Toyota sieht die ersten Rennen als Testfahrten
Der japanische Rennstall hat große Schwierigkeiten mit den Reifen und möchte daher an den ersten Rennwochenenden zunächst die Probleme lösen
(Motorsport-Total.com) - Toyota trumpfte in der vergangenen Saison bei den Rennen in Bahrain und Malaysia groß auf, Jarno Trulli konnte jeweils den zweiten Platz einfahren. In diesem Jahr jedoch verlief das erste Rennwochenende in Bahrain sehr problematisch - die Boliden des japanischen Teams konnten nur die Plätze 14 und 16 belegen. Inzwischen hat man den Ursprung der Probleme in den Bridgestone-Reifen ausgemacht, allerdings rätseln die Ingenieure nach wie vor, warum man die Reifen nicht zum Arbeiten bekommt. Daher betrachtet man die ersten Rennen eher als Testfahrten unter Rennbedingungen.

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Jarno Trulli sieht die ersten Rennen als Tests, hat jedoch Hoffnung auf Besserung
"Im Moment analysieren wir die Daten", erklärte Trulli gegenüber 'ESPN.com', "und die ersten zwei oder drei Rennen werden wir als Testrennen werten, weil wir einfach verstehen müssen, was mit dem Auto und der Reifentemperatur passiert. Und dann können wir hoffentlich das Problem lösen und anfangen, richtig Rennen zu fahren."#w1#
Obwohl Toyota das erste Team war, das mit dem neuen Auto die Testfahrten aufnahm, konnte man die Schwierigkeiten bisher nicht in den Griff bekommen. Da Testfahrten zwischen den Übersee-Grand-Prix' zu Beginn der Saison schwierig sind, wird man deshalb nun die Rennwochenenden als bessere Testfahrten ansehen.
Probleme sind nicht neu
Toyota hatte bereits in der Vergangenheit, als man noch mit Michelin-Reifen unterwegs war, hin und wieder Schwierigkeiten, die Pneus auf die richtige Betriebstemperatur zu bringen. Mit dem Wechsel des Reifenpartners zu Bridgestone in der Winterpause hat sich dieses Problem offensichtlich noch verstärkt.
"Ich sage nicht, dass die Reifen verkehrt sind", erläutert Trulli seine Einschätzung. "Ich sage, dass die Kombination aus unserem Auto und den Bridgestone-Reifen im Moment nicht richtig funktioniert. Es ist nichts Offensichtliches falsch an unserem Auto; wir schaffen es nur nicht, die Reifen aufzuheizen. Unsere Reifentemperaturen sind die niedrigsten im ganzen Fahrerlager", zeigt der 31-Jährige die Problematik auf.
Keine Lösung bei Wintertestfahrten
"Die Temperaturen, mit denen ich in Bahrain unterwegs war, waren die minimalsten, die ich unter trockenen Bedingungen jemals hatte", berichtet Trulli weiter. "Die waren nahe an denen von nassen Bedingungen dran." Dies würde ungefähr 60 Grad Celsius entsprechen. Schon bei den Testfahrten in Europa trat dieses Phänomen auf, allerdings hoffte man bei den Japanern, dass durch die heißen Bedingungen in Bahrain die Auswirkungen weniger drastisch wären, was sich jedoch als Fehleinschätzung herausstellte.
"In Bahrain hatten wir dieses Problem wieder, und es war eine echte Katastrophe", blickt Trulli auf den Saisonauftakt zurück. "Ich bin nicht wütend, ich bin nur enttäuscht, weil unser Paket nicht so schlecht sein kann. Es gibt da etwas, das uns davon abhält, unsere wahre Leistung zeigen zu können." Der weiche Fahrstil des Italieners verschlimmert indes die Situation noch weiter.
Weichere Mischung als Option?
Doch nicht nur die Fahrer sind ratlos, auch die Ingenieure können sich nicht erklären, warum genau der Toyota TF106 und die Bridgestone-Reifen nicht zusammen funktionieren: "Wir verstehen nicht, warum wir keine Hitze in unseren Reifen erzeugen können", meint Mike Gascoyne, der Technische Direktor des Teams. Im ehemaligen Michelin-Angestellten Pascal Vasselon hat man eigentlich einen ausgewiesenen Reifenspezialisten in den eigenen Reihen, doch auch er könne sich das Problem nicht erklären, berichtet Gascoyne weiter: "Auch Bridgestone ist perplex. Wir nutzen einfach die Reifen nicht."
"Vielleicht sollten wir eine wesentlich weichere Gummimischung fahren als die anderen Teams", stellt der Brite Überlegungen an. Tatsächlich hat Bridgestone speziell für Toyota eine extrem weiche Mischung mit nach Malaysia gebracht, wo an diesem Wochenende der zweite Grand Prix des Jahres stattfindet. Ob sich diese Variante bewährt, muss sich jedoch erst noch herausstellen. Dass die in Kuala Lumpur erwarteten Temperaturen noch höher liegen als in Bahrain, sollte dem japanischen Rennstall jedenfalls entgegenkommen.
Trulli glaubt an Besserung
Derweil gibt Trulli die Hoffnung auf eine Besserung nicht auf: "Wir sind nach wie vor zuversichtlich, weil wir wissen, dass unser Auto besser ist als das des vergangenen Jahres", meinte der Italiener. Deshalb gebe es keinen Grund, in Panik zu verfallen: "Wir müssen unsere Zuversicht und unsere Motivation hoch halten, denn wir sind ein starkes Team, und wir müssen unser wahres Potenzial aufzeigen."
Deshalb sei es das Ziel, nach dem verpatzten Rennen in Bahrain, wo man die wahren Möglichkeiten nicht aufzeigen hätte können, wieder zurückzukommen: "Wir wissen, dass unser Auto schneller ist. Es kann nicht sein, dass es so langsam ist. Wir können nicht drei Sekunden hinter der Spitze sein, solange mit dem Auto nicht irgendetwas grundlegend falsch ist", sieht Trulli einen Hoffnungsschimmer.
Abschließend meinte der Italiener, dass er glücklich wäre, "zwei, drei, vier, fünf Rennen zu verlieren - und danach zurückzukommen und wieder an der Spitze zu sein." Derzeit wolle er einfach nur "Rennen fahren, und um Rennen zu fahren, müssen wir erst unsere Probleme lösen", gibt er die Marschroute vor.

