Todt: "Es hat alles seinen Lauf genommen"
Ferrari-Rennleiter Jean Todt über die starke Vorstellung von Barrichello und Schumacher, der völlig neben seinen Schuhen stand
(Motorsport-Total.com) - Bisher haben Michael Schumacher Premieren neuer Strecken große Erfolge eingebracht, doch der Große Preis von China stand von Anfang an irgendwie unter keinem guten Stern für den Weltmeister. Erst blieb der Ferrari-Pilot im Training - für ihn völlig ungewohnt - wegen eines Software-Fehlers am Ende der Boxengasse stehen, dann drehte er sich in der Qualifikation von der Strecke. Zu Beginn des Rennens stand ihm, aus der Boxengasse gestartet, das Safety Car im Weg, es folgten ein Zusammenstoß mit Christian Klien, ein Dreher sowie ein Reifenplatzer und schlussendlich die schlechteste Zielankunft seiner Formel-1-Karriere

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Michael Schumacher und Jean Todt gratulieren Rubens Barrichello
Aber zum Glück konnte das Team auf Rubens Barrichello bauen, der wie schon in Monza eine starke Vorstellung bot: "Es war wichtig, dass wir uns auf Rubens verlassen konnten, als wir auf Grund von Michaels Startposition wussten, dass nun alles auf der Schulter von einem Fahrer und einem Auto lasten würde", so Ferrari-Rennleiter Jean Todt. "Rubens fuhr ein fehlerfreies Rennen, dafür muss man ihm gratulieren."#w1#
Für Ferrari war es wichtig gewesen, das Rennen in China zu gewinnen, denn man möchte dort die Absatzzahlen verdoppeln: "Wir waren zuversichtlich, dass alles perfekt laufen würde, dass Rubens ein perfektes Rennen fahren würde, dass die Bridgestone-Reifen perfekt sein würden und auch, dass das Team perfekt arbeiten würde." Nun verspüre das Team eine "beträchtliche Befriedigung" angesichts von Saisonsieg Nummer 14 im 16. Rennen.
Nach einer solch erfolgreichen Saison ist natürlich niemand bei Ferrari von Schumacher enttäuscht oder gar sauer auf die Vorstellung des Deutschen am vergangenen Wochenende: "Wir wussten, dass es problematisch ist, wenn man aus der Boxengasse startet, denn dort befinden sich Autos, die deutlich langsamer sind als jene vorne. Wir haben eine ehrgeizige Strategie gewählt, eine, die riskant war, aber wenn alles reibungslos verlaufen wäre, hätte Michael in den Punkten ins Ziel kommen können. Aber leider war dies nicht der Fall."
Bei der Formel-1-Premiere in Shanghai war Ferrari bei weitem nicht so dominant wie bei vielen anderen Rennen in dieser Saison und so war der Sieg keinesfalls eine leichte Übung: "Räikkönen war auf der gleichen Strategie wie wir, Button auf einer anderen. Sie waren die härtesten Gegner. Und natürlich dürfen wir auch uns selbst nicht vergessen. Wir mussten zuverlässig sein, durften uns keinerlei Fehler erlauben."
Das Rennwochenende von Schumacher war schon seltsam, bedenkt man, dass er in der ersten Qualifikation die mit Abstand stärkste Rundenzeit fuhr, sich im alles entscheidenden Qualifying dann drehte. Im Rennen folgte erneut ein Dreher, in der letzten Runde fuhr er dann die schnellste Runde des Rennens, 0,215 Sekunden schneller als Teamkollege Barrichello: "Michael hat sich im Rennen gedreht, das passiert ihm nicht oft, aber er ist ein Mensch, also kann er sich drehen. Danach haben die Dinge ihren Lauf genommen."
Wie konnte sich Michael Schumacher hinter Fernando Alonso drehen? "Als er den Autos folgte, führte dies zu einem Verlust an Abtrieb an der Front seines Autos, wodurch er an Haftung verlor. Als er hinter Alonso fuhr, drehte er sich, also veränderten wir seine Strategie. Dann hatte er ein Problem mit einem Plattfuß, dies alles zusammen erlaubte es ihm nicht, ein Rennen zu fahren, das er locker in den Punkten beendet hätte. Aber wir wissen sehr gut, dass wenn man nicht vorne oder nahe an der Spitze ist, man keine Vorhersagen treffen kann."
Dass Schumacher seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft kein Rennen mehr gewonnen hat, bereitet dem Franzosen keine Sorgen: "Er ist zwei Mal Zweiter geworden. Wenn man Spa nimmt, dann wurde er geschlagen, weil sie einfach besser waren wie ihr, ihr Paket war das Bessere. Wenn man Monza nimmt, dann hatte er sich gedreht, weil er mit Trockenreifen unter nassen Bedingungen fuhr und er ist im Getriebe von Rubens Barrichello Zweiter geworden."
Für die verbleibenden zwei Saisonrennen hat sich Ferrari das altbekannte Ziel vorgenommen: "Wir wollen den Sieg holen, denn unser Siegeswille ist so groß wie immer, trotz aller Erfolge, die wir bisher einfahren konnten. Wir wollten hier in China wirklich gewinnen, denn es ist für unsere Zukunft ein wichtiges Land und wir wollen diesen Sieg den zehntausenden von Fans widmen, die die Tribünen dieser fantastischen Anlage gefüllt haben."

