Trotz eingefrorenem Reglement: Fortschritte bei Renault

Renault macht Fortschritte: Das Software-Update und kleine technische Änderungen funktionieren in China - Die FIA überwacht die eingefrorenen Antriebe genau

(Motorsport-Total.com) - Mercedes ist derzeit der Klassenprimus der Formel 1, während Ferrari und vor allem Renault Rückstand haben. Zumindest im Freitagstraining in China präsentierte sich das Traditionsteam aus Italien etwas stärker. Das ist auf Verbesserungen beim komplizierten Energierückgewinnungssystem zurückzuführen. Obwohl die Antriebseinheiten seit dem 28. Februar eingefroren sind, steckt im Detail noch viel Potenzial, das ausgelotet werden kann. Bei Renault passte zu Saisonbeginn das Zusammenspiel der einzelnen Antriebskomponenten nicht zusammen.

Titel-Bild zur News: Red bull Renault Logo

Renault verbessert den Antriebsstrang Schritt für Schritt Zoom

Über die Software konnte die Abstimmung der einzelnen Bauteile Schritt für Schritt verbessert werden. Trotzdem haben die Franzosen bis zu 80 PS Rückstand auf Mercedes, so der Tenor im Fahrerlager. Obwohl es heißt, dass die Verbrennungsmotoren "eingefroren" sind, stimmt das nicht im Detail. Es wurden nur die Hauptabmessungen des Motors eingefroren, aber nicht die leistungsbestimmenden Komponenten und das Umfeld.

Schritt für Schritt werden bis zum Jahr 2019 weitere Komponenten eingefroren. Die Kolben des Verbrennungsmotors können zum Beispiel bis 2018 verändert werden. Renault hat demnach viele Möglichkeiten, den Rückstand aufzuholen. "Die Fortschritte, die wir in Viry auf den Prüfständen gemacht haben, die sich dann beim Bahrain-Test bestätigt haben, waren sehr nützlich und haben sich auch heute in den Freien Trainings bestätigt", sagt Remi Taffin, der Einsatzleiter von Renault, nach den Freitagstrainings in China.

Updates funktionieren

Da die Antriebseinheiten problemlos liefen, konnten auch die Teams ihre Programme abarbeiten und letztendlich mehr Performance aus den Autos herausholen. "Dank der Software-Updates und einiger Performanceteile verlieren wir auf einer Power-Strecke weniger Zeit auf die schnellsten Autos", beurteilt Taffin die Fortschritte positiv. "Wir liegen zwar immer noch zurück, aber es geht in die richtige Richtung. Die Verbesserungen beim Energie-Management und der Energie-Rückgewinnung funktionieren sehr gut."

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo war im Freitagstraining eine halbe Sekunde hinter Mercedes Zoom

"Dadurch gab es merkliche Verbesserungen bei der Traktion und beim Grip, vor allem in langsamen Kurven und in den Haarnadeln." Die Fahrbarkeit war beim alten V8-Saugmotor eine große Stärke von Renault. Schritt für Schritt wird auch die komplexe neue Antriebseinheit fahrbarer. Schon dadurch gewinnt man auf der Strecke Zeit. Auch Renault-Techniker Ricardo Penteado, der für Toro Rossi arbeitet, spricht von einem "guten Tag".

Renault hat am Freitag "insbesondere an einigen neuen Einstellungen des Energie-Managements gearbeitet. Wir sind jetzt mit beiden Autos viel näher am Limit dran, und das scheint sich auch in den Zeiten widerzuspiegeln." Renault schafft also Fortschritte. Zurück zum Thema eingefrorene Motoren: Laut Reglement dürfen technische Änderungen nur vorgenommen werden, wenn sie entweder die Zuverlässigkeit verbessern oder langfristig gesehen die Einsatzkosten senken.

FIA überwacht Änderungen genau

Doch wie kann die FIA überprüfen, ob nicht doch ein Performance-Teil unter dem Deckmantel der Zuverlässigkeit eingebaut wird? "Das aktuelle System gilt seit dem Jahr 2006", verweist Renndirektor Charlie Whiting auf die Vergangenheit. "Wenn ein Motorhersteller nach einer Änderung für die Zuverlässigkeit anfragt, bewerten wir das. Wir schauen genau, ob damit durch die Hintertüre mehr Performance gefunden wird."

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass die bisher in dieser Saison durchgeführten Veränderungen rein aus Zuverlässigkeitsgründen durchgeführt wurden. Wir können auch die anderen Hersteller befragen. Wenn wir einer Änderung aus Zuverlässigkeitsgründen zustimmen, dann können die anderen Hersteller darauf hinweisen, ob ein Leistungsgewinn durch die Hintertüre vorliegt." Seit den Wintertestfahrten wurde spekuliert, ob Renault einen Aufschub der Homologationsfrist beantragen würde oder ob man Ausnahmegenehmigungen erwirken könnte, um mehr Entwicklung betreiben zu können.

Das alles ist bisher nicht geschehen. Renault folgte den Spielregeln, akzeptierte den Rückstand und bessert seither nach. "Die technischen und sportlichen Regeln gelten für alle Hersteller. Wir wussten, worauf wir uns einlassen", sagt Renault-Technikchef Rob White. "Wir betreiben auch keine Lobby für Regeländerungen. Unsere Priorität liegt darauf, unsere Maßnahmen zur Aufholjagd fortzusetzen."

Renault verteidigt aktuelles Reglement

Renault unterstützt auch nicht die Ideen von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, wie beispielsweise kürzere Rennen, damit es keine Benzinspar-Formel ist. "Es gab verschiedene Vorschläge, die das Thema eigentlich nur verschieben und nichts fundamental ändern würden. Die Parameter des Reglements, mit dem wir jetzt fahren, wurden vor langer Zeit festgelegt. Wir hatten auch genug Zeit, um zu wissen, was wir damit tun müssen. Ich hatte mir gedacht, dass wir die Nummern gut eingeschätzt haben", meint White über die Rahmenbedingungen.

Rob White

Rob White steht hinter den Rahmenbedingungen des Reglements Zoom

"100 Kilogramm Sprit pro Rennen und ein maximaler Durchfluss von 100 Kilogramm pro Stunde. Es sind auch runde Zahlen. Wir haben in den ersten Rennen gesehen, dass nicht extrem viel Benzin gespart werden muss, dass es die Show zerstört hätte. Der Grand Prix in Bahrain war spannend zu verfolgen", spricht White das Duell der Silberpfeile an. In naher Zukunft will auch Renault mit seinen Partnerteams wieder um Siege kämpfen.

Nach dem Freitagstraining sind vorsichtig optimistische Töne aus dem Renault-Lager zu hören, denn die Software-Updates haben funktioniert. "Die kühlen Temperaturen gestalteten es etwas interessanter", geht Taffin in die Trainingsanalyse. "Obwohl die kühleren Temperaturen die Motoreinstellungen und den Benzinverbrauch in diesem Jahr im Gegensatz zum V8 nicht beeinflussen, rutscht das Auto viel stärker. Vor allem mit der härteren Reifenmischung."

"Deshalb mussten wir kleine Veränderungen vornehmen, damit es mehr Traktion gibt. Es musste aber flexibel genug eingestellt sein, damit es zu den sich bessernden Verhältnissen passt." Bestes Renault-Team war am ersten Trainingstag Red Bull. Der Rückstand auf Mercedes betrug rund eine halbe Sekunde. Dieser Zeitunterschied war auch bei den Longruns zu beobachten.