• 05.06.2015 23:16

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Trotz Lob für neuen Antrieb: McLaren schraubt Ziele zurück

Honda frohlockt wegen einen überarbeitetem Turbolader und MGU-H - Von Rennsiegen noch in der laufenden Saison will aber niemand mehr etwas wissen

(Motorsport-Total.com) - Fortschritte bei McLaren haben trotz emsiger Optimismusbekundungen auf sich warten lassen, offenbar sieht das Team aber nach Monaten voller Frust und Rückschlägen Licht am Ende des Tunnels. Die Jungfernfahrt der jüngsten Ausbaustufe des V6-Hybriden aus dem Hause Honda im Freien Training zum Kanada-Grand-Prix am Freitag sorgte am Kommandostand für nach oben gezogene Mundwinkel. "Es ist gut gelaufen", bilanziert Ingenieursdirektor Matt Morris.

Die zwei investierten Token sind wohl in den Turbolader und in die MGU-H zur Rückgewinnung von Wärmeenergie geflossen, denn McLaren tauschte laut FIA-Liste die beiden Komponenten an den Autos Fernando Alonsos und Jenson Buttons. Positiver Nebeneffekt: Es bleibt beim jeweils dritten Verbrennungsmotor, was Startplatz-Strafen vertagt.

Der neunte Platz für den Spanier in der ersten Session war ein Ausrufezeichen, wurde aber durch die Eindrücke der zweiten Schicht relativiert, als die Piloten auf den Plätzen 15 und 20 wieder hinterhergurkten. Immerhin: Der Abstand zur Spitze liegt öfter unter zwei Sekunden. Allerdings hatte McLaren bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass sich die Verbesserungen allen voran um die Zuverlässigkeit drehen würden.

McLaren warnt: Monaco-Erfolg war trügerisch

Hondas Motorsportchef Yasuhisa Arai unterstreicht im Gespräch mit 'Autosport' die positiven Aspekte: "Im Vergleich zu Monaco ist es eine Verbesserung", so der Japaner, der auf der laut Papierform McLaren-feindlichen Powerstrecke in Kanada ein Erfolgserlebnis verbuchen will. "Wir haben ein sehr gutes Gefühl und sind nicht nur für dieses Wochenende, sondern auch für das kommende Rennen und das darauf folgende optimistisch gestimmt. Ich bin ziemlich glücklich."

Arai betont, dass das neue Triebwerk genau das abliefert, was sich er und seine Mitstreiter von ihm versprochen hatten: "Wir haben derzeit unsere Erwartungen erfüllt und hoffentlich können wir weiter unser Ziel verfolgen, zu den Topteams bis zum Saisonende aufgeschlossen zu haben." Bei Morris ist der Ausblick auf den Rest von 2015 mit deutlich mehr britischen Understatement versehen, wenn er meint: "Toll wäre ein Podium, aber das ist noch ein ganzes Stück entfernt." In Melbourne war noch von Rennsiegen die Rede.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Kanada


Den gefeierten ersten Punktgewinn durch Button in Monaco rückt Morris ins rechte Licht, denn eine Herausforderung für den Antrieb ist der Leitplankendschungel an der Cote d'Azur nicht. "Es ist schön, dass wir jetzt ein paar Zähler geholt haben, aber es ist noch ein langer Weg. Einige Kurse werden uns mehr liegen als andere und Monaco kam uns zupass." Damit ein McLaren in den Top 10 keine Rarität bleibt, wird auch am Chassis geschraubt - angeblich mit kurzer Nase ab Spielberg.

Wo die verbliebenen sieben Token investiert werden, wird in Tokio und in Woking noch diskutiert. "Wir haben keinen konkreten Plan und es ist schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Dabei müssen wir uns sehr bald entscheiden", sagt Arai.

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