• 17.12.2001 13:35

  • von Fabian Hust

Der Toyota TF102 – ein konservatives Auto

Beim Formel-1-Boliden von Toyota ist der Einfluss von Designer Gustav Brunner nicht zu übersehen

(Motorsport-Total.com) - Toyotas Formel-1-Bolide mit dem Namen "TF102", den die Japaner am Montagmorgen in Köln vor rund 600 anwesenden Journalisten und unter den Augen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vorstellten, wirkt äußerlich erwartungsgemäß recht konservativ ? zu wenig Freiraum lässt das moderne Reglement den Aerodynamikern. Was unter Haube steckt, das entgeht dem Blick der neugierigen Formel-1-Experten, die sich in Köln um das Auto herumdrängten. Doch gerade hier ? so behauptet man ? stecken einige interessante Innovationen, die das attraktive Äußere gar nicht erkennen lasen.

Titel-Bild zur News: Toyota TF102

Beim Toyota TF102 verzichtete Gustav Brunner auf riskante Experimente

In Sachen Lackierung hat man bei Toyota deutlich aufgepeppt. Die etwas biedere Lackierung des Testautos ist einem peppigen Farbmuster aus viel Weiß und roten sowie schwarzen Akzenten gewichen. Erstaunlich wenige Sponsorenlogos "verunstalten" das schmucke Kleid des Japaners, der auch den Grund untermauern möchte, warum man eigentlich in die Formel 1 kommt. Toyota wagt das "Abenteuer Formel 1", um vor allem die jungen Käufer zurück zu gewinnen.

Beim Chassis selbst ist vor allem im Cockpit-Bereich die Handschrift von Gustav Brunner deutlich zu erkennen. Die laut Reglement weit hochgezogenen Cockpitwände zum Schutz des Fahrerkopfes sind schmal gehalten und bieten dem Luftstrom am Rand der Motorabdeckung Durchlass. Dieses Konzept setzte Brunner auch beim diesjährigen Minardi ein, der noch aus der Hand des Österreichers stammte.

Im Gegensatz zum Minardi wirkt die Nase des Toyotas deutlich konventioneller. Die Form erinnert stark an die Nase des BMW-Williams der Saison 2001. Mit Sicherheit nicht das endgültige Frontflügel-Modell, das man beim Saisonstart in Melbourne 2002 sehen wird, war in Köln am Toyota montiert gewesen. Bis auf die Flügelhalterungen, die nun kerzengerade nach unten gehen, erinnert die Form stark an das sehr einfach gehaltene Modell, das man bei den Testfahrten einsetzte. Der Fronflügel wie die Nase wirkt im Vergleich zu anderen Formel-1-Autos recht "bullig". Der Frontflügel verfügt über die in dieser Saison nicht bei allen Autos gesehenen Schwingung in der Mitte, die allerdings nicht stark ausgeprägt ist.

Auffällig ist die Konzeption der seitlichen Windabweiser. Diese sind nicht so hoch gezogen wie beispielsweise beim McLaren-Mercedes, jedoch aber nicht so klein wie beispielsweise beim Ferrari F2001. Weiterhin scheint es auf diesem Gebiet interessante Variationsmöglichkeiten zu geben, wie man den Luftstrom auf seinem Weg zu den Seitenkästen führen kann.

Die Seitenkästen selbst wirken wie erwartet klobig, was mit den erneut verschärften Seitenaufpralltests zu tun haben dürfte. Der Lufteinlass für die Kühler wirkt im Vergleich zu anderen Autos eher konventionell ausgelegt. Das Ziel von Toyota ist klar: "Wir wollen uns für jedes Rennen qualifizieren und so viele Rennen wie möglich beenden", so Toyota-Motorsportpräsident Ove Andersson. Dazu wird man mit Sicherheit an vielen Stellen auf Experimente verzichtet haben, um die in diesem Jahr gefahrenen Testkilometer (20,967) nicht nutzlos werden zu lassen.

Mit dem Bau des neuen Autos begann man unter der Leitung von Chefdesigner Gustav Brunner und dem Technischen Manager der Chassisabteilung, Dagobert Röhrer, bereits im Mai dieses Jahr. Im Laufe der Zeit flossen in die Konstruktion immer mehr Erfahrungen aus den ausgiebigen Testfahrten mit ein. "Das 2002er-Auto ist ein eher konventionelles Auto, aber es ist auf dem letzten Stand der Technik", so Brunner. "Auch wenn unsere Design- und Bauzeit sehr kurz war, so konnten wir doch unsere Deadlines einhalten und das Auto rechtzeitig fertig stellen."

Der Bau des Motors mit der Bezeichnung RVX-02 oblag dem Deutschen Norbert Kreyer. Der Motor wurde für das neue Auto komplett neu entwickelt. Das neue Auto samt dem Motor wird nun zunächst ab Anfang Januar auf der eigenen Teststrecke in Paul Ricard getestet werden ? fern ab von der Konkurrenz aber mit der besten Verfügbarkeit der nahe gelegenen Werkstatt. In Barcelona plant man ab dem 8. Januar dann das erste Kräftemessen mit der Konkurrenz, die dann allerdings überwiegend noch mit den Vorjahresautos fahren wird. Testfahrer gibt es noch keine, diese werden demnächst bekannt gegeben werden - in den ersten Wochen wird Toyota auch zunächst nur mit einem Auto testen können.

Technische Daten des Autos:
Motor (RVX-02): Toyota V10 / 90° / 2998 ccm²
Getriebe: Toyota 6-Gang-Halbautomatik
Kupplung: Sachs
Chassis (TF102): Kohlefaser
Aufhängung: Druckstreben mit Torsionsstäben vorne und hinten
Bremsen: Brembo
Stoßdämpfer: Sachs
Felgen: BBS Magnesium, vorne:13 x 12, hinten:13 x 13.5
Reifen: Michelin Pilot
Elektronik: Magneti Marelli

Abmaße:
Radstand: 3,090 mm
Gewicht: 600 kg mit Fahrer
Länge: 4,547 mm
Vordere Spur: 1,424 mm
Hintere Spur: 1,411 mm

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