• 08.02.2005 16:43

  • von Fabian Hust

Theissen: Wo Heidfeld besser ist als Ralf und Montoya

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen erklärt, warum er so froh ist, dass sich Williams für Nick Heidfeld entschieden hat

(Motorsport-Total.com) - Ja, natürlich sei es für BMW ein Bonus, einen Fahrer aus Deutschland im Auto sitzen zu haben, aber nein, diese Tatsache war bei der Fahrerwahl nicht ausschlaggebend. BMW Motorsport Direktor Mario Theissen hat die Frage nach der "Wunschnationalität" schon oft genug beantwortet, aber er bekam sie natürlich im Rahmen der Präsentation von Nick Heidfeld als zweiten Stammfahrer des BMW WilliamsF1 Teams noch hunderte Male gestellt.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld wird von BMW Motorsport Direktor Mario Theissen sehr gelobt

Auch das gerade von der britischen Presse hochstilisierte Sponsoring von 'Petrobras' war bei der Fahrerfrage schlussendlich nicht das Zünglein an der Waage. Wie viel Geld das brasilianische Erdölunternehmen zahlt, ist nicht bekannt, aber es ist ganz offensichtlich nicht genug, dass Antonio Pizzonia von vorneherein als gesetzt galt. "Ich hatte intern mehr Einblick in die Zusammenhänge, insofern merkte ich bald, dass dies eine weniger große Rolle spielt als es in den Medien dargestellt wurde", so Nick Heidfeld gegenüber der 'motorsport aktuell'.#w1#

Der Einfluss von BMW auf die Fahrerwahl hält sich bei WilliamsF1 in Grenzen und aus diesem Grund hat es Mario Theissen auch "sehr gefreut", dass die Wahl von Teamchef Frank Williams schlussendlich auf den 27-Jährigen gefallen ist, der sich gegen den im Team bestens bekannten Pizzonia bei Testfahrten durchsetzen konnte: "Für Nick ergab sich die Chance, sich dem Team ausgiebig vorzustellen, und diese Chance hat er genutzt. Er darf auf das Ergebnis stolz sein, ich kann ihm nur gratulieren."

"Im Nassen einer der weltbesten Piloten"

"Wirklich beeindruckt" hat der Deutsche sowohl WilliamsF1 als auch die Motorenleute von BMW bei seinen Testauftritten: "Zum einen durch seinen natürlichen Speed, der auf nasser Bahn noch mehr zur Geltung kommt. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass Nick auf nasser Strecke einer der weltbesten Piloten ist. Da hat er ein ungewöhnliches Gespür, wo die Haftgrenze des Fahrzeugs liegt."

Die ersten Eindrücke von "Quick Nick" waren positiv und das Team kann sich berechtigte Hoffnungen machen, dass Heidfeld diese Leistungen auch an den Rennwochenende abrufen wird. Denn der Deutsche hat in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass er unter Druck nicht mehr Fehler macht, die Vorstellungen im Einzelzeitfahren im schwer zu bändigenden Jordan waren vergangenes Jahr beeindruckend.

Genau solche Fehler hatte sein Widersacher Antonio Pizzonia während seiner Zeit bei Jaguar und WilliamsF1 immer wieder gemacht - der Brasilianer war bei den Tests sauschnell, brach unter Druck aber häufig zusammen.

"Das habe ich in diesem Ausmaß noch bei keinem anderen Fahrer gesehen"

Beeindruckt hat das Team auch die "hochprofessionelle" Arbeitsweise des neuen Fahrers und dessen "profundes Technikverständnis": "Nick ist ein Fahrer, der sich sehr viele Gedanken über ein Auto macht und darüber, wie er die Abstimmung verbessern könnte. Das habe ich in diesem Ausmaß noch bei keinem anderen Fahrer gesehen", so Theissen. Man bedenke, dass Theissen schon mit den Herren Ralf Schumacher, Juan-Pablo Montoya und Jenson Button zusammen gearbeitet hat.

Nick Heidfeld hat nun 19 Rennen Zeit zu zeigen, dass er den Platz im Team langfristig verdient hat, denn Jenson Button könnte 2006 zum Team endgültig zurückkehren. Nach einer enttäuschenden Saison bei Jaguar und einigen ermutigenden Vorstellungen als Ersatzfahrer von Ralf Schumacher vergangenes Jahr, hat Pizzonia erstmal einen bösen Rückschlag wegstecken müssen: "Er war natürlich enttäuscht", erinnert sich Theissen an die Situation, als ihm Frank Williams kurz vor der Präsentation des neuen Autos die Nachricht überbrachte: "Er hat ungefähr eine Viertelstunde gebraucht, um das schlucken."

Webber und Heidfeld - die Überraschung der Saison?

Das BMW WilliamsF1 Team hat nun zwei Fahrer unter Vertrag, die noch kein Rennen gewinnen konnten. Weil die Mannschaft von Frank Williams den WM-Titel gewinnen möchte, haben einige Experten dem Briten bei der Fahrerpolitik (wieder einmal) ein mehr als nur unglückliches Händchen vorgeworfen, doch Theissen gibt sich optimistisch: "Ich wäre nicht überrascht, wenn Nick Heidfeld und Mark Webber am Ende der Saison als wesentlich stärkere Fahrerpaarung angesehen würden, als man das heute tut."