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  • 21.10.2007 23:27

Totalausfall bei Renault

Der Mut, Heikki Kovalainen auf den weichen Reifen starten zu lassen, zahlte sich nicht aus - der Finne und auch Giancarlo Fisichella waren "Kollisionsmagnete"

(Motorsport-Total.com) - Schon nach wenigen Runden war der Renault-Truppe klar, dass es beim Saisonfinale nichts zu holen gab: Heikki Kovalainen und Giancarlo Fisichella waren in Kollisionen verwickelt. Für Fisichella kam das Aus sofort, nachdem er neben der Strecke war, wieder zurückkam und dabei in den Fahrtweg des ankommenden Sakon Yamamoto (Spyker) fuhr, der voll auf den Renault auffuhr. Kovalainen konnte nach Reparatur noch etwas fahren. Ein weiterer Unfall riss ihn später ganz aus dem Rennen.

Titel-Bild zur News: Sakon Yamamoto Giancarlo Fisichella

Hier endete Giancarlo Fisichellas Rennen: Er fuhr in Sakon Yamamotos Fahrtweg

"Wir hatten uns für eine sehr mutige Strategie entschieden und planten einen sehr kurzen ersten Turn auf den superweichen Pneus und mit besonders leichter Benzinladung", so Kovalainen. "Mein Start war erneut sehr gut und ich näherte mich neben Ralf Schumacher der ersten Kurve auf der Außenlinie, um eingangs der folgenden Rechtskurve in einer guten Position zu sein. Doch dann kam es vor uns zu einer Kollision, in die auch Giancarlo Fisichella verwickelt wurde, und Ralf ruschte in mein Auto."#w1#

Dabei hatte der Finne noch Glück im Unglück. "Erst dachte ich, es hätte meine komplette vordere linke Radaufhängung zerrissen", fuhr er fort. "Zurück an der Box stellte sich jedoch heraus, dass es sich nur um einen defekten Reifen handelte. Also tankten wir meinen Renault R27 voll, zogen die härteren Pneus auf und gingen wieder ins Rennen. Unglücklicherweise kehrte ich jedoch genau in einer Gruppe von Fahrzeugen auf die Strecke zurück, die mich überrundeten. Ich habe auf meinem ersten Turn fast dauerhaft die Blaue Flagge gesehen und musste andere passieren lassen, obwohl ich eigentlich hätte schneller fahren können als sie. Doch so sind die Regeln."

Unfallursche bei Kovalainen noch unklar

"Als sich die Verkehrssituation um mich herum etwas beruhigt hatte, wollte ich mein Auto nur noch ins Ziel bringen", so Kovalainen, der mit diesem Vorhaben aber nicht sehr weit kam. "In Kurve 2 fühlte ich jedoch eine Vibration vom linken Hinterrad und ging mit dem Fuß etwas vom Gas - worauf die Hinterachse abrupt die Haftung verlor und ich in die Reifenstapel rutschte. Es ist wirklich ein Jammer, das Saisonfinale auf diese Weise zu beenden, denn sonst hätte ich in jedem einzelnen Grand Prix dieses Jahres das Ziel gesehen. Aber so ist es manchmal."

"Jetzt widme ich mich direkt meiner nächsten Herausforderung: Im November gehe ich beim New-York-Marathon an den Start, danach konzentriere ich mich wieder voll auf die bevorstehende Saison", fuhr er fort. "Wenn ich Formel 1-Weltmeister werden will - und nicht anders lautet mein Ziel - muss ich physisch und psychisch besser vorbereitet sein, als dies noch in diesem Jahr der Fall war. Damit kann ich nicht früh genug beginnen."

Für Fisichella, der noch nicht weiß, was er 2008 machen wird, war das Rennen nich viel kürzer. "Das ganze Team und auch ich haben eine sehr schwierige Saison erlebt, da hätte ich es mir sehr gewünscht, dass das letzte Rennen etwas länger dauern würde als nur zwei Runden", so der Römer. "Beim Start rutschte mir jemand ins Heck, wodurch mein Auto beschädigt wurde. Eingangs der zweiten Runde kämpfte ich mit einem Williams um Positionen, rutschte dabei aber von der Strecke. Auf dem Gras neben dem Asphalt konnte ich das Auto nicht mehr kontrollieren oder verlangsamen und kreiselte auf die Piste zurück."

