Trulli: Der Sieg stand nicht völlig außer Frage
Im Interview spricht Toyota-Pilot Jarno Trulli über das verpatzte Rennen auf dem Nürburgring, die neuen Regeln und seine Rolle als Vater
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jarno, du hast auf dem Nürburgring einen weiteren achten Platz geholt, aber steht die Freude im Schatten der Enttäuschung?"
Jarno Trulli: "Ja, denn wir hatten das Potenzial, um wesentlich mehr zu erreichen. Wenn man sich die harten Fakten anschaut, dann habe ich mich wirklich gut qualifiziert, vor Alonso in der Startaufstellung und er hat das Rennen gewonnen. Ich sage nicht, dass ich hätte gewinnen können, aber das stand nicht völlig außer Frage und ohne meine Probleme wäre ein Platz auf dem Podium sicherlich realistisch gewesen."

© Toyota
Jarno Trulli glaubt, dass er durchaus hätte gewinnen können
Frage: "Du warst also mit deiner Leistung im Qualifying sehr zufrieden?"
Trulli: "Wirklich glücklich. Ich hatte nicht erwartet, dass ich in der Startaufstellung als Vierter so weit vorne stehen würde, auch wenn ich nicht behaupten würde, dass ich bis unter den Rand voll getankt war. Aber ich war sicherlich nicht leicht und ich war sehr zuversichtlich, dass wir für das Rennen die richtige Strategie haben."#w1#
Frage: "Gehörte die Runde zu einer der besten Qualifying-Runden, die du jemals gefahren bist?"
Trulli: "Das denke ich. Die Williams waren die einzigen, die mich ein wenig überrascht haben. Nick Heidfeld holte die Pole Position aber im Rennen sahen wir, dass er drei Mal gehalten hat, das erste Mal nach lediglich zwölf Runden. Er war also im Qualifying sehr leicht. Mark Webber war meiner Meinung nach nicht leicht, aber er wurde in den Unfall in der ersten Kurve verwickelt, wir haben also nicht gesehen, wie sich sein Rennen entwickelt hätte."
Frage: "Laut Radioberichten war der Samstag der heißeste 29. Mai in den Bergen der Eifel seit 100 Jahren. Hat dir das in Bezug auf die Reifen Sorgen bereitet?"
Trulli: "Um ehrlich zu sein, nein. Ich denke, dass uns höhere Temperaturen tatsächlich einen kleinen Vorteil verschaffen und es war am Renntag sowieso kühler. Ich weiß, dass nach Monte Carlo einige Leute über die Reifen sprechen, aber der Nürburgring ist zu den Hinterreifen nicht so hart wie Monaco und wir hatten mit Sicherheit keine Bedenken. Ich denke, dass Michelin gute Arbeit geleistet hat und das Rennen hat das bewiesen."
Frage: "Was ist mit dir in der Formationsrunde passiert?"
Trulli: "Wir hatten ein Problem, den Motor zu starten, und auch wenn uns das schlussendlich gelang, waren die Jungs noch nach dem 15-Sekunden-Signal auf der Strecke, was gegen die Regeln ist. Das bedeutete, dass uns eine Durchfahrstrafe auferlegt wurde."
"Ich hatte einen guten Start und lag auf dem dritten Platz, aber dass ich nach acht Runden an die Box kommen musste, ruinierte mein Rennen komplett. Zu der Zeit, als ich wieder auf die Strecke ging, war ich auf dem neunten Platz und hing im Verkehr fest. Wir haben aus diesem Grund die Entscheidung getroffen, meinen ersten Stopp früher als geplant durchzuführen, aber ich fand mich dennoch hinter dem Red Bull von Tonio Liuzzi wieder. Ich machte so viel Druck wie möglich, aber es ist nicht so einfach, auf dem Nürburgring zu überholen, und wir haben den einen Punkt nur wegen Kimi Räikkönens Pech in der letzten Runde geholt."
Frage: "Nun bist du auf ein paar verschiedenen Strecken gefahren, was denkst du über die Regeln von 2005?"
Trulli: "Weiß du, als Rennfahrer kümmere ich mich nicht allzu sehr darum, was ich fahre, solange es natürlich anständig ist! Ich bin mit dem, was ich habe, glücklich, das Team hat mit dem TF105 exzellente Arbeit geleistet und es ist negativ, zu beginnen, sich über Dinge zu beschweren. Man muss einfach seiner Arbeit nachgehen. Ich bin viele Jahre Kart gefahren und da lernt man einiges. Man lernt, seinen Fahrstil anzupassen und sich an verschiedene Kategorien und andere Umstände anzupassen."
Frage: "Fährst du noch Kart?"
Trulli: "Bei 19 Rennen und der ganzen Testerei bleibt nur noch wenig Zeit übrig, traurig, dass ich das sagen muss."
Frage: "Aber du verkaufst noch Trulli-Karts?"
Trulli: "Ja, natürlich. Aber ich kann in diesem Business im Moment keinen sehr großen aktiven Part spielen, denn die Formel 1 wird mehr und mehr konkurrenzfähig und kostet mehr und mehr Zeit."
Frage: "Wie passt du dich deiner Vaterrolle an?"
Trulli: "Das ist noch ein wenig früh, um das sagen zu können! Erst vor anderthalb Monaten ist Enzo geboren worden und ich war in dieser Zeit sehr viel weg. Es ist dennoch nett, denn es verschafft mir Motivation, für meinen Sohn eine Trophäe nach Hause zu bringen. Barcelona war mein erstes Podium als Vater und ich hoffe, dass es noch ein paar mehr geben wird! Ich bin mir sicher, dass sich mein Leben dramatisch verändern wird, wenn mein Baby beginnt zu wachsen und mit dem Laufen anfängt..."
Frage: "Deine Vaterrolle hat also deine Herangehensweise an das Eingehen von Risiken nicht verändert?"
Trulli: "Nein, überhaupt nicht."
Frage: "Und du schaffst es noch zu schlafen?"
Trulli: "Im Normalfall gehe ich in ein extra Zimmer. Besonders vor einem Grand-Prix-Wochenende. Vielleicht ist das Mogelei, aber ich muss Rennen fahren und muss konzentriert sein. Man muss mental fit sein und ich möchte keine zusätzlichen Risiken eingehen, nur weil ich müde bin."

