Toyota präsentierte Formel-1-Boliden
Toyota hat am Montag in Köln jenes Auto präsentiert, mit dem man am 3. März 2002 in Melbourne das Formel-1-Debüt geben wird
(Motorsport-Total.com) - Seit 1999 steht für Toyota fest, dass man nach Erfolgen in der Rallye- und der CART-Serie sowie bei den 24 Stunden von Le Mans nun den Einstieg in die Formel 1 wagen wird. Der drittgrößte Automobilhersteller der Welt soll sich das Formel-1-Projekt in fünf Jahren rund drei Milliarden Mark kosten lassen ? das wäre neuer Budgetrekord. Der Einstieg in die Formel 1 ist von langer Hand geplant: Als die Formel 1 vergangene Saison in Melbourne an den Start rollte, da waren die Japaner bereits mit einem eigenen Testwagen unterwegs und sammelten bis zum Inkrafttreten des Testverbotes Mitte November tausende von Testkilometern auf den verschiedensten Rennstrecken weltweit.

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Mika Salo und Allan McNish enthüllen Toyotas Formel-1-Boliden
Die Basis für das komplette Formel-1-Projekt - und das ist einzigartig - sitzt in Köln. Im Westen Deutschlands war die Toyota Motorsport GmbH (TMG) zuvor zentrale Drehscheibe für das Rallye- und Le Mans-Projekt gewesen. TMG-Präsident Ove Andersson gab im letzten Winter den Startschuss für den Ausbau der Fabrik von 18.000 auf rund 30.000 Quadratmeter. Auffälligste Neuerung ist ein Windkanal, in dem Modelle im Maßstab von 1:2 untersucht werden können. Die "heiligen Hallen" von Toyota gelten unter Insidern als modernste Formel-1-Fabrik der Welt.
Das neue weiß-rot-schwarze Auto, das die beiden Piloten Mika Salo und Allan McNish am Montag in Köln enthüllten, hat nur noch wenig mit dem Testauto gemein, das man bisher eingesetzt hatte. Gebaut wurde der neue Bolide unter Leitung von Gustav Brunner, den Teamchef Ove Andersson von Minardi nach Köln lockte. Der Österreicher gilt dank seiner Erfahrung als idealer Designer für das Debüt in der Formel 1 ? er ist zwar kein Aerodynamik-Guru wie Adrian Newey, aber er ist ein Allroundtalent und war damit erste Wahl für Toyota ? zumindest für die ersten paar Jahre.
Wie gut das neue Auto sein wird, bleibt abzuwarten. Die dezenten Testzeiten mit dem Versuchswagen, die immer rund sechs Sekunden unter den Vergleichswerten von WM-Sieger Ferrari lagen, erklärte man mit der Tatsache, dass man vor allem im Aerodynamik-Bereich viel gut zu machen hat und sich bei den Tests mehr auf das Sammeln von Basisdaten und Erfahrungen konzentrierte. Daran wird sich auch 2002 nicht viel ändern ? Toyotas Aerodynamik-Abteilung soll noch nicht auf der Höhe der Zeit sein und es wird noch viel Aufbauarbeit notwendig sein, bis man auf diesem in der Formel 1 so wichtigen Sektor ganz vorne mitspielen kann.
Auf der Höhe der Zeit soll dafür aber der Zehnzylinder von Toyota sein, der unter der Leitung des Deutschen Norbert Kreyer entworfen wurde. "Wir haben 1999 mit dem Motor angefangen und im September 2000 stand er das erste Mal auf dem Prüfstand", erklärt Kreyer, der schon einen Zwölfzylindermotor entworfen hatte, als die FIA die Anzahl der Zylinder aus Angst vor zu viel Motorenpower auf zehn limitiert hatte und damit dafür sorgte, dass bei Toyota die Lichter am Abend noch später als geplant erloschen. In Sachen Zuverlässigkeit ist der neue Motor sehr gut, auch in Sachen Leistung soll der Motor konkurrenzfähig sein.
Als Reifenpartner hat Toyota Michelin gewählt und damit ? als japanisches Team ? nicht auf Bridgestone gesetzt. Für Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, wo man ab 2002 ebenfalls auf Michelin setzt, steht fest, dass man Toyota gerade wegen des gigantischen Budgets von Anfang an auf der Rechnung haben kann. Ob man nun konkurrenzfähig sein wird oder nicht, da scheint man sich nicht einmal bei Toyota einig zu sein. Einige Teammitglieder sprechen davon, dass es das Ziel ist, sich zu qualifizieren, andere davon, dass man nicht in die Formel 1 einsteigen würde, wenn man sich nicht sicher sei, dass man ein konkurrenzfähiges Auto auf die Beine stellen kann.
A propos konkurrenzfähig. Viele Formel-1-Experten verstehen nicht, warum Toyota nicht den frei gewordenen Heinz-Harald Frentzen verpflichtet hat und stattdessen auf Mika Salo und den mit seinen bald 33 Jahren doch recht alten Formel-1-Debütanten Allan McNish setzt. Die Erklärung dafür erhält man nur hinter vorgehaltener Hand. Falls man den Erwartungen im ersten Jahr nicht gerecht wird, kann man es auch auf die Fahrer schieben. Hätte man einen Heinz-Harald Frentzen oder einen Jacques Villeneuve verpflichtet, hätte man sich diese Erklärung nicht leisten können?
Zu den Sponsoren, die darauf vertrauen, dass Toyota erfolgreich sein wird, gehören unter anderem Wella, EMC², AOL Time Warner, Esso, Sparco, Meteo France und MAN. Hauptsponsor des Teams ist der japanische Unterhaltungselektronik-Produzent Panasonic. Das Team geht unter dem Namen Panasonic Toyota Racing an den Start.
Lesen Sie demnächst eine Analyse von Toyotas neuem Formel-1-Auto sowie Stimmen der Toyota-Führungskräfte.
Ein Toyota-Special mit Fotos und Interviews finden Sie auf dieser Seite im Kasten rechts oben!

