zugetragen: Als wir uns aufreihten, um die Boxengasse zu verlassen, kam der Virgin sehr spät aus der Box und quetschte sich zwischen die stehenden Autos. Das war okay. Danach folgte ich di Grassi, der deutlich langsamer war als ich. Er blockierte mich und alle anderen, die hinter mir fuhren."#w1#

"An meinem Heck bildete sich schon eine Schlange. Ich versuchte, ihn zu überholen, doch er blockierte mich quasi nur. Als wir unsere schnellen Runden begannen, probierte ich, eine Lücke zu lassen. Zum Ende der Runde hatte ich ihn aber wieder eingeholt, weil ich wesentlich schneller war. Schließlich kamen wir zum feuchten Teil der Strecke, wo plötzliche jeder abflog."

"Ich beschädigte mein Auto und musste an die Box kommen." Jarno Trulli

"Ich befand mich direkt hinter ihm und traf ihn. Ich beschädigte mein Auto und musste an die Box kommen. Dort zog ich meinen ersten Satz an Intermediates auf. Damit war ich schnell unterwegs. Die Strecke verbesserte sich wieder und ich holte mir erneut frische Reifen ab. Mein Pech war nur: Auf meiner besten Runde war ich der einzige, der bei den gelben Flaggen spürbar vom Gas ging."

"So verpasste ich Q2 lediglich um eine Zehntel - auf dieser einen Runde büßte ich aber sechs bis sieben Zehntel ein. Das kann ich kaum glauben. Alles, was schief gehen kann, geht auch schief. In Malaysia war es genau das gleiche mit den gelben Flaggen. Ohne diese Situation hätte ich es gepackt. Solche Tage sind wirklich frustrierend. Es soll wohl einfach nicht sein. Das ist alles."¿pbvin|512|3046|inside|0|1pb¿

Im Rennen ist vieles möglich...

Frage: "Rechnest du mit Strafen gegen die Leute, die sich während der Gelbphase verbesserten?"
Trulli: "Keine Ahnung. Ich weiß nur: Wenn ich gelbe Flaggen sehe, muss ich vom Gas gehen. Das konnte man sehen. Dabei habe ich etwa sechs Zehntel verloren und letztendlich fehlte mir eine Zehntel."

"Aber egal: Ich bin sehr schnell und werde das schon noch wettmachen." Jarno Trulli

Frage: "Das hört sich ganz nach einer verpassten Gelegenheit an..."
Trulli: "So etwas ist ja nun nicht zum ersten Mal in diesem Jahr passiert. Es klappt einfach nicht. Aber egal: Ich bin sehr schnell und werde das schon noch wettmachen."

Frage: "Dein Lotus-Auto scheint hier in Spa recht ordentlich zu laufen..."
Trulli: "Allerdings. Speziell im Trockenen sind wir gut dabei. Im Vergleich zu allen anderen hinter uns flogen wir da regelrecht um den Kurs. Ich war eine Sekunde schneller als meine Hintermänner. Im Trockenen hatten wir keinerlei Probleme und selbst im Nassen lief es gut. Aber so ist es eben nun."

Frage: "Am Sonntag könnte es regnen, was wiederum gut für Lotus sein könnte. Glaubst du, ihr könntet im Hinblick auf die Meisterschaft von eventuellen Zwischenfällen profitieren?"
Trulli: "Es verhält sich wie in der Qualifikation: Alles kann passieren. Wir müssen einfach abwarten. Das ist eines dieser Rennen, in dem sich eine Chance für uns auftun könnte."

"Hast du keine Motivation, dann ist es dir Schnuppe." Jarno Trulli

Frage: "Du musst ziemlich viele Enttäuschungen wegstecken. Macht es dir überhaupt noch Spaß?"
Trulli: "Wenn du so motiviert bist, wie ich es bin, dann nerven dich solche Tage wie dieser schon ziemlich. Hast du keine Motivation, dann ist es dir Schnuppe. Mich beschäftigt das sehr und deswegen bin ich auch enttäuscht. Schon wieder... alles, was schiefgehen konnte, ging einmal mehr schief. Ich habe keinen Fehler gemacht."


Fotos: Jarno Trulli, Großer Preis von Belgien


"Ich muss es trotzdem akzeptieren. Was wir tun, konzentriert sich schon auf 2011. Was die Chancen in diesem Jahr anbelangt: Das habe ich schon vollkommen abgehakt. Wenn noch etwas passieren soll, dann kann es in jedem Rennen passieren. Ich hatte bislang auf jeden Fall eine ungeheuer pechbehaftete Saison. Ich denke, das darf ich sagen."

Trulli: Das Formel-1-Feuer lodert noch

Frage: "Du hast viel Erfahrung, was eine Hilfe sein kann. Könnte das aber zugleich auch eine Hürde darstellen?"
Trulli: "Bei manchen Gelegenheiten hat dem Team einfach die nötige Erfahrung gefehlt. Das gehört aber dazu. Wenn du zu einem neuen Team hinzu kommst, musst du damit nun eben umgehen."

"Das alles ist aber ein Teil der Lernkurve für das Team. Wir müssen einfach weitermachen." Jarno Trulli

"Hätten wir am Samstag manche Dinge anders angepackt, dann hätten wir vielleicht keine Schwierigkeiten gehabt. Nicht alles liegt an mir. Das alles ist aber ein Teil der Lernkurve für das Team. Wir müssen einfach weitermachen."

Frage: "In dieser Saison stehen noch sieben Rennen auf dem Programm. Das ist viel Zeit, um sich Gedanken über das neue Jahr zu machen..."
Trulli: "Ich kann nur sagen: Ich kommen an den Rennplatz und versuche, mein Bestes zu geben. Hoffentlich verlässt mich das Pech auch einmal. Es ist wirklich kaum zu glauben. Wenn man nicht genau das erlebt, was ich durchmache, dann kann man nicht nachvollziehen, was mir alles widerfährt."

Frage: "Ist das die Stimmung, mit der du ins Auto steigst?"
Trulli: "Am Sonntag werde ich meine Chance suchen. Ich weiß, dass ich deutlich schneller sein kann als meine Vorderleute. Nun stehe ich hinten und das nervt mich gewaltig. Das ist das wirklich Frustrierende an dieser Sache: Mir ist klar, dass ich schneller bin, und dann passiert wieder etwas."

"Das Pech kehrt unaufhörlich wieder. Ich bin aber stark genug, um damit klarzukommen." Jarno Trulli

"Ich will das nur ungern hinnehmen. Mir wäre lieber, ich wäre langsam. Dann wäre es halt so. Das Pech kehrt aber unaufhörlich wieder. Ich bin aber stark genug, um damit klarzukommen. Ich gebe nicht auf."

Frage: "Immerhin sieht man so, dass du mit Leidenschaft und Feuereifer bei der Sache bist..."
Trulli: "Ich bin gewiss nicht ins Koma gefallen oder dergleichen. Es widerfährt mir nur einfach immer so vieles. Das ist halt frustrierend. In der Qualifikation ist mir auch wieder etwas passiert: Ich fuhr hinter einem anderen Auto und plötzlich knallte es."

"Das beschäftigt mich, weil ich nicht hinten, sondern vorne sein will. Das ist halt hart für mich. Im Rennen will ich zurückschlagen. Ich weiß, dass die Lücke groß genug ist, um das zu schaffen. Am besten ist es, wenn ich mich jetzt beruhige und mich auf Sonntag konzentriere."