Toro Rosso: Motorintegration nach Vermutungen geplant

Aufgrund der späten Entscheidung stellte Toro Rosso Vermutungen an, wie man den Ferrari-Antrieb optimal ins Auto integriert - Berechnungen anhand von Fotos!

(Motorsport-Total.com) - Der neue Toro Rosso mit dem Ferrari-Hybrid-Antrieb aus dem Vorjahr präsentierte sich beim ersten Formel-1-Wintertest in Barcelona grundsolide. Während das italienische Team im vergangenen Jahr warten musste, bis der Motorendeal bestätigt wurde, stellte das Technikerteam Vermutungen an, wie man den Antrieb optimal in das Auto integriert. Erst im vergangenen November stand fest, dass Toro Rosso von Renault zu Ferrari wechseln wird. Das gestaltete die Vorbereitungen schwierig, da die Architektur des Autos schon im August festgelegt werden musste.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Die Verkleidung des STR11 schmiegt sich eng an die Kühler (auf Zoom klicken!) Zoom

Der italienischen Mannschaft war zu jenem Zeitpunkt bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit für den Partnerwechsel sehr hoch ist. Deshalb wurde dafür ein Plan erarbeitet. "Als klar wurde, dass wir entweder die Power Unit wechseln oder beim bisherigen Partner bleiben, setzten wir die Arbeit fort, vermuteten aber auch, was zu tun wäre", sagt Technikdirektor James Key bei 'Autosport'. "Es hört sich verrückt an, aber wir orientierten uns an Fotos und Gerüchten. Darauf baut man einen Plan für den Eventualfall auf."

Vor allem der Zeitplan war ein Problem, denn lange war nicht sicher, ob Toro Rosso mit Ferrari fahren würde. "Es sah alles danach aus, aber wir konnten nicht mit Ferrari über Designpläne sprechen, bevor der Vertrag nicht unterzeichnet ist", beschreibt Key die schwierige Lage. "Wir erstellten CAD-Modelle anhand von Fotos. Das hört sich plump an, aber was hätten wir sonst machen sollen?"

Der Test hat gezeigt, dass Toro Rosso gute Arbeit geleistet hat. Entsprachen die Vermutungen der Realität? "Ja, das war sehr überraschend", schmunzelt Key. "Wir entwarfen beim Packaging den ungünstigsten Fall. Als wir dann die Designdaten erhielten, waren einige Bereiche besser als gedacht. Das Packaging macht nur zehn Prozent der Aufgabe aus, es geht um Details. Wir kamen zu bekannten Punkten und konnten von dort die nächste Richtung ausarbeiten."

"Die eigentliche Form des Motors ist nicht knifflig, es geht um Details und einige Spezifikationen. Bei der Entwicklung des Kühlsystems braucht man die richtige Spezifikation des Motors, damit man die Anforderungen des Motors und des Chassis erfüllen kann. Normalerweise dauert das Monate, aber wir brauchten nur zwei Wochen. Das war ein großer Erfolg für uns. Unsere Mitarbeiter der Produktion haben unglaubliches geleistet. Die vergangenen drei Monate waren sehr stressig."


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Die optimale Integration des Antriebs in das Auto wird auch beim Blick auf die Aerodynamik deutlich. Die Verkleidung schmiegt sich eng an die Kühler an (hier für ein größeres Bild klicken). Toro Rosso setzte hier aerodynamisch ein aggressives Konzept um, das den Luftstrom zum engen Cola-Flaschen-Heck optimiert.

Und auch Red Bull musste lange auf die Motorentscheidung warten. Schließlich blieb es bei Renault. Hat die späte Bestätigung das Design des RB12 beeinflusst? "Es ist natürlich nie leicht, wenn die Entscheidung für deinen Motor sehr spät fällt", sagt Red-Bull-Chefdesigner Rob Marshall. "Da dieser Motor sehr ähnlich wie der alte ist, sollte es kein Problem sein. Wir hätten in einem knappen Zeitfenster auch einen anderen Motor einbauen können. Es ist aber deutlich einfacher, wenn man man beim gleichen Motor bleibt, der prinzipiell die gleiche Form und Architektur hat."