• 10.01.2008 14:40

  • von Rencken/Nimmervoll

Toyota plädiert für einheitliche Budgetobergrenze

Ausgerechnet das Toyota-Team, das angeblich am meisten Geld in die Formel 1 investiert, setzt sich nun für eine Budgetobergrenze ein

(Motorsport-Total.com) - Geschätzte 400 Millionen Euro - und damit mehr als alle anderen Teams - investiert Toyota pro Jahr in das Formel-1-Programm. Insofern erscheint es auch ein wenig fragwürdig, wenn ausgerechnet die Japaner plötzlich für Kosteneinsparungen plädieren, aber genau das tun sie: Wie 'Motorsport-Total.com' erfahren hat, wünscht man sich in Köln eine Budgetobergrenze.

Titel-Bild zur News: John Howett und Tadashi Yamashina

Teampräsident John Howett (links) mit Toyotas Teamchef Tadashi Yamashina

Bisher war der Automobilweltverband FIA ja stets bemüht darum, die Kosten in der Königsklasse des Motorsports auf andere Arten zu kontrollieren, beispielsweise über eine Verlängerung der Lebensdauer (Motor, Getriebe) oder eine Standardisierung von einzelnen Komponenten (Elektronik). Doch die Hersteller befürchten, dass auf diese Weise langfristig der technologische Aspekt zu sehr in den Hintergrund gedrängt werden könnte.#w1#

Maximalgehalt für Alonso und Co.?

"Das würde vielleicht auch eine Gehaltsobergrenze für Fahrer und Techniker beinhalten." John Howett

Daher brachte Toyota-Teampräsident John Howett anlässlich der Präsentation des TF108 die Variante Budgetobergrenze ins Spiel: "Ich denke, das wäre kein Problem", erklärte er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Über diese Dinge wird gerade diskutiert, aber eine Obergrenze der Gesamtausgaben wäre vielleicht der gerechteste Weg, um die Kosten zu kontrollieren. Das würde vielleicht auch eine Gehaltsobergrenze für Fahrer und Techniker beinhalten."

Im Moment stehen nicht weniger als 650 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste von Toyota, wobei einige davon siebenstellige Summen pro Jahr kassieren - neben den Fahrern auch vereinzelte Teammitglieder. Hinzu kommen noch einmal 650 Mitarbeiter bei den Zulieferfirmen, deren Rechnungen natürlich ebenfalls weniger dramatisch ausfallen würden, wenn sie die Belegschaft kürzen könnten. Aber im Moment ist das wegen des Leistungsdrucks nicht möglich.

"Wenn man sich die Vorschläge der FIA ansieht, dann wäre ein Budgetlimit der einfachere Weg, die gleichen Ziele zu erreichen", meinte auch Teammanager Richard Cregan gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Die Strukturen der Teams sind nämlich unterschiedlich und es wäre schwierig, Teams, die nicht die Mittel wie Toyota haben, zu bestrafen. Daher halte ich es für klüger, den Teams vorzuschreiben, wie viel sie ausgeben dürfen - und sie entscheiden dann selbst, wie sie es ausgeben wollen."

Platzt Toyota der Geduldsfaden?

"Wir haben viele langfristige Investitionen getätigt, die nun überflüssig werden könnten. Das ist schwer zu akzeptieren." Richard Cregan

Dies sei eine "realistische" Variante, denn mit ihren aktuellen Vorschlägen hat sich die FIA zuletzt keine Freunde gemacht. So missfällt gerade Toyota das Maßnahmenpaket im Bereich der Aerodynamik, das unter anderem die Nutzung von maximal einem Windkanal vorschreibt - in Köln wurde aber erst vor kurzem eine zweite Anlage in Betrieb gebaut. Cregan: "Wir haben viele langfristige Investitionen getätigt, die nun überflüssig werden könnten. Das ist schwer zu akzeptieren."

"Toyota", fügte er besorgt an, "ist ein großer Konzern, dessen Vorstellungen erfüllt werden müssen. Ansonsten werden wir nicht mehr involviert sein." Eine Serie mit immer mehr vereinheitlichten Komponenten könne sowieso nicht funktionieren: "Teams, die das wollen, müssen in die GP2 gehen. Die Richtung, immer mehr zu standardisieren, ist für mich die falsche. Eine Budgetobergrenze wäre die Alternative dazu", sagte er.

Motorenreglement noch offen

"Im Moment sind die Motorenregeln nur bis 2010 festgelegt." Richard Cregan

Was das Motorenreglement angeht, das in den vergangenen Jahren Gegenstand von massiven Diskussionen war, so ist das letzte Wort ebenfalls noch nicht gesprochen. Zwar wünscht sich die FIA eine zehnjährige Homologierung, was effektiv einem Entwicklungsstopp gleichkommen würde, aber die Hersteller würden lieber ihren eigenen Kompromissvorschlag durchgesetzt sehen. Entscheidung ist noch keine gefallen.

"Im Moment sind die Motorenregeln nur bis 2010 festgelegt", dementierte Howett, dass die zehnjährige FIA-Homologierung bereits beschlossene Sache ist. "Für alles Weitere müssen wir die endgültige Entscheidung abwarten. Wir glauben immer noch, dass der Vorschlag der Hersteller auf Basis der Fuji-Diskussion eine ideale Lösung wäre, auch für die Kundenteams. Die Entscheidung liegt aber bei der FIA."