Toto Wolff über Verstappen: "Einen Handstand kann man schnell machen"

Toto Wolff hält es für unwahrscheinlich, dass Max Verstappen zu Mercedes kommen wird, lässt aber nichts unversucht, ihn zu einem Wechsel zu überreden

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Teamchef Toto Wolff wird weiterhin nichts unversucht lassen, Max Verstappen für die Formel-1-Saison 2025 und darüber hinaus zu engagieren. Das hat der Österreicher am Rande des Grand Prix von Japan neuerlich bestätigt - und damit zusätzliches Öl in jenes Feuer gegossen, das ohnehin lichterloh brennt, seit er Anfang März gesagt hat, es gebe "kein Team, das keinen Handstand dafür machen würde, ihn im Auto zu haben".

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Toto Wolff

Toto Wolff macht kein Geheimnis draus, dass er Max Verstappen gern engagieren würde Zoom

"Einen Handstand", sagt Wolff jetzt im Interview mit dem ORF, "kann man schnell machen. Aber Max ist im besten Auto, und als Fahrer wird das immer deine Priorität sein. Ich glaube, es ist nett, diese Diskussionen zu haben. Auch wenn es nur eine kleine Chance gibt, werden wir trotzdem versuchen, eine aktive Diskussion zu haben. Aber im Moment sehe ich bei ihm keinen Grund, warum er das Team wechseln sollte."

Als Einordnung, dass er "pessimistisch" sei, Verstappen engagieren zu können, will Wolff das aber nicht verstanden wissen: "Ich bin nie pessimistisch! Ich glaube, du musst immer das Beste aus der Situation machen, die du gerade hast. Max ist natürlich superstark. Es gibt aber auch ein paar andere Fahrer, die gute Alternativen sind. Es geht ja nicht nur um 2025, sondern auch um 2026 und danach. Ich glaube, da ist alles offen."

Eigentlich hat Verstappen bei Red Bull einen gültigen Vertrag bis Ende 2028. Doch im Zuge der Affäre um Teamchef Christian Horner, dem eine Mitarbeiterin sexuelle Belästigung vorwirft, entbrannte hinter den Kulissen des Teams ein Machtkampf. Verstappen solidarisiert in diesem mit Helmut Marko, den Horner angeblich am liebsten loswerden möchte.

Dazu kommt: 2026 wird in der Formel 1 ein neues Powerunit-Format eingeführt. Red Bull Powertrains baut den Antriebsstrang dann erstmals komplett selbst in Milton Keynes, mit technologischer Unterstützung von Ford. Es gibt Unkenrufer in der Branche, die meinen, Red Bull werde das nicht so gut hinbekommen wie Mercedes. Mercedes hatte schon 2014 den Umstieg auf die aktuellen V6-Hybrid-Turbos von allen Herstellern am besten gemeistert.

Wie Wolff bei Verstappen alle Register zieht

Bekannt ist, dass Wolff Verstappen den roten Teppich ausrollt. Häufiger als in der Vergangenheit ruft der Mercedes-Teamchef bei Jos Verstappen an - manchmal nur, um über verschiedene Dinge zu plaudern. Aber auch wenn ein Wechsel von Max nicht immer das konkrete Thema ist: Letztendlich geht es vermutlich darum, das Signal zu senden, dass Mercedes sehr interessiert ist, und dass alte Gräben zugeschüttet werden.

Wolff zieht dabei alle Register. Augenzwinkernd meinte er vor ein paar Wochen sogar, er könne sich vorstellen, Verstappen-Förderer Helmut Marko als "neuen Niki" zu Mercedes zu holen, sollte dessen Zeit als Berater für Red Bulls Motorsportprogramm im Zuge der Horner-Affäre enden. Ein Argument, das ziehen könnte, schließlich hat Verstappen seine Loyalität Marko gegenüber in der Vergangenheit mehrfach zum Ausdruck gebracht.

Wolff und Marko hatten in der Vergangenheit kein gutes Verhältnis zueinander. Generell galt Wolff bei Red Bull, insbesondere zu Lebzeiten von Dietrich Mateschitz, als Persona non grata. Doch die Horner-Affäre und ihre Folgen scheinen aktuell Verbindungen möglich zu machen, die vor ein paar Jahren noch für unmöglich gehalten worden wären.

Marko selbst setzt sich mit solchen Gedankenspielen aktuell nicht auseinander: "Das sind alles Spekulationen. Es ist April", sagt er im ORF. "Aber es ist interessant, dass der Fahrermarkt schon so früh relativ heiß hergeht. Es ist ja nicht nur mit Max so, es ist bei Aston Martin so, es ist Sainz auf dem Markt, und Audi sucht Leute. Deshalb ist eine derartige Hektik, die eigentlich viel zu früh ist."


Fotostrecke: Alternative Formel 1: So wäre die Saison 2024 ohne Max Verstappen

Wolff: In seinem Kopf gibt's schon eine Liste

Eine Hektik, von der sich Wolff nicht anstecken lässt: "Wir haben unsere Entscheidung noch nicht getroffen. Und wir haben nicht vor, das in den nächsten paar Wochen zu tun." Es sei denn, Verstappen würde wirklich plötzlich auf der Matte stehen. Dann ist davon auszugehen, dass Mercedes alles andere stehen und liegen lassen würde.

"Der Fahrermarkt ist sehr dynamisch", sagt Wolff. "Einige der richtig guten Jungs stehen davor, bei einigen der anderen Teams zu unterschreiben. Wir wollen weiter Gespräche führen und uns die Optionen offenhalten. Ich denke, es ist jetzt noch viel zu früh, um uns auf einen Fahrer festzulegen."

Immerhin: Der 52-Jährige räumt ein, dass in seinem Kopf bereits eine Liste an Kandidaten existiert, die theoretisch Teamkollege von George Russell werden könnten. Eine Liste, die in den nächsten Wochen und Monaten wohl immer kürzer werden wird, bis die Entscheidung gefallen ist. Auf die Frage, ob er verraten möchte, wie viele Namen auf der Liste stehen, antwortet Wolff aber nur: "Nein."