Team hätte "einen besseren Jahresabschluss verdient"

"Dort traf mich ein weiterer Kontrahent, was für uns beide leider zum Ausfall führte", erklärte er über den Unfall mit Yamamoto. "Aus meiner Sicht ein typischer Rennunfall, den ich trotzdem bedauere. Es ist wirklich schade, dass wir aus Brasilien mit leeren Händen und ohne eine Belohnung für die harte Arbeit einer ganzen Saison nach Hause zurückkehren. Ich möchte mich bei allen Mechanikern und Ingenieuren bedanken: Egal, wie schwierig es für uns aussah, sie haben nie den Mut sinken lassen und hätten einen besseren Jahresabschluss verdient."

"Ein schwieriges Jahr ist mit einem schwierigen Rennen zu Ende gegangen", so das erste Resümee von Teamchef Flavio Briatore. "Wir wussten, dass es für uns im letzten Teil der Saison nicht einfacher werden würde, denn wir konzentrieren uns bereits seit geraumer Zeit auf 2008. Wer so wie wir im hart umkämpften Mittelfeld unterwegs ist, dem können solche Zwischenfälle zustoßen. Wir waren bereit, eine mutige Rennstrategie zu versuchen. Vielleicht hätte sie sich ausgezahlt. Aus meiner Sicht ist es jedoch von wesentlich größerer Bedeutung, dass wir als Team dieses Jahr - das für uns so viele Herausforderungen und Probleme mit sich gebracht hat - erhobenen Hauptes und mit ungebrochenem Kampfwillen durchstanden haben."

"Die Unterstützung, die wir dabei von Renault, 'ING' und allen anderen Partner erhielten, war dabei eine ständige und große Hilfe, für die ich mich an dieser Stelle zutiefst bedanken möchte", fuhr er fort. "Jetzt nehmen wir gleich die nächste Herausforderung an und werden beweisen, dass wir im kommenden Jahr so stark wie nie zuvor zurückkehren werden und unseren Platz an der Spitze des Feldes wieder einnehmen. Ich persönlich hege überhaupt keine Zweifel, dass uns dies gelingen wird."

Symonds: "Umso fulminanter zurückzuschlagen"

Auch Chefingenieur Pat Symonds hatte sich vom Rennen in Brasilien mehr erhofft. "Das Rennen von Giancarlo Fisichella endete früh: Wer wie er in nur zwei Runden gleich zwei Unfälle verkraften muss, kommt schnell zur Erkenntnis, dass es wohl nicht sein Tag ist", erklärte er. "Bei Heikki Kovalainen haben wir uns nach dem enttäuschenden Abschneiden im Qualifying für eine abweichende Strategie entschieden, da mit konventionellen Methoden die Aussicht auf WM-Punkte ohnehin nur gering waren."

"Wir wollten ihn auf einen kurzen ersten Turn mit den problematischen superweichen Pneus schicken. Dass sein Startstint jedoch so kurz sein würde, damit hatten wir nicht gerechnet", so Symonds. "Er kehrte aus der ersten Runde mit einem defekten Reifen zurück. Obwohl bereits einen Umlauf im Hintertreffen, fuhr er fortan ein sehr kämpferisches Rennen, das mit einem Unfall in Kurve 3 vorzeitig endete. Wir müssen jetzt analysieren, was die Ursache für seinen Abflug war."

Und auch der 54-Jährige versprach für 2008 ein Comeback von Renault an der Spitze: "Wir bei Renault sind bekannt dafür, dass wir uns sehr ehrgeizige Ziele setzen. Der dritte Rang in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ist kein Resultat, für das wir uns schämen müssten. Dennoch entspricht dieses Ergebnis nicht unseren Erwartungen. Wir nehmen es als Ansporn, in der kommenden Saison umso fulminanter zurückzuschlagen."