• 19.04.2007 18:50

  • von Fabian Hust

Toyota multikulti: 32 Nationen für ein Ziel

Im Toyota-Rennstall arbeiten Mitarbeiter aus 32 verschiedenen Nationen - ein Blick hinter die Kulissen des multi-nationalen Rennstalls

(Motorsport-Total.com) - Wer in der Formel 1 erfolgreich sein will, der muss sich die besten Mitarbeiter sichern. Dazu muss man auch über seinen eigenen Tellerrand hinausschauen. So hat das in Köln stationierte japanische Toyota-Team nicht etwa nur japanische und deutsche Mitarbeiter.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher mit John Matsushita (links)

Ralf Schumacher mit John Matsushita (links)

Bei Toyota Motorsport arbeiten 32 verschiedenen Nationen zugehörige Mitarbeiter. Jeder Einzelne bringt einzigartige Fähigkeiten mit, aber sorgt eben auch für einen exotischen Mix aus Nationalitäten und Kulturen.#w1#

John Howett

John Howett ist froh, viele verschiedene Kulturen unter einem Dach zu haben Zoom

"Wir sind ein sehr multi-nationales Team, das sorgt für Herausforderungen aber alle von uns empfinden es als erfrischend", so Team-Präsident John Howett. Diese Ansicht teilt auch Ralf Schumacher: "Das ist wie ein Geschenk. Du kannst lernen und erlebst Dinge für dein zukünftiges Leben."

Natürlich besteht ein Großteil der Belegschaft aus Japanern und Deutschen, aber es gibt wohl nicht viele Unternehmen, die behaupten können, dass sie Mitarbeiter aus Togo und Polen haben, Manager aus Brasilien und Sekretärinnen aus Südkorea.

Bennett Akaboatse

Bennett Akaboatse arbeitet im Testteam von Toyota Zoom

"Für mich stellt dies eine Chance dar, mehr über andere Kulturen zu lernen, meint Benett Akaboatse, der aus Togo stammt und im Testteam arbeitet und dort sicherstellt, dass Teile am Auto rechtzeitig ausgetauscht werden. "Ich bin sehr stolz daruf, hier zu sein."

Das Testteam ist wie das Rennteam von Toyota multi-kulturell. Hinter den Daten-Schirmen sitzen zum Beispiel einer der wenigen Polen, die in der Formel 1 beschäftigt sind. Lange bevor Robert Kubica in die "Königsklasse des Motorsports" einstieg, arbeitete Bartek Bartoszewicz bereits bei Toyota.

Bartek Bartoszewicz

Bartek Bartoszewicz ist als Pole ein Exot in der Formel 1 Zoom

Der Pole ist in der Motoren-Abteilung tätig, hält die Daten und die Telemetrie an der Strecke im Auge, sodass das Team jeden Parameter der Leistung des Motors kennt, zu jeder Sekunde und auf jeder Runde: "Es ist sicherlich eine sehr farbenfrohe Mischung", meint Bartoszewicz. "Aber wir haben einen starken Sinn für eine Einheit entwickelt, auch wenn wir verschiedene Sprachen sprechen. Wir haben wirklich eine Familie aufgebaut."

Im Tagesgeschäft stellt die Sprache natürlich ein wichtiges Thema dar, und so wird in der Fabrik und an der Strecke für gewöhnlich Englisch gesprochen. Doch natürlich hört man auch hin und wieder viele andere Sprachen.

Paolo Ferrari

Paolo Ferrari hat mit seinen Kollegen einen eigenen Dialekt kreiert Zoom

Paolo Ferrari, LKW-Fahrer aus Italien, erklärt, dass man eigene Dialekte entwickelt hat, während man auf den langen Fahrten an die Rennstrecke und vor Ort viel Zeit gemeinsam verbracht hat: "Wir haben einen gemischten Dialekt. Wir haben ein paar deutsche, italienische und englische Wörter miteinander vermischt, haben also unsere eigene Sprache, um ehrlich zu sein."

John Matsushita

John Matsushita arbeitet wie seine Kollegen nur für ein Ziel Zoom

Letztendlich ist es sowieso egal, woher der Kollege kommt: "Wenn wir an der Strecke sind, dann geht es nicht darum, ob man mit Japanern oder Amerikanern arbeitet - es geht darum, zu versuchen, das Auto so schnell wie möglich zu machen", so Motoreningenieur John Matsushita.

Doch es kann auch ein Vorteil zu sein, aus der gleichen Kultur zu stammen, wie Jarno Trullis Renningenieur Gianluca Pisanello erklärt, wie Trulli ein Italiener: "Man muss mit einem Fahrer auf schnelle und effektive Art und Weise kommunizieren, nicht nur verbal sondern auch mit Blicken - man muss sich gegenseitig verstehen."

Es dreht sich aber nicht alles nur um die Sprache und die Arbeitsgewohnheiten sondern auch die Essgewohnheiten sind unterschiedlich: "Jeder ist mit den eigenen nationalen Speisen aufgewachsen", so Teammanager Gerd Pfeiffer. "Wir müssen sie etwas vermischen und dann hat jeder etwas, über das er sich beschweren kann! Natürlich schmeckt es nicht so gut wie das, was Mutter zu kochen gepflegt hat."

Virginie Papin

Virginie Papin würde sich mehr Gelassenheit beim Essen wünschen Zoom

Aber nicht nur das, was gegessen wird, ist anders, sondern auch die Art und Weise, wie man isst: "Meine ersten Tage ware eine schon eine Erfahrung", erinnert sich PR-Cheffin Virginie Papin. "Als ich in der Kantine aß, waren alle nach einer halben Stunde wieder weg. Die Franzosen lieben es, ihr Essen zu genießen und nehmen sich dafür Zeit. In Deutschland ist das nicht so."

Letztendlich vereinigt alle Nationalitäten im Team das gleiche Ziel: Man will gemeinsam Rennen und WM-Titel gewinnen. "In diesem Team haben wir verschiedene Leute aus der ganzen Welt", so Trulli. "Das hat damit zu tun, dass man versucht, die besten Leute zu bekommen, egal welche Nationalität oder Religion sie haben. Es ist wichtig, in was sie gut sind."