• 19.04.2007 11:03

Ralf Schumacher und der Schneeball-Effekt

Der Toyota-Pilot spricht im Interview über sein verkorkstes Rennwochenende in Bahrain und die Probleme, die er mit dem Auto hatte

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Hattest du nach Melbourne und dem Test und Rennen in Malaysia die Möglichkeit, vor dem Rennen in Bahrain zu entspannen?"
Ralf Schumacher: "Eigentlich nicht, denn ich bin nach Hause zurückgekehrt. Ich weiß, dass dies für viele Leute eine lange Reise gewesen ist, während der die Leute mit ihrer Familie via Notebook und Internet-Telefon in Kontakt geblieben sind."

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Toyota-Pilot Ralf Schumacher hofft derzeit auf bessere Zeiten

"Ich hatte jedoch die Möglichkeit, für ein paar Tage nach Hause zu kommen. Wir hatten nichts geplant, ich habe nur etwas Zeit mit meiner Familie verbracht und mit meinem Sohn gespielt."#w1#

Frage: "Du bist in Bahrain Zwölfter geworden. War es für dich ein problematisches Rennen?"
Schumacher: "Ja, sehr. Von Freitag an habe ich es als sehr schwierig empfunden, ein Setup zu finden, mit dem ich glücklich war. Von da an trat ein Schneeball-Effekt ein. Das Endergebnis war, dass ich mich zu weit hinten in der Startaufstellung qualifizierte, um ein starkes Rennen zu haben."

Frage: "Was waren die Schwierigkeiten mit dem Setup, die du gehabt hast?"
Schumacher: "Generell hatten wir ein paar Probleme mit der Frontpartie des Autos. Ich hatte eine Menge Untersteuern, was natürlich der Gesamt-Balance schadet. Egal, was ich tat, ich schien nicht in der Lage zu sein, dies loszuwerden, aus diesem Grund hatte ich so viel zu kämpfen."

Frage: "Du bist am Samstagmorgne relativ wenige Runden gefahren, nur halb so viele wie Jarno. Hat dich das ebenfalls behindert?"
Schumacher: "Wir hatten ein Problem beim Austausch der Hinterradaufhängung, aus diesem Grund musste ich vorzeitig aufhören. Das hat nicht geholfen."

Frage: "Hat dich das davon abgehalten, einen Versuch in Qualifying-Abstimmung zu fahren?"
Schumacher: "Ja. Ich denke aber nicht, dass es viel ausgemacht hätte, denn wir haben vor dem Start der Saison in Bahrain getestet und die Vorbereitungsarbeit aus diesem Grund erledigt. Das Balance-Problem war ein größeres Thema."

Frage: "Ist das in der Qualifikation ein größeres Thema als im Rennen?"
Schumacher: "Das ist es, ja, denn im Rennen verbessert sich die Balance auf natürlichem Wege, da die hinteren Reifen etwas abgenutzt werden, und man deshalb die Untersteuerungs-Tendenz nicht mehr so sehr spürt."

"Aber wenn man eine Qualifying-Runde fahren muss schmerzt das, denn es kostet beim Attackieren Zeit. Und das ist eine Art Teufelskreislauf, denn wenn man sich zu weit hinten qualifiziert, dann findet man sich natürlich das ganze Rennen über im Verkehr wieder. Man könnte schneller sein, aber wie jeder in der Formel 1 weiß, ist es schwierig zu überholen."

Frage: "Und damit war das Rennen dann praktisch gelaufen..."
Schumacher: "Ja, leider. Die ersten Kurven sind in Bahrain sehr eng und es kann ein wenig eine Lotterie sein, wenn man sich in der Mitte des Feldes befindet. Dort war ich und in der ersten Kurve sah ich plötzlich Autos überall hinfahren."

"Ich hatte nicht den besten Start und es gab etwas Kontakt - ich denke zwischen Jenson Button und Scott Speed - und alle versuchten, nicht darin verwickelt zu werden. Als wir uns alle einsortiert haten, fand ich mich am Ened der ersten Runde auf dem 18. Rang wieder, hinter Barrichello und Liuzzi."

"Ich war zunächst einmal überrascht, auf Liuzzis Reifen keine weiße Linie zu sehen, was bedeutet, dass er auf dem härteren Reifen losgefahren war. Ich denke, dass das Team darauf gehofft hatte, dass das Safety Car auf die Strecke kommt, sodass er den Rest des Rennens über auf dem Medium-Reifen fahren kann."

"Und es war für mich wohl Glück, dass sie die Safety-Car-Phase bekamen, denn ansonsten hätte ich viel Zeit verlieren können. Der Toro Rosso kam also früh an die Box und ich fuhr dann gegen Barrichellos Honda, den ich in Runde 5 überholen konnte."

"Danach war es nur die Frage, so schnell zu fahren, wie ich das tun konnte, und zu versuchen, im Mittelfeld-Kampf so viel Boden wie möglich gutzumachen, das sehr umkämpft war. Am Ende erreichte ich den 12. Platz."

Frage: "Ist Bahrain für Toyota eine Art Fluch-Strecke?"
Schumacher: "Nein, das denke ich nicht. Im vergangenen Jahr hatten wir eine furchtbare Zeit hier, aber dafür gab es bestimmte Gründe, die etwas mit den Reifen zu tun hatten, und der Tatsache, dass wir vor dem Rennen nicht getestet hatten."

"Wir erwarteten vielleicht, dass das Layout der Strecke uns nicht so gut liegen würde wie Malaysia, aber Jarno qualifizierte sich in der Top 10 und holte erneut Punkte, das Auto war also klar schnell genug."

"Ich muss nur das Setup mehr auf meine Bedürfnisse hin trimmen. Daran werden wir vor dem Start der Europa-Saison in Barcelona im kommenden Monat hart arbeiten."