Renault trotzt Angst-Strecke: "Können jetzt ans Limit gehen"

Die lange Gerade von Schanghai könnte Renault Leistungsnachteil bloßstellen, doch die Franzosen sind dank der Fortschritte bei den Bahrain-Tests zuversichtlich

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von China wird für die Renault-Antriebseinheiten zum Härtetest: Der Shanghai International Circuit verfügt mit dem 1.370 Meter langen Geradeaus-Stück über eine der längsten Geraden im Formel-1-Kalender - dort zählt 16 Sekunden lang pure Leistung. Und genau davon scheint der französische Antrieb im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten nach wie vor zu wenig haben.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel und die Renault-Ingenieure wissen um den Nachteil auf der Geraden Zoom

Zu Saisonbeginn waren es angeblich rund 80 PS, die man hinter Mercedes lag. Durch die zweite Ausbaustufe, die in Bahrain bereits die beiden Red-Bull-Teams benutzen durften, ist das Defizit nun halbiert worden. Nun - also gerade rechtzeitig zum Grand Prix von China - kommen auch Lotus und Caterham in den Genuss des Updates.

"Wir sind vor dem Grand Prix von China etwas zuversichtlicher", bestätigt Renault-Einsatzleiter Remi Taffin. "Wir wissen zwar, dass die anderen immer noch voran sind, aber wir haben bei den vergangenen zwei Rennen gute Fortschritte gemacht - sowohl bei der Zuverlässigkeit als auch bei der Fahrbarkeit, vor allem im Rennmodus."

Ergiebige Bahrain-Tests

In China sollte sich Renault in noch besserer Form präsentieren, da man bei den Tests nach dem Grand Prix von Bahrain weitere Fortschritte gemacht hat: "Wir haben zahlreiche neue Software-Modi ausprobiert, durch die wir bei der Antriebseinheit näher ans Limit gehen können. In den vergangenen drei Rennen waren wir ein Stück weit vom Limit entfernt, aber diese neuen Modi sollten es uns erlauben, das zu ändern."


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: China

Taffin rechnet damit, dass der Renault-Motor den Piloten nun mehr Vertrauen bietet: "Wir haben am Energie-Management gearbeitet, speziell in den langsamen Kurven. Wir wissen zwar, dass wir auf den Geraden Zeit verlieren, aber diese Schritte sollten uns mehr Traktion in den Kurven bieten, was sich wiederum positiv auf die Lebensdauer der Reifen auswirken wird und uns dadurch mehr Flexibilität bei der Strategie ermöglichen sollte."

Respekt vor langer Gerade

Dabei konzentrierte man sich vor allem auf die Leistung im Rennen, wo man mehr Verbesserungsspielraum ortet als im Qualifying. "All diese Verbesserungen sollten uns in China näher an die Spitze heranbringen", verspricht Taffin, weiß aber auch um die große Herausforderung: "Von den ersten vier Rennen handelt es sich um eines der schwierigsten. Die lange Gerade ist natürlich das Hauptmerkmal, aber die Schritte, die wir beim Testen gemacht haben, sollten uns weniger verwundbar machen."

"Obwohl wir wissen, dass wir immer noch nicht über den Berg sind, haben wir das Gefühl, dass wir jetzt unseren Rhythmus gefunden haben." Remi Taffin

Die Gerade ist nicht die einzige außergewöhnliche Passage in Schanghai: "Es gibt auch ein paar knifflige langsame bis mittelschnelle Kurven wie die Schnecken-Kurve, die immer enger wird. Sie und die zwei Haarnadeln geben der MGU-K die Möglichkeit, beim Bremsen etwas Energie zurückzugewinnen, aber der Fokus bei der Energierückgewinnung wird auf der MGU-H auf der langen Geraden liegen."

Insgesamt rechnet Taffin mit einem guten Rennwochenende: "Wir freuen uns auf China. Obwohl wir wissen, dass wir immer noch nicht über den Berg sind, haben wir das Gefühl, dass wir jetzt unseren Rhythmus gefunden haben."