Toro Rosso in Ungarn: Neuer Fahrer, neues Update
Bei Toro Rosso will man in der zweiten Saisonhälfte einen ähnlichen Aufschwung hinlegen wie im Vorjahr: Bringt Jaime Alguersuari viel Geld mit?
(Motorsport-Total.com) - Bei Toro Rosso drückt man vor dem Grand Prix in Ungarn einmal kräftig auf den Reset-Knopf. Nach einem guten Auftakt des Jahres 2009 waren die Italiener zuletzt deutlich abgefallen und hatten in den vergangenen Rennen kaum Chancen auf Punkte. In Ungarn soll alles anders werden: Sébastien Bourdais wurde rausgeworfen, der STR3 kommt als runderneuertes Fahrzeug nach Budapest.

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Toro Rosso rüstet auf: In Ungarn endlich auch mit Doppeldiffusor
"Wir haben in Melbourne, China und später in Monaco gepunktet, aber seither haben wir den Anschluss verloren", gab Teamchef Franz Tost zu. Die Gründe seien eindeutig: "Die anderen haben ihre Autos konstant verbessert. Wir hatten hingegen höchstens Kleinigkeiten, die wir an unser Fahrzeug brachten. Wir sind zum Beispiel das einzige Team, das noch nie mit einem Doppeldiffusor gefahren ist." Man habe sich bewusst aus Kostengründen dafür entschieden, sich auf ein großes Updatepaket zu beschränken.#w1#
Dieses umfassende Verbesserungspaket kommt nun am Hungaroring erstmals zum Einsatz. Auch ein neuer Pilot wird im Cockpit sitzen. Nach dem Rauswurf von Bourdais verdichten sich die Hinweise, dass der junge Spanier Jaime Alguersuari in die Formel 1 aufrücken wird. Nach spanischen Medienberichten wird der amtierende Champion der Britischen Formel 3 nicht nur von Red Bull gefördert, sondern bringt auch noch rund zwei Millionen Euro von privaten Sponsoren mit.
Kein Wort über den neuen Piloten
Tost wollte den Deal mit Alguersuari noch nicht bestätigen, aber er setzte gegen Bourdais noch einmal zur verbalen Blutgrätsche an: "Abseits von den eingeschränkten Entwicklungsmöglichkeiten mit dem Auto hatten wir auch einen Fahrer, der unsere Erwartungen nicht bestätigen konnte." Nun werde man nach vorne schauen und einen Neustart in die laufende Saison hinlegen. "Wir hoffen, dass uns das Update eine Verbesserung in der zweiten Saisonhälfte ermöglicht, wie wir es im vergangenen Jahr erlebt haben."
Die Leistungen von Formel-1-Rookie Sébastien Buemi lobte der Österreicher erneut: "Er hat einen guten Job gemacht. Man muss bedenken, dass er als Rookie der Leidtragende des Testverbots ist. Er ist noch nie zuvor mit einem Formel-1-Auto in Silverstone oder auf dem Nürburgring gefahren. Er kennt die Strecken zwar aus der Formel 3 und der GP2, aber das ist nicht vergleichbar. Die Formel 1 ist viel komplexer und die Veränderungen der Streckenbedingungen wirken sich viel stärker aus."
In den vergangenen Jahren hätten sich Neulinge viel besser auf die Königsklasse einschießen können. "Früher hätten wir bestimmt mindestens drei Testtage in Silverstone verbracht", so Tost. "Wenn man durch Testbeschränkungen Geld sparen will, dann werden im Gegenzug die Rookies leiden. Wir können aber auf jeden Fall sagen, dass Buemi im Jahr 2010 ein viel kompletterer Fahrer sein wird."
Buemi hat das Team beeindruckt
Auch Technikchef Girgio Ascanelli stellte dem jungen Schweizer ein gutes Zeugnis aus. "Ein junger Fahrer erlebt in seinem ersten Jahr in der Formel 1 auch mal Rückschläge", erklärte der Italiener. "Er verliert dann etwas Selbstvertrauen, das sich dann erst wieder aufbauen muss. Als Vettel zu uns kam, war er bereits ein Jahr lang dritter Fahrer beim BMW Sauber F1 Team gewesen, außerdem hatte er schon einen Grand Prix bestritten. Nicht vergessen: Auch Vettel qualifizierte sich in seinem ersten Rennen für uns nur auf Platz 18."
¿pbvin|512|1760||0|1pb¿Allerdings habe der junge deutsche Star im vergangenen Jahr erhebliche Fortschritte gemacht und sei zu einem gewichtigen Teil an der Performance von Toro Rosso beteiligt gewesen. "Er ist enorm gereift. Auch er hatte eine Phase, wo er nicht genau wusste, warum er gerade besonders schnell oder langsam ist. Das ist bei einem jungen Fahrer ganz normal. Er hat das gut gemeistert. Aber auch die technische Entwicklung hat uns im vergangenen Jahr geholfen. Das Reglement war stabil und die Schritte nicht mehr groß. In diesem Jahr ist das anders."
"Vettel hat grandiose Leistungen gezeigt", sagte der Italiener über den Monza-Sieger 2008. "Die Situation ist doch so: Ich war im vergangenen Jahr kein Genie und ich bin in diesem Jahr nicht plötzlich ein Idiot. Wenn wir einem jungen Fahrer wie Buemi nun neue Teile ans Auto machen, dann ist es für ihn schwieriger, sich an die veränderten Dinge zu gewöhnen", so Ascanelli, der allerdings betonte, dass man dies nicht als Kritik am Schweizer verstehen dürfe. "Er hat doch erst neun Grands Prix auf dem Buckel und ist dabei vier Mal ausgefallen."
Updatepaket soll für Aufschwung sorgen
Das neue Updatepaket macht aus dem STR3 eine regelrechte B-Version. "Wir bringen in Ungarn einen neuen Unterboden, einen neuen Heckflügel, veränderte Endplatten, eine neue Nase, die einen erneuten Crashtest erfordert, neue Bremsen und viele Dinge mehr", zählte Ascanelli auf. "Es ist verdammt viel! Wir alle haben hart daran gearbeitet, um dieses Paket fertig zu bekommen. Aber in diesem Jahr ist die Arbeit noch härter als im vergangenen Jahr."
"Man meint oft, dass der Unterschied zwischen dem Red Bull und unserem Auto nur der Motor sei, aber das ist nicht ganz richtig", so der erfahrene Technikchef. "Es geht um Motor, Getriebe, Kupplung, Hydrauliksystem, Wasser- und Ölkreislauf und elektrische Systeme. Außerdem war unser Auto ursprünglich für die Nutzung des Ferrari-KERS gebaut, der RB5 sollte dagegen das Renault-System tragen. Es war nicht so, dass wir einfach die Red-Bull-Teile nachbauen konnten. Wir brauchen auch eine ganz andere Aufhängungen hinten, um den gleichen Radstand erreichen zu können."
Man sei sich bisher nicht im Klaren darüber, wie weit Toro Rosso durch das Update nach vorn kommen könnte. "Das hängt ja auch von den Fortschritten der anderen Teams ab", sagte Ascanelli. "Es gibt in diesem Sport keinen Stillstand. Wir haben im vergangenen Jahr zur zweiten Hälfte der Saison einen erheblichen Schritt gemacht und genauso wollen wir es in diesem Jahr erleben."

